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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0060
Hacker

Man hatte nämlich von einem Aufruf vernommen, den der Kaiser im benachbarten
Oberschwaben habe verkünden lassen, jedermann dürfe sich in Ungarn
ansiedeln *.

Nachdem die Türken nach der Schlacht bei Mohacs (1526) fast ganz Ungarn
dem Osmanischen Reich einverleibt hatten, war dem Hause Habsburg vom früheren
Ungarn nur noch ein schmaler Landstreifen im Nordwesten längs der Grenzen von
Mähren, Österreich, Steiermark und Krain verblieben. Prinz Eugen hatte 1686
Ofen-Pest, 1697 ganz Ungarn zurückerobert; der Frieden von Karlowitz (1699)
hatte Ungarn größtenteils - das Banat blieb noch türkisch - und Siebenbürgen
sowie fast ganz Slawonien und Kroatien an Österreich zurückgebracht. Aber diese
Länder waren nach rund 170 Jahren türkischer Mißwirtschaft menschenleer geworden
. Dort, vorzugsweise in Syrmien, siedelte Prinz Eugen seine Veteranen an,
und dorthin rief man Siedler aus dem Reich. So kam die erste Auswanderungswelle
1689/92 aus unserem Gebiet in Bewegung. Sie auszulösen hatte es bei der Not in
Südwestdeutschland nur des Aufrufs der kaiserlichen Impopulationskommission
bedurft. Uber 100 Parteien allein aus dem Teil unseres Raums, für den archivalische
Unterlagen vorhanden sind, folgten dem Ruf des Ostens. Einige Nachzügler sind bis
zum Ende des Jahrhunderts noch zu verzeichnen, dann aber ließen Ungarns innere
Wirren (Rakoczy-Aufstand 1703-1711) keine Einreisen dorthin mehr geraten erscheinen
.

Nachdem 1711 durch den Sathmarer Frieden die innere Ordnung wiederhergestellt
, das Erbkönigtum Habsburgs für Ungarn anerkannt und alles dies von
den Kanzeln der österreichischen Länder - so auch im benachbarten Oberschwaben
8 - verkündet war, lebte die Auswanderung aus Südwestdeutschland nach
Ungarn alsbald wieder auf, und die zweite Auswanderungsbewegung begann; es
war Frühsommer 1712.

Wieder war gerade diesem Teil des Reiches nun auch im Krieg um die habs-
burgische Erbfolge in den Niederlanden (Spanischer Erbfolgekrieg 1701-1714) die
Hauptlast des Krieges zugefallen. Es ging um die Rheinübergänge und die Schwarzwaldpässe
und um die Vereinigung französischer und bayerischer Truppen. Das
häufige Hin- und Herwogen der gegnerischen Heere und der Rückzug der bei
Höchstädt geschlagenen Franzosen, der sich unter Plünderungen und Brandschatzungen
über unseren Raum hinweg bewegte, hatten Land und Leute schwer mitgenommen
. Der Mangel an Frucht und Saatgut und die Hungersnot, schon allein
als Kriegsfolge verständlich', wurden noch empfindlicher durch die Auswirkungen
der außergewöhnlich kalten Winter 1708/09 (sogar der Rhein war zugefroren!)
und 1709/10.

So fanden gerade im Raum der oberen Donau die Werbeaktionen, die mit
kaiserlichen Genehmigungen von 1712 an von oberungarischen Grundherren betrieben
wurden, einen ungeahnt starken Widerhall. Seit dieser Zeit ließ insbesondere
Graf Karolyi zur Ansiedlung im Komitat Sathmar werben; diese Werbung
lief noch Jahrzehnte hindurch8. Für seine Herrschaft in der Batschka warb der

5 Roemer (LV 24); Kaller, S. 673. Patent der ksl. Impopulationskommission, angeblich Ungar.

Reichsarchiv, Acta publica, Fsc 33 no 15.
« SAL B. 61, III/155 o. fol. vom 15. 6. 1711.

7 Baier (LV 2); Schäfer (LV 28).

8 Schmied (LV 37) gibt Zugänge an Kolonisten an für 1712, 1714, 1720-1726, 1730, 1735-1737,
1740, 1743 ff., 1767-1774. Roemer (LV 24); Schumacher (LV 39).

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