Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0046
Hans Speidel

Schipfer Lehrer war. Der Schulbesuch war damals in den Landgemeinden freiwillig,
und niemand wurde dazu angehalten. Unterricht fand auch nur in den Wintermonaten
statt. Diese ungünstigen Schulverhältnisse veranlaßten den aufgeweckten
Jungen, von seinem elften Lebensjahr an täglich den weiten Weg nach Hechingen
zu gehen, um dort die weit bessere Stadtschule besuchen zu können. Vom zwölften
Lebensjahr an nahm er dort auch an den Lateinstunden teil, die der letzte Franziskanerpater
von St. Lützen, Pater Aurelius Lusser, gab. Als dieser 1819 starb,
setzte er den Lateinunterricht bei Pfarrer Huber in Jungingen fort. Diesem aufgeschlossenen
Geistlichen, der sich auch sonst sehr für die schulische Bildung der
Jugend einsetzte — der Bau des alten Schlatter Schulhauses im Jahre 1818 ist im
wesentlichen sein Verdienst —, ist es zu verdanken, daß der talentierte Josef mit
13 Jahren das Lyzeum in Konstanz besuchen konnte. Zwar waren seine Eltern nicht
sehr vermögend, aber ihr Sohn fand bald in dem Bistumsverweser Ignaz Freiherr
von Wessenberg einen väterlichen Freund und Wohltäter. Schon im ersten Jahr
machte Blumenstetter durch rastlosen Fleiß solche Fortschritte, daß er unter 49
Schülern, unter welchen er bei der Aufnahmeprüfung der zweitletzte war, den
J. Preis erhielt *, Auch konnte er seine finanzielle Lage durch Erteilung von Nachhilfestunden
verbessern. In weiteren 4 Jahren absolvierte er alle übrigen Klassen
der Anstalt mit bestem Erfolg. Die Fahrten nach Konstanz wurden damals mit der
Postkutsche oder mit einem Fuhrwerk unternommen. So besagt ein Eintrag in einem
alten Geschäftsbuch des Gasthofs Adler in Jungingen:

„1824 die Studenten Paul Kohler, Josef Blumenstetter und Johann Diebold

nach Konstanz geführt, dabei Auslagen 15 fl 9 kr." *
Wenn bei einer solchen Fahrt mehrere Studenten zusammen fuhren, wird es oft eine
fröhliche Reise gewesen sein. Blumenstetter hat seine Ferien in diesem Jahr auch
häufig im Adler in Jungingen verbracht, da die damalige Adlerwirtin Ursula Riester
geb. Blumenstetter seine Großtante (Schwester seines Großvaters Florian) war.

Nach Absolvierung des Lyzeums in Konstanz besuchte Blumenstetter mit 18
Jahren die Universität Tübingen, wo er Theologie studierte. Für dieses weitere
Studium erbat er sich in einer Eingabe an den damaligen Fürsten von Hohenzollern-
Hechingen eine finanzielle Unterstützung, die ihm in Aussicht gestellt wurde, wenn
ein Stipendium frei werdes. Später erhielt er durch die Erbprinzessin und spätere
Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen, die im Frühjahr 1826 nach Hechingen
kam, eine jährliche Zuwendung von 150 fl, um ihm sein weiteres Studium
zu ermöglichen4. In dem kurzen Zeitraum von 2 Jahren absolvierte er sämtliche
theologischen Fächer, wobei die Professoren Drey, Feilmoser, Herbst, Hirscher und
Möhler seine Lehrer warenIn seinem Abgangszeugnis wurden seine Leistungen in
allen Fächern mit der Note „gut" und „sehr gut" bewertet. Während seiner Universitätsjahre
in Tübingen muß Blumenstetter bei verschiedenen Gelegenheiten eine
sehr weltliche Gesinnung an den Tag gelegt haben, so daß Zweifel darüber entstanden
, ob er zum geistlichen Stand berufen sei. Dies war dem Generalvikariat zur
Kenntnis gekommen, weshalb dieses vor Blumenstetters Eintritt in das Priester-

1 Nachruf auf Blumenstetter in Höh. Bl. Nr. 99 vom 4. 7. 1885.

* Höh. Z. 1960 Nr. 281.

» StAS, Ho 235, I-X, D 386.

4 Nachruf auf Blumenstetter in Höh. Bl. Nr. 99 vom 4. 7. 1885.
s Nachruf auf Blumenstetter in Höh. Bl. Nr. 99 vom 4. 7. 1885.

44


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0046