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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0064
Hans Speidel

Blumenstetter sie vornahm, war dazu angetan, die Belehrungen auf die jeweils Anwesenden
abzustimmen. Mit Entschiedenheit verwahrte er sich daher gegen die über
ihn erhobenen Beschuldigungen, spricht von „gewissenloser Verleumdung" und beschwert
sich beim Erzbischöflichen Ordinariat, daß er zu dieser Anzeige vorher nicht
gehört worden sei88. Er höre öfter Beichte, und es stehe jedem frei, eine andere
Beichtform zu wählen, wenn ihm diese nicht zusage. Das Erzbischöfliche Ordinariat
hat keinerlei Maßnahmen wegen dieser Anschuldigungen gegen Blumenstetter
unternommen. Nach einem Vermerk des damaligen Generalvikars Dr. Martin
wurde der Vorgang „als eine Charakterzeichnung Blumenstetters" zu seinen Personalakten
gelegt; daraus gehe hervor, daß „dieser Mann vom Geiste des Hochmuts
befallen sei" 89.

Daß Blumenstetter sein Reformprogramm im Geiste Wessenbergs auf seelsorge-
1'Schern Gebiet auch sonst fortsetzte, ist mit Sicherheit anzunehmen. Einzelheiten
— außer der beanstandeten Beichtpraxis — konnten nicht mehr festgestellt werden,
da Unterlagen, vor allem die Verkündbücher aus dieser Zeit, im Pfarrarchiv Burladingen
nicht mehr auffindbar waren. Auch auf sozialem Gebiet entwickelte Blumenstetter
in Burladingen eine rege Tätigkeit, wobei er bestrebt war, die wirtschaftlichen
Verhältnisse in der Gemeinde zu verbessern und die gerade bei einer
Albgemeinde besonders große Not von seinen Pfarrkindern abzuwenden oder
wenigstens zu lindern. Dafür bot ihm die im Frühjahr 1847, mithin kurz nach seinem
Amtsantritt, auftretende Hungersnot eine erste Gelegenheit. Die landauf landab
auftretende Verknappung an Lebensmitteln, insbesondere an Korn und Kartoffeln
, ließ Regierung und Bevölkerung Schlimmes befürchten. Auch die auf Veranlassung
der Landesdeputation veranlaßte Einfuhr größerer Mengen von Frucht
und die Hilfe durch den Fürsten und die Fürstin vermochten nicht, überall Abhilfe
zu schaffen. Um die schlimmste Not in seiner Pfarrgemeinde abzuwenden, errichtete
Blumenstetter im alten Burladinger Schulhaus eine Suppenanstalt90, in der täglich
62 Arme gespeist wurden. Diese soziale Tat öffnete ihm die Herzen seiner Pfarrkinder
, die ihm auch dann zugetan blieben, wenn er da und dort etwas eigenwillig
durchgriff.

Seine Belehrungen und Ratschläge in landwirtschaftlichen Fragen setzte Blumenstetter
auch in seiner neuen Pfarrgemeinde fort. Besonders dem Obstbau und der
Bienenzucht galten auch hier seine Aufmerksamkeit und sein Bemühen. Um den
Obstbau zu fördern, ließ er eine Baumschule anlegen und schenkte jedem Entlaßschüler
einen Baum. Dadurch sollten auch die jungen Leute für diesen Zweig der
Landwirtschaft aufgeschlossen werden Zur Hebung der Bienenzucht — auf sein
Bienenbüchlein wurde schon früher hingewiesen — ließ er Klee- und Rapsfelder anlegen
. Auch seine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Verein, dessen Mitbegründer
er war, setzte er fortw. Daß Blumenstetter sich auch kommunalen Problemen in der
Gemeinde zuwandte, beweist die Anlegung des neuen Burladinger Friedhofs. Die
frühere Begräbnisstätte befand sich inmitten des Dorfes bei der alten Kirche und

88 EAF, Personalakten Blumenstetter.

89 EAF, Personalakten Blumenstetter.

90 Kath. Kirdienblatt für die Pfarreien des Laudiert- und Vehlatales Nr. 16 vom 18. 4. 1948.

91 Kath. Kirdienblatt für die Pfarreien des Laudiert- und Vehlatales Nr. 16 vom 18. 4. 1948.

92 Kath. Kirdienblatt für die Pfarreien des Laudiert- und Vehlatales Nr. 16 vom 18. 4. 1948.

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