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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0089
Pfarrer Blumenstetter

Reichsregentschaft am 25. Juni noch zum Reichsverweser für die beiden hohenzol-
lerischen Fürstentümer ernannt. Aber er wurde weder von der Sigmaringer noch
von der Hechinger Regierung anerkannt, und von Hechingen wurde ihm sogar
strafrechtliche Verfolgung bei „jedem Eingriff in die Regierungsrechte" angedroht
205. Die letzten revolutionären Strömungen im Fürstentum Hechingen ebbten
allmählich ab, und als Anfang August preußische Truppen hier einrückten, wurden
sie von einem großen Teil der Bevölkerung, vor allem in Hechingen selbst, freudig
begrüßt.

Im Frühjahr 1849 wurde Blumenstetter erneut sowohl bei der fürstlichen Regierung
wie auch beim erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg wegen seiner politischen
Tätigkeit angezeigt. Es wurde ihm seine Aktivität im März 1848 vorgeworfen sowie
daß er vom Reichtum des Fürsten gesprochen und finanzielle Opfer vom Landesherrn
gefordert habe. Bei einer Versammlung im „Höfle" in Starzein am 18. März 1849
sei er für die Einführung der allgemeinen Volksbewaffnung eingetreten und habe
erklärt, man brauche sich nicht von fremdem Militär erschrecken zu lassen, es komme
keines, da der Fürst kein Geld habe, um Bürgschaft zu stellen. Auch die ihm zu
Unrecht angelastete Teilnahme an der Reutlinger Versammlung wurde ihm wieder
vorgeworfen. Mehrere Schreiben zwischen Freiburg und Hechingen wurden in dieser
Angelegenheit gewechselt. Abschließend wurde vermerkt, es bestehe kein Grund
zum Einschreiten. Blumenstetter habe sich immer von Gewalttätigkeiten ferngehalten
und beschränke seine Tätigkeit jetzt nur noch auf den Märzverein. Endgültig
abgeschlossen wurde das Verfahren jedoch erst am 23. März 1850 durch eine Verfügung
des fürstlichen Oberamts, in der gesagt wurde, daß die Untersuchung gegen
Blumenstetter wegen „hochverräterischer Beziehung" auf sich beruhen könne2M.
Während der Besetzung durch preußische Truppen wurde Blumenstetter — im
Gegensatz zu Pfarrer Diebold aus Thanheim — nicht behelligt!07. Es hat den Anschein
, daß er als Realpolitiker sich mit der Entwicklung der politischen Verhältnisse
abgefunden hat. Wenn er auch, wie die meisten Demokraten, lieber eine
Verbindung mit Württemberg gesehen hätte, so ging es ihm doch vor allem um die
wirtschaftliche und finanzielle Gesundung des Landes. Diese aber war auch bei
einem Anschluß an Preußen erreicht.

In den folgenden Jahren hat sich Blumenstetter neben seiner seelsorgerischen
Arbeit wieder mehr wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben zugewandt. Vor allem
galt sein Interesse wie schon in seiner ersten Pfarrei Boll der Förderung der Landwirtschaft
und ihren Nebenzweigen. In dem Verein für Landwirtschaft und Gewerbe
, dessen Mitbegründer er war, sah er ein wichtiges Mittel zur Aufklärung und
Fortbildung der bäuerlichen Bevölkerung. Seine Ratschläge veröffentlichte er in
der Zeitschrift des Vereins „Der landwirtschaftliche Bote". Auch war er ein eifriger
Besucher der Vereinsversammlungen, in denen er fast immer zu einer ihm wichtig
erscheinenden landwirtschaftlichen Frage Stellung nahm. Besondere Bedeutung legte
er den landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen bei, in denen die jungen Leute auf
ihren Beruf vorbereitet werden sollten. Er selbst leitete eine solche Schule in seiner
Pfarrgemeinde mit über 60 Zuhörern m. Um den Lehrern ihre Tätigkeit in diesen

2°5 VuABl. Hech. 1849, Nr. 53.
2°« StAS, Ho 235, I-X, D 386.
807 Gönner S. 190.
2°8 Höh. W. 1859 Nr. 132.

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