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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0026
Willi Eisele

gehalt von 7000 fl verbunden war50, und die „Fünfte Provinz" der Kongregation
für die Ausbreitung des Glaubens (Congregatio de Propaganda fide), die den
deutschsprachigen Raum umfaßte. Als einer der dreizehn Gründungskardinäle
wurde Eitel Friedrich am 6. Januar 1622 in die Propaganda fide berufen51. In einem
Schreiben an den Trierer Kurfürsten definiert Eitel Friedrich die neue Institution:
„Sonsten ist diese Congregation kein priuat werck, wie etwan die (Kreuz-) bruderschafft
zu Collen, sondern ist ain anzahl von Hern Cardinaln, welche Ire Heylig-
keit zu rhat ziehen und geprauchen, in cura universali propagandae et conservandae
fidei per Universum orbem 51a.

Neben diese offiziellen Ämter traten jedoch die vorwiegend geheimen politischen
Missionen Eitel Friedrichs für Liga und Reich, unter denen die Gesuche um
finanzielle Unterstützung zur Bekämpfung der Häretiker einerseits und der Türken
andererseits besonders hervortraten. Darüberhinaus beauftragte Ferdinand II. den
Kardinal, Verhandlungen um die baldige Freilassung des in römischer Ehrenhaft
befindlichen Kardinals Melchior Klesl, der nach seinem Sturz in der Engelsburg
festgesetzt worden war52. Eitel Friedrichs Aufenthalt in Rom (Oktober 1621 bis
Anfang Juni 1624) 5' galt vor allem dem Ziel, die Kurie im Sinne der Liga und
Bayerns zu beeinflussen. Maximilian von Bayern ging es dabei vorrangig um die
Zahlung von Subsidien für die Ligatruppen. Eitel Friedrich erreichte eine Erhöhung
dieser Gelder54. Wir können mit Sicherheit annehmen, daß die Übergabe wesent-

50 HHStA Wien, Rom Varia 5 (1621) 86 f. (Johann Georg von Hohenzollern an Kaiser Ferdinand II.
vom 10. Jan. 1621 Hechingen, Or.) enthält die Bitte, den „Comprotectoratus Nationis Ger-
manicae" auf EF zu übertragen. Neben dem kaiserlichen Botschafter hatte der Konprotektor als
höchster Reichsbeamter an der Kurie eine Mittelstellung zwischen staatlicher und kirchlicher
Interessensphäre, vgl. die Definition bei Josef Wodka, Zur Geschichte der nationalen Protektorate
der Kardinäle an der römischen Kurie, Publikationen aus dem ehemals österreichischen historischen
Institut Rom 4.1 (1938) 1 f. EF war Konprotektor vom 18. Dez. 1621 bis zu seinem Tode. Gleichzeitig
war Kardinal Scipio Borghese Protektor. Am 18. Dez. 1621 bat EF in dem Dankschreiben
an den Kaiser um die Obersendung des kaiserlichen Patents und um einen Blankoschein auf die
Vollprotektion im Falle des Todes von Borghese (HHStA Wien, Reichshofkanzlei, Protectoratus
et comprotectoratus Nationis Germanicae [1560—1791] nr. 13). Die „Patentes de comprotec-
tione . .. pro Card(inale) ab Hohenzollern" sind datiert vom 12./17. Jan. 1622 (ebenda, nr. 17).
Am 5. März 1622 bedankte sich EF beim Kaiser und bat erneut um ein pro-forma-Patent auf
die Vollprotektion (HHStA Wien, Rom Hofkorrespondenz 12). Vgl. auch Pastor 13, 74.

51 Nach Pastor 13, 102 wurde EF am 6. Jan. 1622 in die Propaganda (Gründungsausschuß) berufen.
Die Konstitution vom 22. Juni 1622 nennt EF als Gründungsmitglied, vgl. Forst, Quellen 114
(= nr. 24).

"aHStA München, Geheimes StA, K schw 36, 166 (EF an Kurfürst von Trier, 1624, 20. Jan., Rom,
Kopie).

52 Die Verhandlungen EFs über Entlassung Klesls vor der Hitzeperiode geht aus 2 Schreiben nach
Wien hervor, vgl. HHStA Wien, Rom Hofkorrespondenz 9 (1623) 13-18 (vom 13./20. Mai 1623).
Forst nennt in ADB 48 (1904) 327 die Beziehungen EFs zu Galilei, vgl. hier Anm. 89.

53 Nach den Konsistorialakten der Bibliotheca Barberini wurde EF am 23. Nov. 1621 in das Geheime
Konsistorium aufgenommen, vgl. Albers 12.1. Aus dem Briefwechsel zwischen EF und dem Herzog
von Bayern geht hervor, daß die Abreise aus Deutschland nach dem 9. Okt. 1621 erfolgte (Gespräch
EFs mit Obersthofmeister Johann von Hohenzollern in Landsberg). Nach HHStA Wien,
Reichshofkanzlei, Protectoratus [...] Nat. Germ., nr. 7 kam EF v o r dem 21. Okt. 1621 in
Rom an.

54 Hebeisen, 96. Die päpstlichen Subsidien wurden während des Romaufenthaltes EFs wesentlich
erhöht, wie folgende Statistik aus W. Goetz, Die Kriegskosten Bayerns und der Liga, Forschungen
zur Geschichte Bayerns 12 (1904) 114 zeigt. Es wird jeweils nur der Jahresbeitrag genannt:

1620 98 385 fl - kr 1622 358 400 fl - kr 1624 96 283 fl 20 kr

1621 368 389 fl 19 kr 1623 316 180 fl 25 kr 1625 8 550 fl - kr.

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