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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0051
Pfarrer Blumenstetter

jener christlichen Verbrüderung, welche Jesus Christus gestiftet hat, keineswegs
entsprechen" **. An ihrer Stelle sollte in allen Gemeinden die „Bruderschaft von der
Liebe Gottes und des Nächsten" errichtet werden. Dieser Anordnung ist Blumenstetter
während seiner ganzen Amtszeit in Boll nachgekommen und hat diese Andacht
gewissenhaft jeden Monat gehalten.

Ein besonderes Anliegen war Blumenstetter, wie den meisten Wessenbergianern,
die Einführung der Muttersprache in der Liturgie. Das Volk verstehe die lateinische
Sprache nicht, und es sei auch ein Unding, daß Priester und Volk nicht die gleiche
Sprache in der Kirche sprechen und in ihr beten würden; das sei nicht die zu erstrebende
Einheit der Kirche M. Fast habe es den Anschein, daß man sich seiner Muttersprache
schämen müsse, daß sie so aus dem Gottesdienst verdrängt werde. Er sei
auch fest davon überzeugt, daß die Zeit, in der der Gottesdienst in der eigenen
Sprache des Volkes gefeiert werde, wie das auch in der Urkirche gewesen sei, wieder
kommen werde. Daß Blumenstetter der deutschen Sprache bei der Messe Raum
gegeben hat, ist anzunehmen, wenn dies auch nicht mit Sicherheit festgestellt werden
kann. Jedenfalls haben sich noch manche Geistliche in Hohenzollern der deutschen
Sprache in der Liturgie bedient. So hatte sich das Dekanat am 9. November
1830 beim Erzbischöflichen Ordinariat beschwert, daß die Pfarrer des Killertals
die Ämter deutsch hielten, worauf ihnen das untersagt wurde. Dazu bemerkt Rösch:
„Nichtsdestoweniger dauerte der Unfug weiter." Und noch im Jahre 1846 mußte
ein Pfarrer aufgefordert werden, die hl. Messe in lateinischer Sprache zu lesen11.
Daß Blumenstetter bei gewissen Weihen „zur größeren Erbauung der Gläubigen"
von der Muttersprache Gebrauch machte, hat er in den Verkündbüchern ausdrücklich
vermerkt. Um den Gottesdienst für das Volk verständlicher zu gestalten und
dadurch einen besseren Besuch desselben zu erreichen, maß er der Predigt große
Bedeutung bei. Aus denselben Gründen hat er sogar bei den an den Samstagen
üblichen Gottesdiensten in Maria Zell vor der Messe „ein Lehrstück verlesen und
darüber eine Aussprache gehalten"

Als eine Hauptaufgabe für Väter und Mütter bezeichnet Blumenstetter die
religiöse Erziehung ihrer Kinder. Im Volksfreund schreibt er, „das, was in ihr
jugendliches unschuldiges Herz eingeprägt wird, schlägt die tiefsten Wurzeln und
ist weit andauernder als jedes andere, das später geschieht" 3S. Vor allem müßten
die Eltern für ihre Kinder selbst Vorbild sein. In ihrer Gegenwart dürfe nur mit
größter Ehrerbietung von Gott und allem, was zu Gott führe, gesprochen werden.
Auch soll durch geeignete Erzählungen aus der Bibel die Liebe zum Guten und der
Abscheu vor der Sünde frühzeitig in den Kindern geweckt werden. Darum nahm
er auch den Religionsunterricht in der Schule sehr ernst. Für die Schulentlassenen
hielt er jeden Sonntag Christenlehre und ermahnte diese immer wieder zum gewissenhaften
Besuch derselben '4.

Seine seelsorgerische Tätigkeit glaubte Blumenstetter nur in enger Verbindung
mit dem Volk ausüben zu können. Der Pfarrer müsse mitten im Volk, mitten unter

*• So Text der Verordnung wie Anm. 26.
»• Volksfreund, S. 91.

31 Rösch, Das religiöse Leben in Hohenzollern, S. 73.
»! So Verkündbücher 1833 ff. der Pfarrei Boll.
" Volksfreund, S. 99.

" So Verkündbücher 1833 ff. der Pfarrei Boll.

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