Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0033
Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen

mußte dieser jedoch absagen, da er noch Aufträge bei Erzherzog Leopold in Ensis-
heim (Elsaß) und Straßburg, Kurtrier und Kurköln zu erledigen hatte. Eitel Friedrich
gab der Hoffnung Ausdruck, die bisher gepflogene politische Korrespondenz
in Zukunft fortsetzen zu können84. Sein Besuch in Kurköln galt nicht nur der
Uberbringung einer päpstlichen Grußadresse, sondern vor allem der Bildung seines
Osnabrücker Hofstaates. Zum Generalvikar bestellte Eitel Friedrich den Kölner
Domherrn Albert Luccenius, Obersthofmeister wurde P. Cyrus Graf von Portia,
Hofmeister Alexander Simonis, Kanzler Jakob Henseler SJ, und zum Beichtvater
ernannte der Fürstbischof den Kapuziner Joachim Jannssen.

Nach einem Vermerk des Domkapitelsprotokolls vom 18. Oktober 1624 traf
Eitel Friedrich am 20. Oktober mit seinem Hofstaat in Iburg, der damaligen Residenz
der Osnabrücker Bischöfe, ein. Am 5. Dezember 1624 hielt Eitel Friedrich
seinen Einzug in der Stadt Osnabrück. Die Feierlichkeiten erreichten ihren Höhepunkt
, als der protestantische Rat dem neuen Landesherren einen goldenen Pokal
„293 lot schwer und 3 ohm wein" überreichte85. Während seines Aufenthaltes in
der Stadt residierte der Bischof im „Dorgeloscher Hof" (Hof des Jürgen Dorgeloen,
jetziges Bischöfliches Palais), wo die Vereidigung auf die Wahlkapitulation und die
Zeremonien der Amtsübernahme stattfandenee. An die Amtseinführung schloß sich
unmittelbar ein Landtag an, auf dem Fürstbischof Eitel Friedrich als erste Maßnahme
seiner Landesregierung die Einführung des Gregorianischen Kalenders verkündete
. Das Domkapitel hatte bereits in seiner Sitzung vom 9. November diesem
Verwaltungsakt zugestimmt. Nach ersten Widerständen betrachteten auch die Vertreter
des protestantischen Rates die Kalenderreform „als nit allerdings zu verwerfen
" 87. Dies schien den Erfolg des ersten Landtages sicherzustellen, der vom
6. bis 20. Dezember 1624 dauerte88. Die Unsicherheit der protestantischen Stände,
die in der Kalenderreform den Auftakt einer großangelegten Gegenreformation
sahen, konnte durch das Versprechen des Landesherrn überbrückt werden, das
Augsburgische Bekenntnis gemäß der Wahlkapitulation zu dulden. Daraufhin billigten
die Landstände Willkommgelder in Höhe von 10 000 fl und 8 000 fl aus dem
Viehschatz sowie eine Leibwache aus 12 Bürgern und 25 „aus dem Land".

Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß Fürstbischof Eitel Friedrich tatsächlich ein
Vertreter der katholischen Reform war. Bereits am 22. Dezember 1624 berief der
neue Bischof Jesuiten „pro institutione iuventutis", für den Unterricht an Schulen 8*.
Aus diesem Grunde ließ er das Domkapitel ersuchen, ihm die Paulskapelle und den
angrenzenden „Bergerhof" sowie die halbverfallenen Gebäude des ehemaligen
Augustinerchorherrenkom ents für die „Patres Societatis" zu überlassen. Zur Renovierung
schenkte Eitel Friedrich den Jesuiten die von seinem Vorgänger für die
Iburger Schloßkirche gestiftete Orgel. Um die Erziehung zu vereinheitlichen, vereinigte
Eitel Friedrich die Jesuitenanstalt mit der ehemals domkapitelschen Schule
(Gymnasium Carolinum) und gebot Schulgeldfreiheit. Bei der Eröffnung zählte

84 StA Darmstadt, Hausarchiv 5. 53,5 (EF an Ludwig V. vom 23. Okt. 1624, Iburg, Or.).

85 Runge, 181—187: Protokoll der Einzugsfeierlichkeiten vom 5. Dez. 1624.
88 Rhotert. Mitt. Osnabrück 38 (1913) 61.

87 Theodor Räling, Osnabrücker Kirchenhistorie f. . . hrsg. von] D. Johann Dietrich Winkler,
Frankfurt/Leipzig 1755, 142.

88 Stüve, Mitt. Osnabrück, 36.

89 Rhotert, 55.

31


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0033