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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0240
Vereinsmitteilungen

Sicher konnten, wie er weiter anmerkte, nur die Absichten, das sich wandelnde Selbstverständnis
des Vereins und die Auffassungen der Personen, die sie geprägt haben, skizziert
werden. Dem politischen Hintergrund - einer weiteren Praemisse - widmete der Redner
detaillierte Aufmerksamkeit und kam zum Schluß, die Sonderstellung Hohenzollerns, dessen
Eigenentwicklung erst mit dem Hineinwachsen in den regional, stammesmäßig und
wirtschaftlich entsprechenden Südweststaat endete, habe die Ausprägung eines regionalen
Heimat- und Geschichtsbewußtseins gefördert.

Dr. Kallenbergs vierte Vorbemerkung - er wolle sich schwerpunktmäßig mit den Bestrebungen
befassen, die zur Gründung des Geschichtsvereins führten - leitete den Hauptteil
des Vortrags ein. Am Beispiel zweier Publikationen machte der Referent die beiden divergierenden
Zielsetzungen deutlich, die auch in der weiteren Entwicklung häufig zu beobachten
waren. Während in Ernst Georg Johlers „Geschichte, Land- und Ortskunde der sou-
verainen teutschen Fürstenthümer Hohenzollern Hechingen und Sigmaringen" (1824) das
statistische Element überwiege, habe der 22jährige Jurastudent Fidelis Baur mit seiner „Geschichte
der Hohenzollernschen Staaten Hechingen und Sigmaringen" bereits damals eine
frappierend moderne Konzeption der Landesgeschichte entwickelt; mit ihm beginne - trotz
gewisser Mängel des Jugendwerks - die anspruchsvolle Geschichtsschreibung in Hohenzollern
. Von Baur, auf dessen Werk sich seit den 30er Jahren geschichtliches Wissen über
Hohenzollern gründe, führte der Akademische Rat zu Friedrich von Laßberg, dessen Aufsatz
über die Geschichte des Klosters Hedingen am Anfang der auf Urkunden gestützten
Einzelforschung stehe und bei dem'bereits der kritisch fragende Umgang mit historischen
Quellen dominiere („Schwabenspiegel"). Als Antipoden nannte Dr. Kallenberg den damaligen
Hofkammer-Direktor Fidelis von Schnell, dessen Sohn Eugen Schnell - einer der späteren
Mitgründer des Geschichtsvereins - mit dem väterlichen Nachlaß ausgewerteter
Urkunden hauptsächlich die „Historisch-statistische Zeitschrift für die beiden Fürstenthümer
Hohenzollern" gefüllt und versucht habe, einem umfassenden Geschichtsverständnis
Gehör zu verschaffen. Den mehr konservatorischen Ansatzpunkt habe in jener Epoche
Eduard Schwarzmann vertreten, der erste Anreger eines „Vereins für Vaterlandskunde"
(1843).

Der Darmstädter Akademische Rat und Kenner hohenzollerischer Geschichte beschäftigte
sich ferner mit einem wichtigen äußeren Einfluß: den Forschungen zur älteren hohenzollernschen
Hausgeschichte, die vom Freiherrn von Stillfried ausgingen, denen aber erst
der methodisch vorgebildete Historiker Traugott Maercker zu wesentlicher Bedeutung verhalf
. Maercker sind, wie Dr. Kallenberg erläuterte, aus einem Publikationserlös der erste
Fonds und auch ein Antrag mit Statutenentwurf für einen „Hohenzollerischen Historischen
Verein" zu danken. Mit der betont dynastisch-konservativen Auffassung Maerckers, der
Geschichte als Wall zur Abwehr des Fortschritts gesehen wissen wollte, setzte sich der
Referent kritisch auseinander. Er wies auf die hemmende Wirkung der Revolution bei der
Belebung des Geschichtsinteresses, aber auch darauf hin, daß überhandnehmende preußische
Geschichtsbetrachtung zur Stagnation geführt habe; als Beweise las der Redner eine
„Wochenblatt"-Polemik von 1858 vor.

Sicher haben nach Dr. Kallenberg bei der späteren Gründung des Vereins solche Proteste
gegen borussische Haushistoriographie mit Pate gestanden. Den Geschichtssinn in
Hohenzollern hätten andrerseits zweifellos die Sammlungen des Fürsten Karl Anton angeregt
. Der Referent berichtete von den beiden ungleichen Helfern des Fürsten, die später
- im Endstadium zusammen mit Eduard Schwarzmann - bei der Vereinsgründung Hauptrollen
spielten: vom Intendanten Karl von Mayenfisch, dem schwärmerischen Kunstsammler,
und dem ihm beigegebenen, deutlich antiborussisch- und antiklerikal-liberalen Bibliothekar
und Konservator Dr. Lehner, der bei der Einladung zur ersten Vorbesprechung im Fidelishaus
(März 1867) ein allzu klerikales „Geschmäckchen" - wie sich später herausstellte:
grundlos - befürchtet hatte.

In der Gründungsversammlung, die bereits am 15. April 1867 folgte, sei zwar Kompromißkandidat
Mayenfisch Vorsitzender geworden, doch habe Dr. Lehner den Verein bereits

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