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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0087
Pfarrer Blumenstetter

Fürstentum Hechingen zusammenzuhalten und neu zu aktivieren. Eine solche Möglichkeit
sah er in der Gründung eines Märzvefeines, der sich als Zweigverein dem
Frankfurter Zentralmärzverein anschließen sollte. Dieser Zentralmärzverein war im
November 1848 von Mitgliedern der Linken der Paulskirche gegründet worden. Ihr
Ziel war es, den revolutionären Gedanken im Volk wachzuhalten und in neuem
Kampf durchzusetzen. Des weiteren sahen sie in der Gründung eines gesamten
deutschen Staates „die wahre Lebensfrage der Nation" 1M. In der Folgezeit wurden
vielerorts Märzvereine gegründet, vor allem auch in Württemberg, die bald einen
beachtlichen Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen hatten. Die Gründungsversammlung
des Märzvereins für das Fürstentum Hechingen fand am 6. Januar 1849
in Stetten bei Hechingen statt, und wenige Tage später, am 10. Januar, erschien
im Verwaltungs- und Anzeigeblatt ein von Blumenstetter gezeichneter Aufruf, in
dem er das Programm und die Organisation des Vereins darlegte und zum Beitritt
einlud. Der Erfolg war beachtlich. Bereits 4 Wochen später bestanden 20 Ortsvereine
mit 2148 Mitgliedern. In der Generalversammlung am 4. Februar im
Löwen in Hechingen wurde Blumenstetter zum Landesvorsitzenden und Pfarrer
Diebold, Thanheim, zu seinem Stellvertreter gewählt m. Der Märzverein war die
größte politische Organisation, die in den Revolutionsjahren 1848/49 im Fürstentum
Hechingen bestand und für den sich in den Landgemeinden maßgebende Persönlichkeiten
, Pfarrer, Lehrer und Vögte einsetzten 1M. Da die revolutionären und republikanischen
Ziele der Märzvereine nicht überall Anklang fanden, kam es auch im
Fürstentum Hechingen zur Gründung eines „vaterländischen Vereins", dem sich
vor allem in der Stadt Hechingen einige bekannte Beamte und angesehene Bürger
anschlössen. Sein Ziel war „die Förderung der deutschen Einheit und Freiheit, der
Gesetzlichkeit und Ordnung '**. Dieser erreichte jedoch keine große Bedeutung,
und es kam auch zu keinen gehässigen Auseinandersetzungen mit den Vertretern
der Märzvereine. Dazu war Blumenstetter viel zu gemäßigt, und auch bei dem
vaterländischen Verein waren unter den Ausschußmitgliedern keine streitbaren Persönlichkeiten
200.

Die Märzvereine des Fürstentums Hechingen erlebten nochmals eine eindrucksvolle
Versammlung. Am 3. Juni kamen über 3000 Menschen, meist Mitglieder der
Märzvereine, am Fuße der Zollerburg zusammen. Zum ersten Mal — und auch zum
letzten Mal — wehte hier die Hechinger Märzvereinsfahne, die auf der einen Seite
die Farben schwarz-rot-gold mit der Inschrift „Gesamtmärzverein Hechingen", auf
der anderen Seite den schwarzen Doppeladler in Gold zeigte801. Der Landesvorsitzende
Pfarrer Blumenstetter sowie die Pfarrer Sprißler und Diebold und die
Lehrer Stoll und Löffler sprachen zu den Anwesenden. Die Forderungen der Redner
deckten sich im wesentlichen mit den Beschlüssen der großen Reutlinger Versammlung
am Pfingstmontag 1849, die von über 20 000 Demokraten aus ganz Schwaben
besucht war und eine neue demokratisch-republikanische Revolution einleiten sollte.
Blumenstetter wurde später vorgeworfen, daß er an dieser Versammlung teilge-

!»« Valentin Bd. 2, S. 455.
197 Gönner S. 142.
'»« Gönner S. 142.

VuABl. Hech. 1849, S. 134.
2<™ Gönner S. 143.

201 Eglers Chronik der Stadt Hechingen S. 264.

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