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Willi Eisele

gemacht hatte, ohne die in Aussicht gestellte Kurübertragung anzuführen. Sie alle
traten den bayerischen (Hausmacht-)Plänen mit Zurückhaltung und Skepsis entgegen
. Aus diesem Grunde war in diesem Augenblick, nach dem glänzenden Sieg
am Weißen Berg (1620), der günstigste Zeitpunkt, schnell eine politische Entscheidung
zugunsten Maximilians herbeizuführen.

In der Tat gelang es den vereinten Bemühungen des Herzogs Maximilian und
des Kardinals Eitel Friedrich, die Kurie für die bayerischen Pläne zu gewinnen,
vor allem deshalb, weil man in Rom den Herzog von Bayern als einzigen Garanten
für die Wiedererstarkung des Katholizismus sah, während die labile Haltung Kaiser
Ferdinands II. in der Frage der Gegenreformation seiner Erblande und im
Reich den Argwohn der Kurie wachrief. Im Neujahrsglückwunsch für 1622 forderte
der Papst vom Kaiser ultimativ die sofortige Übertragung der Kur auf den Bayernherzog
ohne Einschaltung eines Reichs- oder Kurfürstentages Dieser Forderung
wurde durch den Hinweis auf eine mögliche Kürzung der päpstlichen Subsidien
Nachdruck verliehen 58. Damit erreichte Gregor XV. genau das Gegenteil. Eitel
Friedrich hatte Mühe, die Wogen zu glätten, doch genügte in Wien ein einfacher
Hinweis auf das Versehen eines Kanzlisten nicht mehr 59; die versteckte bayerische
Hausmachtpoltik erweckte allenthalben Unbehagen. Hinzu kam ein Ereignis, das
zwar immer eintreten konnte, aber in diesem Augenblick verhängnisvoll war. Durch
eine Indiskretion des badischen Markgrafen, den der Reichshofratspräsident Johann
Georg von Hohenzollern-Hechingen von den kaiserlichen Plänen zur Übertragung
der Kur unterrichtet hatte *°, erhielt die Union Kenntnis von diesen Vorgängen,
als im April 1622 Schriftstücke aufgefangen wurden, unter anderen auch eine
Resolution, welche der Papst „in negotio translationis (Kurübertragung)" gegenüber
dem Kaiser gegeben hatte, was nach Eitel Friedrichs Meinung „geringe Beförderung
zum Frieden geben, auch einen schlechten Eindruck auf den König von England
machen wird". Kardinal Eitel Friedrich schließt seine Klage über diesen Zwischenfall
mit dem Ausruf: „Es ist zum Erbarmen, daß dergleichen Dinge auskommen" 61.
Diese Situation konnte der Kaiser nützen, indem er versuchte, sich an die „dritte
Partei im Reich" anzunähern. In den folgenden Monaten wurde die Aktivität
kaiserlicher Diplomaten an den Höfen protestantischer Fürsten und bei den Reichsstädten
verstärkt. Für Maximilian von Bayern ergab sich dadurch die Gefahr der
Wiederholung der kaiserlichen Kompositionspolitik unter Matthias; es war die
Frage, ob bei entsprechenden Erfolgen des Kaisers die Kur überhaupt und zu welchen
Bedingungen übertragen werden könne. Noch verfügte Maximilian über reale
Mittel des politischen Druckes, aber wie lange noch? In seiner Hand befanden sich
österreichische Hausländer. Damit war die Axt an den Baum angelegt, was öster-

57 Dieter Albrecht, Die deutsche Politik Gregors XV., Schriften zur Bayerischen Landesgeschichte 53
(1956) 38; 61; 74.

58 BA nF 2.1, 85; Pastor 13, 199. Albrecht, Zur Finanzierung des 30-jährigen Krieges, ZBLG 19
(1956) 543; ders., Schriftenreihe der Hist. Komm, für Bayern 6 (1962) 198.5 über die auswärtige
Politik Maximilians (1618-1635).

59 Albrecht, Die deutsche Politik Gregors XV., 39.25.

60 HHStA Wien, Kriegsakten 47 (1622) 6 ff. Relation Johann Georgs von Hohenzollern vom
11. April 1622 (Hechingen, Or.).

61 Friedrich von Harter, Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern, Schaffhausen 1858 IX,
161.

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