Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0015
Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen

Mainzer Erzbischof von der Kurie übergangen, der stellvertretend für den Patro-
natsherrn die Bestätigung hätte aussprechen müssen. Das Kapitel handelte gemäß
des ihm vom Kaiser übertragenen Berufungsrechtes und wählte den Bruder des verstorbenen
Pfründeninhabers, den Wormser Domherrn Hugo Kratz von Scharfen-
stein, zum Propst und führte ihn in sein Amt ein. Der neue Propst protestierte am
Kaiserhof schärfstens gegen die Einmischung von Seiten der Kurie. Bei den in Frankfurt
bestehenden konfessionellen Mehrheitsverhältnissen - die überwiegende Mehrheit
der Bevölkerung war lutherisch, während die drei Reichsstifter und die meisten
Klöster katholisch geblieben waren - wollte es Eitel Friedrich nicht auf eine Kraftprobe
ankommen lassen, da er eine Schädigung des öffentlichen Ansehens der katholischen
Kirche befürchtete. Kardinal Scipio Borghese befahl ihm jedoch auf seinem
durch die päpstliche Provision begründeten Rechtsanspruch zu beharren, bis der Fall
durch ein ordentliches Gerichtsverfahren von der Kurie kirchenrechtlich entschieden
sei Um die römische Position zu stärken, erteilte Clemens VIII. dem Zollern-
grafen mit Breve vom 15. Juli 1604 Befreiung von der Altersvorschrift für die
Übernahme einer Propstei, die sogenannte Dispens „super defectu aetatis", die
dem erst 22-jährigen Adligen den Weg zu den höheren Würden an Metropolitan-
kirchen („ad omnes dignitates post pontificalem maiores quarumque ecclesiarum
Metropolitanarum") freimachte ".

Seine ersten Erfahrungen auf diplomatischem Gebiet konnte Eitel Friedrich
in kirchlichen Streitfragen sammeln. Anläßlich eines Heimataufenthaltes (Mai 1602
bis Januar 1603) wurden dem Grafen Aufträge im Zusammenhang mit dem Straßburger
Kapitelstreit und der Kölner Administration des Bistums Lüttich mitgegeben
18. Wenig später wurde Eitel Friedrich von seinem Vetter, dem Reichskammer-
gerichtspräsidenten Johann Georg von Hohenzollern-Hechingen, um ein Gutachten
in der schwebenden Vier-Klostersache, einem heißen Eisen der Reichspolitik, gebeten
. Es handelte sich dabei um den Einspruch von vier Klöstern, die im Widerspruch
zu den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens von den Protestanten
säkularisiert wurden. Da die Rechtslage eindeutig war, versuchte Kurpfalz
eine Bestätigung des Reichskammergerichtsurteils zu verhindern, um den zur Herausgabe
der Klöster gezwungenen protestantischen Reichsständen den Rücken zu
decken. Um die Funktionsfähigkeit der Reichsjustiz in letzter Minute zu retten,
wollte der Reichskammergerichtspräsident nochmals ein kirchliches Gutachten einholen
18.

Nach dem Tod Papst Clemens VIII. (1605) verließ Eitel Friedrich Rom, um

ls Nuntiaturberichte aus Deutschland, hrsg. von Arnold Oskar Meyer, IV (1603—05), nr. 272 f.,
668 g, 754 g, 760 a, 764 a, 765 f., 766 a, 775 a, 775 c, 788 b (Korrespondenzen vom 17. Juli 1604
bis 17. Juni 1606).

17 Nuntiaturberichte IV, 613. 1: Breve vom 15. Juli 1604. Nach den Beschlüssen des Tridentinums
war Pfründenhäufung verboten. Die Kurie gewährte jedoch Ausnahmegenehmigungen, besonders
den Habsburgern und Wittelsbachern. Nach einer Erklärung der deutschen Bischöfe auf dem
Augsburger Reichstag sollte diese Bestimmung im Reich nicht angewandt werden.

18 FAS, HH 53. 464 (Domkapitel Straßburg an EF vom 14. Jan. 1603). Forst, Mitt. Hohenz. 119.
12 und 13 gibt nur private Gründe für die Deutschlandreise EFs an.

" FAS, HH 53. 870 (Reichskammergerichtspräsident an EF) und Antwoi tschreiben EFs aus Rom
(Or.) 1604 [genaues Datum unleserlich; Brief teilweise zerstört].

13


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0015