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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0059
Pfarrer Blumenstetter

aller Umstände muß man ihnen, und im besonderen ihrem langjährigen Direktor,
daher für ihre Arbeit Anerkennung zollen, vor allem auch unter Berücksichtigung
der Schwierigkeiten, die ihnen von manchen Seiten, nicht zuletzt auch häufig von
der fürstlichen Regierung, entgegengebracht wurden.

Blumenstetters politische Tätigkeit erschöpfte sich aber nicht nur als Deputierter
und Direktor des Hechinger Landtags. Er war ein durch und durch politischer
Mensch, und zwar sowohl in seinen Schriften wie auch in seinem Tun und Reden
im Alltag. Dabei führte er immer eine sehr deutliche, der Obrigkeit nicht immer
genehme Sprache, so daß er als Liberaler verschrieen war 69. Seine Zeitschrift „Der
Volksfreund", die gemäß ihrem Leitsatz „klar und wahr" oftmals kritisch zu den
politischen Tagesfragen Stellung nahm, wurde schon Anfang 1836 verboten. Dies
teilte Blumenstetter seinen Lesern in der letzten Nummer vom 10. Februar 1836
mit folgenden Worten mit:

„Heute erscheint der Volksfreund zum letzten Mal. Ist dereinst die Gedankensperre
und die Mauth des freien Wortes aufgehoben, kann und darf man dem
Volke mehr Freund sein, so wird er vielleicht wiederkommen."
Etwa um dieselbe Zeit wurde auch eine Untersuchung gegen ihn wegen „aufreizender
Reden" eingeleitet, weil er im Juni 1836 im Bierhaus Zöhrlaut in Boll gesagt
haben solle, das Frohnen müsse wie auch in anderen Staaten aufhören und die Boller
brauchten das Herrenwiesgeld nicht mehr zu zahlenw. Aber auch diese Untersuchung
verlief im Sande. Seine Einstellung zu seinem Landesherrn zeigte sich deutlich
bei einem angeordneten feierlichen Gottesdienst anläßlich des 25jährigen Regierungsantritts
des Fürsten im Jahre 1835. Wir wollen, so sagte er laut Verkündbuch,
beten für seine Gesundheit, „aber auch besonders darum bitten, daß er die Lasten,
welche noch auf uns liegen, vermindere und uns wie ein Vater seine Kinder regiere
und leite".

Auch bei kirchlichen Stellen war man mit dem jungen Boller Pfarrer nicht immer
einverstanden. Das zeigte sich schon in den ersten Jahren. Blumenstetter, der ein
geselliger Mensch war, hatte einen großen Bekanntenkreis, vor allem auch in der
Stadt Hechingen und im benachbarten Württemberg. Vom Dekanat wurde er deshalb
gerügt, daß er häufig auswärts sei und nach Hechingen komme. Blumenstetter
verwahrte sich mit Nachdruck gegen diese Vorhaltung und bemerkte dazu, es gebe
keine landesherrliche und keine bischöfliche Bestimmung, wie er seine Mußestunden
zu verbringen habe. Wegen dieser als unziemlich bezeichneten Antwort wurde er
mit 20 Reichstalern bestraft und ermahnt, seinen Vorgesetzten gegenüber die schuldige
Ehrfurcht zu beobachten n.

In diesem Zusammenhang verdient besonders ein Ereignis aus dem Jahre 1847
erwähnt zu werden, dem Jahr, in dem Blumenstetter von Boll nach Burladingen
versetzt wurde. Durch eine Primizpredigt, die er für einen aus Beuren stammenden
Neupriester in der Hechinger Stadtkirche hielt, erregte er zur damaligen Zeit in
weiten Kreisen Aufsehen 72. In dieser Predigt, die man als ein rhetorisches Meisterwerk
bezeichnen kann, befaßte er sich mit den dringenden „Forderungen an den

«» Gönner S. 31.

70 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

71 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

72 Text der Predigt in HB. He*., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

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