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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0241
Vereinsmitteilungen

faktisch geleitet, dessen Vorsitz er 1871 übernahm. Als Folge des klerikal-liberalen Kompromisses
sah Dr. Kallenberg die zurückhaltend zweckbezogene Nüchternheit des Vereinsprogramms
an, allerdings auch als Zeichen für den Rückzug der vaterländischen Studien aus
der politischen Arena und den sich entfaltenden Geist des Positivismus.

Eingehend beschäftigte sich der Referent mit der Produktivität des Vereins in seinen
Veröffentlichungen. Darin übertreffe er alle vergleichbaren im deutschen Südwesten.
Dr. Kallenberg erwähnte den hohen Anteil der Geistlichen, die finanziellen Förderer und
die Sigmaringer Archive als ergiebige Quellen, wobei die des Staatsarchivs allerdings erst
vor etwa drei Jahrzehnten erschlossen worden seien. Den rührigen Fleiß Karl Theodor Zin-
gelers, der Dr. Lehner als Vorsitzender folgte, würdigte der Akademische Rat ebenso, wie
er den Rückgang kritischer Kategorien in dieser Ära anmerkte. Aus der Übergangszeit (1911
bis 1917) nach Zingelers Ausscheiden bis zur Übernahme des Vorsitzes durch Gustav Hebeisen
, den Nachfolger Zingelers als Leiter des Fürstlichen Archivs und ersten Hohenzollern
an der Spitze des Vereins, erwähnte Dr. Kallenberg die trotz Krieg erfolgte Publikation
eines Bandes der „Mitteilungen" zum 50jährigen Bestehen (1917). „Liebe und Anhänglichkeit
für die Heimat" seien - mit sentimentaler oder fortschrittlicher Note - in der Folgezeit
Hauptmotive der Heimatgeschichtsforschung und -künde gewesen, hochfliegende Pläne
allerdings nicht verwirklicht worden.

Dr. Kallenberg berichtete von wachsender Kritik aus dem Hechinger Unterland, dessen
Zurückstehen er als „Phänomen der Vereinsgeschichte" bezeichnete, zumal da mit der 1930
geschaffenen Hohenzollerischen Heimatbücherei und der seit 1931 von Walter Sauter umsichtig
redigierten „Zollerheimat" zwei Aktivposten in Hechingen zu verzeichnen waren.
Den besonders von Ernst Senn intensivierten Reformbestrebungen aus dem Hechinger
Raum, nicht hingegen primär politischen Umständen sei schließlich 1933 der Sturz des „Vereinsmonarchen
" Hebeisen zuzuschreiben.

Als „ohne Vergleich in der Vereinsgeschichte" nannte Dr. Kallenberg die Persönlichkeit
Senns, der als „Heimatverliebter" und Sammler aus Leidenschaft mit deutlicher Neigung
zum Systematisieren bis Kriegsende die Geschicke des Vereins geleitet hat. Der Referent
betonte, Senn habe mit seinen heimatkundlichen Zielen keineswegs auf dem Boden der
sogenannten NS-Weltanschauung gestanden, vielmehr alles getan, den Verein von jeglicher
Politisierung fernzuhalten. Bedauerlich sei die Kontroverse zwischen Senn und Staatsarchivrat
Herberhold gewesen. Ihren sachlichen Gehalt sieht Dr. Kallenberg im Protest des Historikers
, der die Geschichtswissenschaft nicht in ihrer Hilfsfunktion für die Heimatkunde verstanden
wissen wollte, was Senn als Angriff auf sein heimatgeschichtliches Lebenswerk angesehen
habe.

Den letzten Abschnitt der hundertjährigen Geschichte markierte der Akademische Rat
mit dem Namen des ersten Vorsitzenden nach der Wiedergründung 1948, des Geistlichen
Rats und Gammertinger Stadtpfarrers Nikolaus Maier, dem 1949 erstmals wieder publizierten
„Jahresheft", dem Wirken des Prinzen Franz Joseph von Hohenzollern als Vorsitzender
(1951 bis 1964) und der in den 50er Jahren mehrfach ausgedrückten Sorge einer
württembergischen Bevormundung. In den letzten Jahren habe sich der Verein von so
emotionalen heimatpolitischen Überlagerungen freigemacht und zum nüchternen, zweckbezogenen
Ausgangspunkt zurückgefunden. Auch Wissenschaft von der hohenzollerischen
Geschichte trage, wie Dr. Kallenberg abschließend bemerkte, zur Erhellung der menschlichen
Existenz überhaupt bei.

In den nun folgenden Grußworten der Gäste ging der stellvertretende Vorsitzende
des Hohenzollerischen Landeskommunalverbands, Studiendirektor Wiest, Hechingen, geistvoll
auf Dr. Kallenbergs Vortrag ein und wand, frei nach Lämmle, einen vierfarbigen
Gratulationsstrauß: Zur Freude des Tags trage bei, wieviel Verein und Landeskommunal-
verband gemeinsam erreicht hätten; mit Dank und Hochachtung bedenke er die Fülle jährlicher
Publikationen; reiche Jahre des Sammeins, Sichtens, Knetens und schöpferischer Arbeit
wünsche er für die Zukunft; die Freundschaft wolle der Landeskommunalverband im zweiten
Jahrhundert vertiefen, indem er die Arbeit des Vereins unterstütze. In ihm dienten

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