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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0067
Pfarrer Blumenstetter

zu verhindern, schließlich zum Rathaus kam. Dort blieb ihm nichts anderes übrig,
als dem Druck der Versammlung nachzugeben und die an ihn gestellten Forderungen
anzuerkennen. Diese waren in der sogenannten Schlatter Petition niedergelegt
, die in den Forderungen die weitgehendste war und als die am besten abgefaßte
allgemeine Zustimmung fand. In weiten Teilen deckte sie sich mit dem Flugblatt
Blumenstetters, so daß die Vermutung, daß er als Sohn der Gemeinde Schlatt
dabei Pate gestanden hat, naheliegt. Dafür spricht auch der versöhnliche Schluß,
wie ihn Blumenstetter in solchen Schreiben gern anwandte: „Wir bitten um gnädige
Gewährung, wogegen wir bereit sind, Gut und Leben zur Erhaltung der öffentlichen
Ruhe und zur Beschützung unseres Durchlauchtigsten Fürsten aufzuopfern." 101 Ein
Erlaß vom 12. März machte die am 11. März vom Fürsten gemachten Zugeständnisse
bekannt, die alle sofort in Kraft treten sollten. Bei näherer Überprüfung zeigte
sich aber bald, daß vieles nicht durchführbar war, ohne das Land finanziell zu
ruinieren oder Rechte anderer dadurch zu verletzen. Mancherorts sah man das
auch ein und versuchte, wieder einzulenken. So schrieb auch Blumenstetter am
25. März an den Fürsten, daß er eine „absolut notwendig gewordene Erleichterung
unseres Volkes nur auf gesetzlichem Weg anstrebe" und versicherte im übrigen
„unwandelbare Treue und Anhänglichkeit" loa. Schon anderentags erfolgte die Antwort
der Regierung, daß von ihm (Blumenstetter) als Geistlichem erwartet werde,
daß er seinen Einfluß dahin ausnutze, zur Erhaltung von Ruhe und Ordnung beizutragen
103. Der Fürst und seine Beamten scheuten in den Tagen nach dem 11. März
keine Anstrengung, einen Ausweg aus dieser schwierigen Lage zu finden. Alle Versuche
scheiterten aber daran, daß mehrere Gemeinden sich weigerten, auf die ihnen
gemachten Zugeständnisse zu verzichten. Daher erließ der Fürst am 27. März eine
„landesherrliche Verordnung", nach der an Stelle der bisherigen Landesdeputation
— der auf den 13. März einberufene Landtag war in den Wirren jener Tage nicht
zustande gekommen — 58 Gemeindevertreter „zur Bereinigung der durch die Ereignisse
vom 11. März entstandenen Änderungen im Staatshaushalt" in direkter Wahl
gewählt werden sollten 104. Unter den Gewählten war Blumenstetter als einziger
Pfarrer. Der Landtag wurde auf den 10. April einberufen und trat im Rathaus in
Hechingen zusammen. Nach der Eröffnung durch den Fürsten wählte die Versammlung
Blumenstetter, der als geschickter Verhandlungsführer bekannt war, zu ihrem
Präsidenten105. Lediglich die Abgeordneten von Grosselfingen, Steinhofen und
Bisingen lehnten ihn ab, weil er auf früheren Landtagen die Bezahlung der rückständigen
Steuer gefordert hatte. Die Verhandlungen waren besonders an den ersten
Tagen sehr stürmisch und vor allem auch dadurch sehr erschwert, daß die meisten
Abgeordneten von den parlamentarischen Gepflogenheiten keine Ahnung hatten.
Über den Verlauf dieser teilweise tumultuarischen Sitzungen gibt ein Augenzeuge,
der damalige Abgeordnete Lehrer Stoll aus Starzein, in seinen Erinnerungen einen
Bericht, wobei er über Blumenstetter folgendes bemerkt:

„... es war damals ein großes Glück, daß er das Präsidium zu führen bestimmt
war. Ohne ihn, ohne sein furchtloses, die rohesten Gemüter bezwingendes Ein-

101 Cramer S. 450.

102 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

103 StAS, Ho 235, I-X, D 386.

104 VuABl. Hech. vom 29. 3. 1848 Nr. 26.

105 Gönner S. 65.

65


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