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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0083
Pfarrer Blumenstetter

zum Teil erklärt werden. Eine gewisse Aktivität zeigte er bei Fragen, die nicht
primär zu dem Verhandlungsthema gehörten und in die die Versammlung immer
wieder abglitt. Seine Anträge wie der auf eine allgemeine Feuer- und Hagelversicherung
beweisen, daß er die Bedeutung des Parlaments unterschätzte. Diese Anliegen
, die für seine Landsleute im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen und für die
Landesdeputation bedeutsam gewesen sein mögen, waren doch für die Nationalversammlung
unbedeutend oder zumindest zweit- oder drittrangig. Trotzdem darf
man zusammenfassend feststellen, daß Blumenstetter sich in Frankfurt ehrlich bemüht
hat, der großen Sache mit seiner ganzen Kraft zu dienen, und daß ihm zuzustimmen
ist, wenn er im Schlußsatz seines Abschiedsbriefes sagt, daß er „im
reinsten Bewußtsein treu erfüllter Pflicht" in seine Heimat zurückkehre174. Im
Frankfurter Parlamentsalbum haben die einzelnen Abgeordneten der Nationalversammlung
ihre politischen Meinungen, ihre Hoffnungen und Wünsche, kurz ihr
Programm in wenigen Worten niedergelegt. Blumenstetters Eintrag ist ein Beweis
für seine lautere und einfach-klare und doch auch zielbewußte Persönlichkeit. Er
lautet:

„Mein Losungswort im Kampf der Zeit
ist Wahrheit und Gerechtigkeit.

Josef Blumenstetter

Pfarrer zu Burladingen

im Fürstentum Hechingen" 175.

Blumenstetter hat die Vorgänge in der Paulskirche auch nach seiner Rückkehr
aus Frankfurt mit großem Interesse weiter verfolgt. Empört und entrüstet soll er
sich noch in späteren Jahren darüber gezeigt haben, daß 'König Friedrich Wilhelm
IV. von Preußen im Frühjahr 1849 die ihm vom Frankfurter Parlament angebotene
deutsche Kaiserkrone mit der Begründung ablehnte, sie sei ihm vom Volke
und nicht von den deutschen Fürsten angeboten worden. Die Ablehnung war zwar
etwas diplomatischer formuliert, in Wirklichkeit lief sie jedoch darauf hinaus, und
im Gespräch und in Briefen soll er sogar viel deutlicher erklärt haben, daß er keine
„Schweinekrone" oder keine Krone „von Meister Bäcker und Metzger" annehme "*.
Zum Abschluß der Frankfurter Zeit soll noch eine kleine Episode Blumenstetters
aus dem Parlament berichtet werden, die er in seinen Trillfinger Jahren dem damaligen
Lehrer Fink erzählt hat177: Während der Septemberunruhen in Frankfurt
soll es vor der Paulskirche unruhig geworden sein, und Ängstliche sollen eine Stürmung
des Parlaments befürchtet haben. Oben in Blumenstetters Bank in der Nähe
des Eingangs sei ein kleiner, schmächtiger Abgeordneter gesessen, der ihn gebeten
habe, seinen Platz mit ihm zu tauschen. Der stämmige, kraftstrotzende Blumenstetter
soll darauf eingegangen sein, habe lächelnd einen Assomer, ein Schlagwerkzeug
mit Gummistiel und zwei Bleikugeln, aus seiner inneren Rocktasche gezogen
und zu seinem ängstlichen Kollegen gesagt: „Beruhigen Sie sich, der Weg zu Ihnen
führt nur über meine Leiche."

174 VuABl. Hech. 1848, S. 403.

175 Senn S. 58.

"« Valentin Bd. 2, S. 380; Vossler S. 136 f.

177 HB. Hech., Erinnerungen Finks an Blumenstetter (K 800).

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