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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0061
Pfarrer Blumenstetter

Die einschränkende Bemerkung des Generalvikariats dürfte sich vor allem auf die
Ausführungen bezogen haben, die Blumenstetter zu dem Thema „Hat der Pfarrer
die Pflicht, die neuen Zerwürfnisse des Staates mit der Kirche zu erwähnen und dieselben
in Predigten und Katechese zu erörtern" gemacht hatte. Den Anlaß zu
dieser Arbeit gaben die damals sehr umstrittenen Auseinandersetzungen des preußischen
Staates mit einigen deutschen Bischöfen, vor allem mit dem Erzbischof von
Köln, über die Mischehe, die als „Kölner Ereignis" in die Geschichte eingingen.
Blumenstetter hat die gestellte Frage klar verneint und dazu ausgeführt, daß diese
Meinungsverschiedenheiten zunächst nur die Angelegenheit einiger Bischöfe seien;
diese aber seien nicht die Kirche. Wohl habe Rom eingegriffen. Aber nach seiner
Ansicht sei auch der römische Stuhl nicht die Kirche, und „auffallend genug lasse er
in anderen deutschen Ländern — sogar in Bayern — fortbestehen, gegen was er in
Preußen ankämpfe" ™.

Wie schon früher dargetan wurde, war Blumenstetter ein geselliger Mensch mit
einem großen Bekanntenkreis. Mit einer Reihe anderer Persönlichkeiten aus der
Stadt Hechingen und deren Umgebung gründete er im Jahr 1845 die Gesellschaft
„Biedermannia", die regelmäßig in der „Laterne", dem späteren Adler, in Stetten
zusammenkam. Zu ihr gehörten u. a. die Brüder Frhrn. Hermann und Paul von
Wangenheim, Medizinalrat Dr. Koller, Dr. Bosch, der Hofmusiker Täglichsbedk,
und auch der ehemalige württembergische Minister Frhr. Karl von Wangenheim
verkehrte in diesem Kreise. Die meisten hatten eine liberale Einstellung, und es war
verpönt, bei den Zusammenkünften über Politik zu reden oder dem Kartenspiel zu
frönen Ihre Veranstaltungen hatten teilweise ein anspruchsvolles Programm, wie
das „Bankett der Biedermänner" am 2. Februar 1845 im kleinen Museumssaal in
Hechingen, in dem u. a. Werke von Beethoven, Mozart und Haydn zur Aufführung
kamen. Auch lukullischen Genüssen waren die Teilnehmer nicht abgeneigt, wie die
Speisefolge des „Metzelsuppenbanketts" am 3. März 1845 auf dem Lindich beweist:
„Einem Schneckengericht folgte die Wurstsuppe und dann Blut- und Leberwurst mit
Sauerkraut und Kartoffeln. Die weiteren Gänge waren Speck mit Knöpfle,
Schweinebraten, Bratwürste mit Salat, .schweinische Extremitäten in Sulz' und zum
Schluß Kaffee mit Kirschgeist78. Man sieht daraus, daß Blumenstetter auch den
Genüssen des Lebens zugetan war. In dem Tagungslokal der „Biedermannia" in
Stetten soll sich auch ein Bild von ihm befunden haben, dessen Inschrift derselben
Lebensfreude Ausdruck gibt. Sie lautet:

„Wo Freundlichkeit würzet den Imbiß und Wein,

da weile ich gerne, da kehre ich ein" ".

Bei dieser engen Verbindung mit vielen Freunden und Bekannten in der Stadt
Hechingen und der näheren Umgebung mag Blumenstetter der Weggang von Boll
im Jahr 1847 nicht leicht gefallen sein. Es kann sein, daß ihn die größere Pfarrei
Burladingen mit einem viel umfassenderen Wirkungskreis und sicher auch einer
besseren Dotation zu diesem Wechsel bewogen hat. Vielleicht hat ihn aber noch ein
anderer Grund veranlaßt, von Boll wegzugehen. Die ledige Antonia Ott, Tochter

™ EAF, Personalakten Blumenstetter.

77 Eglers Chronik der Stadt Hechingen S. 251.

78 Buckenmaier S. 61.

7» HB. Hedi., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).

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