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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0012
Rudolf Seigel

die Gefahr, daß die „Vom-Fels-zum-Meer-Ideologie" ihres historischen Fundaments
beraubt werden könnte. Denn jahrhundertelang hatte die Stammverwandtschaft der
schwäbischen und brandenburg-preußischen Hohenzollern immer wieder die historische
Grundlage zu realen politischen Abmachungen geliefert2.

Verschiedene Umstände beendeten den Genealogenstreit. Die beiden letzten
Hauptkontrahenten, Ludwig Schmid und Christian Meyer, starben um die Jahrhundertwendes
, und 1905 erschien die Kaiser Wilhelm II. und dem Fürsten
Leopold von Hohenzollern gewidmete „Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern
" 4. Dieses Werk zählt wohl zu den ausführlichsten und besten Stammtafelwerken
über ein deutsches Fürstengeschlecht. Allerdings bewirkte es in mancher
Hinsicht - eben durch die Stammtafelform - zugleich die abrupte Beendigung noch
offener Fragen, auch wenn die Herausgeber in der Einleitung und in ausführlichen
Anmerkungen, manchmal allerdings etwas versteckt, ihre Bedenken äußerten.
Ebenso mitentscheidend für das Aufhören der Diskussion über die älteste Zollern-
genealogie dürfte das Ende der Monarchie in Deutschland gewesen sein, und, damit
zugleich zusammenhängend, die Entstehung der modernen deutschen Landesgeschichte
, die sich damals endgültig von der dynastisch-genealogischen Territorial-
und Hofhistoriographie gelöst hat. Jetzt hat sich das Verhältnis von Landesgeschichte
und Dynastengeschichte umgekehrt. Während für Forscher wie Ludwig
Schmid die Territorialgeschichte noch eine Dienerin der Dynastengeschichte gewesen
war, versteht die neue Landesgeschichte den Adel als eine soziale Gruppe im
Land. Zugleich hat aber auch wieder die mit differenzierteren Methoden betriebene
Landesgeschichte Ergebnisse erzielt, die manche alten ungelösten Fragen der
Dynastengeschichte jetzt beantworten oder einer Lösung näher bringen können5.
Hans Jänichen hat 1961 in dieser Zeitschrift anläßlich der Erinnerung an die erste
Erwähnung des Hauses Hohenzollern vom Jahre 1061 diese Betrachtungsweise
vorgeführt, dabei eine Reihe alter umstrittener Fragen gelöst und zugleich neue
Fragen gestellt *. Doch die Arbeiten früherer Generationen haben ihren Wert behalten
, vor allem dort, wo umfangreiche Quellenüberlieferung aufgearbeitet worden
ist, und ganz besonders, wo Urkunden und Regesten mitveröffentlicht sind. In

2 Vgl. Fritz Kallenberg, „Vom Fels zum Meer", Die Politisierung der dynastischen Beziehungen

der schwäbischen zu den brandenburg-preußischen Hohenzollern, in: Gedenkschrift für Martin

Göhring, Wiesbaden 1968, S. 200-213.
* Ludwig Schmid, Professor an der Realschule in Tübingen. Geb. in Vaihingen/Enz 17. 1. 1811,

gest. Tübingen 2. 4. 1898. Vgl. Mitt. Hohenz. 31 (1897/98) S. XIV u. W. Heyd, Bibliographie

der Württ. Geschichte, 3. Bd., Stuttgart 1907, S. 428, Nr. 1418.

Christian Meyer, kgl. preuß. Staatsarchivar. Geb. 21. 8. 1842 in Lichtenau bei Ansbach. „Er war
nach kurzer Ausbildung an den staatlichen Archiven drei Jahre lang, von 1871 bis 1874, Archivar
der Stadt Augsburg, wurde später als Archivsekretär zu Schleswig in den preußischen Staatsdienst
übernommen, aus dem er zu Anfang der 90er Jahre ausscheiden mußte, da er sich von
dem Vorwurf des Plagiats nicht reinigen konnte. Nach seiner Pensionierung lebte er in München,
wo er am 13. Oktober 1916 arm und vereinsamt gestorben ist. Die Zahl der Schriften und
literarischen Unternehmungen des betriebsamen Mannes ist außerordentlich groß; sie betreffen
die hauptsächlichsten Stätten seines Wirkens (Augsburg, Posen, Schlesien) und hatten außerdem
die Erforschung der Geschichte seiner Heimat, der brandenburgischen Markgrafschaften in Franken
, zum Ziel.' (Archivalische Zeitschrift 35 (1925) S. 306.)

4 Vgl. Verzeichnis der Abkürzungen.

5 Vgl. Hansmartin Schwarzmaier, Der schwäbische Adel im hohen Mittelalter, Ein Forschungsbericht
, ZHG 2 (1966) S. 23-34. (Vgl. auch Anm. 140).

6 Hans Jänichen, Zur Geschichte der ältesten Zollern, HJh. 21 (1961) S. 10-22.

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