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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0032
Willi Eisele

Wahl des Dänenprinzen zum Bischof von Halberstatt verhindere78. In seinem vorletzten
Bericht aus Rom betonte Eitel Friedrich die wachsenden Schwierigkeiten in
den Verhandlungen um die Subsidienzahlungen für den Kaiser, da Urban VIII.
inzwischen ganz auf der Seite Kurbayerns stehe79. Nachlaßfragen, Bemühungen
um die Ausstattung mit weiteren geistlichen Pfründen (Propsteikoadjutorie zu Konstanz
[26. Februar], zu Trier [5. März 1624]) und die Verhandlungen um die
Übertragung von Vollmachten (facultates) zur Durchführung der Konzilsbeschlüsse
von Trient im Hochstift Osnabrück und in der Fünften Provinz der Propagandakongregation
zögerten Eitel Friedrichs Abreise bis zum 7. Juni 1624 hinaus80. Der
genaue Termin geht aus einem Schreiben Galileo Galileis hervor, der dem Fürsten
Cesi von den Bemühungen Eitel Friedrichs um die Niederschlagung des zu erwartenden
Ketzerprozesses gegen Galilei berichtete. Danach hatte sich der Zollerngraf
bei seiner letzten Papstaudienz und vor der Indexkongregation nochmals nachdrücklich
für Galilei und die Kopernikanische Lehre eingesetzt. Dabei gelang es
dem Kardinal, den Papst auf eine Kompromißformel „festzulegen", nach der die
Lehre des Kopernikus den Charakter einer „doctrina temeraria" (eines gewagten
Lehrsatzes) habe, aber nicht ketzerisch sei. Würde sich die Kurie dieses Grundsatzurteil
zu eigen gemacht haben, wäre wohl ein Galilei-Prozeß unwahrscheinlich
gewesen M.

Die Rückreise Eitel Friedrichs nach Deutschland führte über Florenz, Mantua,
Venedig und Trient, innerhalb des Reiches über Innsbruck nach München, wo er
am 24. Juni 1624 eintraf82. Die Aufträge, die er von dort an seinen neuen Wirkungsbereich
mitnahm, können nur annähernd die Bedeutung der Persönlichkeit des
Osnabrücker Fürstbischofs kennzeichnen, die ihm von Seiten des bayerischen Kurfürsten
und Direktors der katholischen Liga zugemessen wurde: Eitel Friedrich
sollte als Verbindungsmann der Liga zum Oberbefehlshaber der spanisch-niederländischen
Truppen, Marchese Spinola, tätig werden.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Sigmaringen und Hechingen, wo er sich vor
allem um die Regelung des Nachlasses seines verstorbenen Vetters Johann Georg
(t 28. September 1623) bemühte, traf Eitel Friedrich im September 1624 mit dem
kaiserlichen Minister Hans Ulrich von Eggenberg zusammen, der sich gerade zur
Kur in Göppingen aufhielt83. Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt, den
Kurmainz vom bevorstehenden Besuch Eitel Friedrichs in Aschaffenburg unterrichtete
, lud den Bischof in seine Darmstädter Residenz ein. Aus Termingründen

78 BA l.l, 439.1.

7» HHStA Wien, Rom Hofkorrespondenz 9 (1624) 9.

80 Die päpstliche Provision auf die Trierer Dompropstei erfolgte am 11. März 1624 (VA Rom,
Cod. Barb. lat. 37.2, 43). Die Domkapitel von Köln und Trier erhoben dagegen Protest beim
Kölner Nuntius. Bevor eine kirchenrechtliche Entscheidung fiel, starb EF.

Forst, Quellen 135—139 (= nr. 36) zählt die „facultates* auf, um die EF bei der Kurie anhielt.
Am 29. März 1624 erfolgte die Übertragung der Regalien für das Hochstift durch den Kaiser
(ebenda, 139-141 [= nr. 37]).

Laut päpstlichem Breve vom 5. April 1625 wurde das verwaiste Bistum Brixen dem Zollern-
grafen EF übertragen, worüber eine Kontroverse zwischen Kaiser Ferdinand II. und seinem Bruder
Leopold, dem Straßburger Bischof, entstand, vgl. Albers, 14.

81 Runge, 172 bezieht sich auf ein Ratsprotokoll vom 11. Mai 1624. Das Datum der Abreise ist dem
Brief Galileis an Fürst Cesi zu entnehmen, vgl. Historisch-politische Blätter 7 (1S41) 591.

82 HHStA Wien, Rom Hofkorrespondenz 9 (1624) 14.

85 H. v. Zwiedineck-Südenhorst, Hans Ulrich von Eggenberg, Wien 1880, 80. 108.

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