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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0220
Kaufhold

sitzer, wie Basilius Herold, der älteste Genealog des Zollernschen Hauses. Es sind
einige sehr seltene und kostbare alte Inkunabeln darunter und andere mächtige Folianten
des 16. Jahrhunderts in einem Zustand, der leider die Spuren langer Verwahrlosung
nur zu deutlich erkennen läßt. Ohne Zweifel wird ihnen jetzt die
nöthige Fürsorge zu Theil werden, welche schon die Pietät gegen diesen ältesten
Bestandtheil der fürstlichen Bibliothek verlangt.

In ähnlicher Lage sind zum Theil auch die von der Tübinger Bibliothek erworbenen
Inkunabeln, deren Werth gerade für die Sigmaringer Bibliothek dadurch erhöht
wird, daß sie fast ohne Ausnahme aus alten schwäbischen Klöstern stammen
und Denkmäler der ältesten einheimischen Pressen zu Reutlingen und anderen
Orten sind. Auch von den Einbänden hat der Hofrath Rößler eine Sammlung der
seltensten Einzeldrucke abgelöst, welche für die Geschichte der Buchdruckerei von
großer Wichtigkeit sind.

Wenn eine umfaßende Sammlung alter Drucke kaum als eine paßende Aufgabe
für die hiesige Bibliothek bezeichnet werden kann, so ist dagegen eine Vereinigung
der frühesten Erzeugnisse der einheimischen schwäbischen Pressen hier recht eigentlich
an ihrem Orte, und es muß als ein besonders günstiger Umstand bezeichnet
werden, daß eine solche Erwerbung gleich bei der Begründung der neuen fürstlichen
Bibliothek möglich war.

Nicht minder glücklich war es, daß sich aus denselben Tübinger Doubletten ebenfalls
eine sehr schätzbare Sammlung von Schriften über die Würtetnbergische Geschichte
erwerben ließ, welche natürlicher Weise in der hiesigen Bibliothek nicht
fehlen dürfen.

Diesem neu erworbenen Kerne der werdenden Bibliothek reihen sich dann die
in den jetzigen Bibliothekzimmern vereinigten älteren Sammlungen an, unter welchen
sich vorzüglich eine Reihe von kostbaren Prachtwerken auszeichnet, Werke, die,
zum Theil von großer Seltenheit, in öffentlichen Bibliotheken nicht leicht zu finden
sind, wie Le Livre d'Heures de la Reine Anne de Bretagne, The Illuminated Books
of the Middle Ages von Henry Noel Humphreys. Die facsimilirten Statuts de
POrdre du Saint-Esprit, die Catacombes de Rome, die Description de l'Egypte
nebst den großen Werken von Lepsius u.a.m.

Auch die Einbände dieser und anderer Prachtwerke sind von wahrhaftem
Kunstwerthe, der ihnen eine selbständige Bedeutung giebt.

Erfreulich zu sehen ist es, daß der große Reichthum an Handzeichnungen, Holzschnitten
und Kupferstichen geschichtlich, kunsthistorisch und systematisch geordnet
und daraus eine höchst lehrreiche Sammlung gebildet ist, welche, auf Pappe befestigt
und in ca. 80 großen Mappen verwahrt, gegen Beschädigung gesichert und wissenschaftlicher
Benutzung zugänglich gemacht ist, doch fehlt es auch dieser Sammlung
jetzt an Raum zur würdigen und zweckmäßigen Aufbewahrung.

Einen besonderen Schatz verwahrt die Bibliothek an den kostbaren Turnierbüchern
des Hans Burgkmaier.

Die Sammlung der Manuscripte habe ich einzeln durchgenommen, doch haben
die meisten nur artistischen Werth, und in dieser Beziehung sind sie in den ausführlichen
Beschreibungen des Herrn Prof. Müller bereits hinlänglich gewürdigt. Die
Mehrzahl besteht aus Gebetbüchern des 15. Jahrhunderts, von denen einige durch
die nachweisbare Herkunft von der Ausgburger Malerschule Zeitbloms besonderen
Werth haben. Mehrere zum Theil sehr schöne sind burgundischen und französischen
Ursprungs; andere stammen aus den niederländischen Fraterhäusern und Augustiner-

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