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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0065
Auswanderung nach Südosteuropa

in Wien nach Kerwa oder Csaba (Piliscsaba) weitergeleitet wurden18). 1786
erreicht diese Auswanderungsperiode ihren Höhepunkt. Daß sie nicht ganz verebbt,
dafür sorgen in der Folge die Auswirkungen des sehr kalten Winters 1788/89,
der Teuerungen 1789 und 1798/99 infolge Ernteschäden nach andauernder Nässe!'
und der Kämpfe Österreichs mit den Heeren der französischen Revolution, die
die Rheingrenze durchsetzen wollten. In unserem Raum zogen die Truppen beider
Seiten aus und ein M; bei Ostrach und Stockach (März 1799) erzwang Österreich
den Rückzug der Franzosen ". Kriegs- und Witterungsnöte quittierte ein Teil der
Bevölkerung mit Auswanderung. Gegen Ende des alten Jahrhunderts und um
1803/04 machten sich aus dem Gebiet des Schwarzwalds und Oberrheins wieder
Auswanderer nach Ungarn auf; aus unserem Raum ließen sich jedoch Entlassungen
größeren Ausmaßes nicht feststellen. Allerdings strebten nun mehrere nach Russisch
-Polen, und als Verbündetem gegen Frankreich vermochte man Rußland die
Werbung nicht zu untersagen.

Damit sind wir für den Berichtszeitraum am Ende des Uberblicks. Auf eine
Numerierung der „Schwabenzüge", wie vielfach üblich, wurde verzichtet; sie
paßt nur immer für ein bestimmtes Einwanderungsgebiet Ungarns. Dagegen sollte
klargestellt werden, daß jede Auswanderungswelle auf mehrere Ursachen zurückging
: Der Druck zum Auswandern, der durch Kriegs- und Witterungsschäden
entstanden war, wurde fast immer verstärkt durch einen Sog zum Einwandern,
der durch direkte oder indirekte Werbung wirksam wurde.

Die Aussagen über Auswanderungen von 1689 ff. und 1712 ff. beruhen, soweit
sie unseren Raum betreffen, erst auf den Ergebnissen dieser Arbeit.

2. Gebiete der Grund- und Niedergerichtsherrschaften,
ihr Umfang und ihre Organisation.

Nach dem Streiflicht über den geschichtlichen Rahmen und die allgemeinen
Ursachen der Auswanderung wenden wir uns der Frage zu, wie wir etwas über
die einzelnen Auswanderungsfälle erfahren, insbesondere über die Personen, ihre
Verhältnisse und Beweggründe zur Abwanderung. Sieht man von gelegentlichen
Vermerken in einigen Kirchenbüchern ab, so haben wir in den Archiven zu suchen.
Dort liegt, mehr oder weniger lückenhaft erhalten, zum Teil auch noch ungeordnet,
das amtliche Schrifttum vergangener Zeiten. Aus ihm die hier interessierenden
Emigranten herauszusuchen, die Ergebnisse regestenartig zu erfassen und diese
Dokumentation richtig auszuwerten, setzt eine Übersicht über die damalige Verwaltung
und die Verhältnisse voraus, die bei einer Auswanderung ihren Niederschlag
in den Akten gefunden haben. In beiden Beziehungen herrschte eine Viel-

» WK 216, 5-15 und 48-59 sind Vormeldungen vom 4. 8. 1785 nach Wien, WK 255, 50 ff.
Abfertigung der gleichen Personen in Wien am 24. 8. 1785. Kaller (S. 677) hält irrigerweise
die erste Liste für Abfertigung in Wien (obwohl sie doch in Sigmaringen datiert ist) und die
zweite für die Zeit der Ankunft am Bestimmungsort der Ansiedler; Schilling (LV 34) hielt sogar
das erste Datum bereits für das der Ankunft!

»• SAS Tro Pr Z 1/12966:613, wiedergegeben unten 4b, XIII, 4.

30 Siehe unten 4b, II, 4. Hodler (LV 14). Barth Jakob, Gesdi. der Stadt Stockach, 1894. Merk,
Tagebuch über die Kriegsvorfälle in den Fürstenbergischen Landen 1789—1798, in: Schriften des
Vereins f. Geschichte der Baar 7 (1889), 175 ff. (Merk war Amtmann; er berichtete für 1796,
das Land sei durch Franzosen und Kaiserliche „ausgefressen").

" Hhist (Ostrach, Stockach); J. Barth siehe Anm. 30.

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