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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0093
Fürstenhaus und Kunstbesitz

spondieren, dazwischen schmale, durch reichverzierte Rokoko-Guirlandenstäbe begrenzte
Panneis auf weißem Grund. Ich habe ganz flüchtig versucht, diese Idee aufs
Papier zu bringen, aber nur für Sie allein." 230 Originell ist dieser Brief, da er als
Kopf ein von Leopold gezeichnetes Aquarell von Schloß Sigmaringen mit dem
Kunstbau enthält, dem er im Westen einen Turm anfügt.

Mit Passion widmet sich Leopold den heimatlichen frühgeschichtlichen Forschungen
und Ausgrabungen. Wenn er in Sigmaringen weilt, nimmt er gerne den Spaten
bei Ausgrabungen zur Hand. Fast in jedem Brief an Mayenfisch erkundigt sich Leopold
nach den Orten der Ausgrabungen und den Funden. Von den Ausgrabungen
im Thiergarten berichtet ein Brief einer Sigmaringer Bediensteten. Leopold fragt bei
Mayenfisch an: „Papa und auch ich sind recht böse auf Sie, daß Sie so lange nichts
über die interessanten Ausgrabungen im Thiergarten mitgeteilt haben. Schreiben Sie
ausführlich darüber, denn mich interessiert dieser Gegenstand außerordentlich. Was
haben Sie ausgegraben? Besteht eine Verbindung dieser Anlage mit dem Castrum?
Und wofür halten Sie die eben aufgefundenen Überreste? Wer weiß, vielleicht ist
dies nur der Anfang umfassender Entdeckungen und hat auf diesem Plateau zwischen
Inzigkofen und Sigmaringendorf eine ganze Reihe von Ansiedlungen bestanden
." 251 Das Alter der Pfahlbauten versucht Leopold nach dem Vorkommen von
Bronzegegenständen zu bestimmen. Im Gegensatz zu seinem Vater, der mittelalterliche
Kunst sammelt, liebt der Erbprinz die Antike, die römische Kunst. Mayenfisch
bietet dem Fürsten Karl Anton eine umfassende, einmalige Auktion römischer Altertümer
bei Münk in Augsburg an. Leopold verwendet sich für den Ankauf, aber erfolglos
. Mit Bedauern schreibt er: „... namentlich die 2 römischen Helme, Opfergefäße
von Bronze und die 4 Köpfe von Thon hätte ich gern behalten." 232 Aus dieser
Vorliebe zur römischen Kunst kristallisiert sich in den Jahren 1866-1868 immer
stärker die Hochschätzung und Hinwendung zur Kunst der Renaissance heraus. Entscheidende
Impulse für diese Kunstneigung erhält Leopold auf seinen Reisen nach
Italien, Portugal und vor allem nach Paris. Als Gast Kaiser Napoleons III. besichtigt
er die reichen Sammlungen und Museen, die der Kaiser neu einrichten ließ: das
Museum gallorömischer Altertümer in St. Germain, das Musee de Cluny, das
Fayencenkabinett im Louvre, die Sammlung Campana, jetzt Mus£e Napoleon III.
und die Waffensammlung des Kaisers, die im neuerbauten Schloß Pierrefond aufgestellt
werden soll. Der Kaiser begleitet oft seinen Gast und stellt ihm eine auserlesene
Gesellschaft von Kunstexperten vor, u. a. auch Viollet-le-Duc. Aufmerksam
stellt Leopold den Stilwandel von der Gotik zur Renaissance an den Pariser
Prachtbauten fest: „Namentlich die Renaissance hat eine große Verbreitung in den
jetzigen Regierungs- und Privatbauten gefunden." 283 Es ist die Zeit, in der Garnier
als Architekt der Pariser Oper und Delacroix als Maler Neobarockformen erfinden.
Diese Vorliebe für die Kunstwerke der Renaissance vertiefte Leopold auf seinen
Reisen in Italien, wo er oft zur Erholung mit seiner Gemahlin weilt. Am 14. Mai
1868 schreibt Leopold an Mayenfisch: „Ich gewinne die italienische Renaissance
immer lieber und würde gern aus dieser Zeit sammeln." 234 Auf diesen Reisen erwirbt
er zunächst römische Kleinbronzen und Terrakotten. Erst als Fürst kauft er

230 FAS, HS, Repertorium Wilhelm, 53, 90.
» Ebenda.
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<** Ebenda.

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