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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0091
Pfarrer Blumenstetter

Audi habe man mit der Zusammenlegung der Allmende begonnen. Neue Industriezweige
und Fabriken seien in einigen Gemeinden entstanden. Dafür gebühre der
königlichen Regierung Dank. Aber — so fuhr er fort — mit dem Erreichten sei man
noch lange nicht „auf der Höhe der Zeit". Solange der Handwerker noch in der
einen Hand die Düngergabel und in der anderen sein Werkzeug führe, solange noch
Feld brachliege, solange noch hungrige Herden über kahle Weiden hin und her getrieben
würden, solange Landwirtschaft und Gewerbe an Zersplitterung der Kräfte
und an Zerstückelung des Bodens leiden würden, solange habe der Nährstand seine
Aufgabe noch nicht gelöst. Wo eigene Kraft allein nicht ausreiche, solle man sich
die „brüderlichen Hände" bieten „zur gemeinsamen und vereinten Wirksamkeit" 21S.

Politisch ist Blumenstetter in den ersten Jahren nach der Übergabe Hohen-
zollerns an Preußen nicht hervorgetreten. Bei den Verhandlungen über die Abtretung
wurde die Landesdeputation nicht zugezogen. In dem Patent vom 12. März
1850, durch das Hohenzollern dem preußischen Staat einverleibt wurde, war ausdrücklich
gesagt, daß die preußische Staatsverfassung eingeführt werde, „womit
gleichzeitig die bisherige Vertretung des Landes ihre Endschaft erreicht" "4. Kommunale
Gremien gab es in Hohenzollern in den ersten Jahren nach dem Anschluß
an Preußen nicht. Daß sich Blumenstetter in dieser Zeit um ein Mandat in der
preußischen Abgeordnetenkammer beworben hätte, ist nicht bekannt. Bei seiner
politischen Vergangenheit hätte er dabei wohl zunächst auch wenig Aussicht auf
Erfolg gehabt. Erstmals im Herbst 1858 hat er sich öffentlich in den Wahlkampf
eingeschaltet, wobei er sich sehr nachhaltig für die Wahl von Oberamtmann von
Frank einsetzte. Darüber war man zunächst erstaunt, weil von Frank der konservativen
Partei angehörte, mithin der politischen Richtung Blumenstetters fernstand.
In zwei ausführlichen Artikeln begründete Blumenstetter seine Einstellung. Er zählt
die vielen Verdienste des Oberamtmanns von Frank auf, weist auf dessen Ansehen
im Parlament hin, das er sich in dreijähriger Tätigkeit erworben habe. Er lobt seine
Redegewandtheit und seinen Takt, so daß er mehr als ein anderer imstande sei, für
die Verbesserung der Volkszustände einzutreten und eine ersprießliche Wirksamkeit
zu entfalten. Es sei zwar richtig, daß Oberamtmann von Frank auf der rechten
Seite im Parlament sitze, wie die meisten, aber er sei kein Freund des Junkertums.
Auch komme der Hechinger Abgeordnete gar nicht in die Lage, „Politik zu machen",
und infolgedessen sei seine politische Richtung von ganz untergeordneter Bedeutung215
. Blumenstetters Appell hatte Erfolg. Alle 71 Wahlmänner des Oberamtsbezirks
Hechingen wählten Oberamtmann von Frank, während die 40 Wahlmänner
des Haigerlocher Bezirks ihre Stimme für den fortschrittlichen Kandidaten, Kreisgerichtsrat
Dopfer, abgaben "*. Als Oberamtmann von Frank ein Jahr später sein
Mandat freiwillig niederlegte und damit eine Neuwahl erforderlich wurde, trat
Blumenstetter selbst als Kandidat auf. Er hatte jedoch kein Glück und verlor die
Wahl, allerdings nur knapp mit 52 Stimmen gegen Dopfer, auf den 57 Stimmen
entfielen. Bei der folgenden Wahl im Februar 1862 wurde Blumenstetter von
mehreren Stellen erneut nahegelegt, sich zu bewerben, er lehnte das Angebot jedoch

213 Höh. W. 1858 Nr. 112.
«4 Cramer S. 470.
«5 Höh. W. 1858 Nr. 111 f.
«« Hoh.W. 1858 Nr. 132.

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