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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0078
Hans Speidel

bindlichkeiten entbunden sei u8. Diesem Antrag wurde zwar die Dringlichkeit von
der Mehrheit des Parlaments versagt und die Angelegenheit an den Prioritäts- und
Petitionsausschuß verwiesen. Von einem Teil der Bevölkerung des Fürstentums
wurde er jedoch nicht verstanden und stark kritisiert. Ein Hechinger Korrespondent
des Sigmaringer „Erzählers" schreibt: „Glauben Sie, Herr Abgeordneter zum
Reichstag, daß wir Sie als Exequent nach Frankfurt geschickt haben? Unser Reichstagsabgeordneter
, der behäbige Pfarrer von Burladingen, sitzt zwar auf der Linken
— wie man sagt —, aber das, was er bisher... gesprochen hat, verkündet den Volksmann
nicht ut.

Blumenstetter war über diesen Kritiker ungehalten und nahm zu den Vorwürfen
im Hechinger Verordnungs- und Anzeigeblatt unter dem 26. Juli 1848 Stellung 150.
Es sei, so sagte er, richtig, daß er in der Nationalversammlung noch nicht viel gesprochen
habe. Aber die Sache des Volkes wäre weit besser gefördert worden, wenn
recht viele Abgeordnete sich mit ihm an den Bibelspruch gehalten hätten: „Reden
hat seine Zeit, und Schweigen hat seine Zeit". Was die Zahlung der gesetzlichen
Abgaben betreffe, so frage er, wie ein Staat bestehen könne, wenn man es jedem
Pflichtigen überlasse, ob er diese entrichten wolle oder nicht. Die „Linke" im Parlament
sei es darum auch gewesen, die sich für die Dringlichkeit seines Antrags erklärt
habe, denn diese wisse, daß 'Widersetzlichkeit des Volkes nur gewalttätige Unterdrückung
unter dem Anschein des Rechts zur Folge habe. Zweifellos kamen die
kritischen Stimmen gegen Blumenstetter von verschiedenen Stellen. Einmal waren
es die ganz Radikalen, die vor allem im Sigmaringer „Erzähler" ein williges Sprachrohr
fanden. Es seien aber auch, so meinte ein „guter Christ von der Linken" im
Frankfurter „Beobachter", die Ultramontanen, die ihr Vaterland in Rom hätten
und es dem eigenen Volk nicht vergönnten, ein Vaterland zu haben. Für ihn ist
Blumenstetter ein Mann, „dem jeder das Zeugnis einer tadellosen Entschiedenheit
und Besonnenheit", beseelt vom „Geist des Fortschritts, der echten Volksliebe und
einer mit Takt und Verstand vereinigenden Haltung", ausstellen kann m. Daß
Blumenstetter diesen Antrag in der Nationalversammlung in bester Absicht gestellt
hat, kann ernstlich nicht in Abrede gestellt werden. Wie im Hechinger Landtag, in
dem er für die Beitreibung rückständiger Steuer eintrat und sich dadurch den Unwillen
der radikalen Vertreter der Kirchspielgemeinden zuzog, ging es ihm auch
hier um „Ordnung und Gesetzlichkeit", was die Grundlage eines jeden gesunden
Staatswesens ist. Daß er sich auch im Frankfurter Parlament als „Mann des Volkes"
zeigte, beweist sein Eintreten für alle Anliegen, von denen er glaubte, damit dem
Volk und Vaterland einen Dienst zu tun. So stimmte er gegen die geplante Vermehrung
der deutschen Wehrmacht, weil dem Volk dadurch neue Lasten aufgebürdet
und die Sympathien für ein Volksheer im Keim erstickt würden. Als er erfuhr
, daß in einigen Ländern, vor allem in Baden, mißliebige Personen wegen
Äußerungen in Rede und Schrift verhaftet worden seien, unterstützte er mit anderen
Abgeordneten einen Antrag, die Grundrechte des deutschen Volkes vorab
gesetzlich sicherzustellen, vor allem die persönliche Freiheit, die Unverletzbarkeit

M» Sten. Ber. S. 979, 985, 1043.
"» Der Erzähler, 25. 7. 1848.
«o VuABl. Hech. 1848, S. 283 f.
151 VuABl. Hedi. 1848, S. 297.

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