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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0099
Pfarrer Blumenstetter

Herrschaft Gottes. Darum werden wir auch mit seiner Gnade in dem uns aufgedrängten
Kampfe unerschütterlich zu unserer Kirche und deren Hirten stehen und
hierfür keine Opfer scheuen 289. Bei dem von gegenseitiger Achtung und gegenseitigem
Verständnis getragenen Verhältnis zwischen Blumenstetter und seinem Dekan
und bei seiner konzilianten Haltung gegenüber den anderen kirchlichen Stellen hatte
das erzbischöfliche Ordinariat seiner Wahl zum Definitor des Landkapitels Haiger-
loch im Jahre 1869 auch die Bestätigung nicht versagt240. Es ist aber nicht anzunehmen
, daß er seine Auffassungen in kirchlichen Fragen wesentlich geändert hätte,
aber er war in älteren Jahren toleranter geworden und anerkannte, wie sich aus
seinen Briefen und Versen an Dekan Schnell ergibt, auch die Meinung anderer und
war dankbar, wenn diese auch die seine achteten. Insofern unterschied er sich von
seinem Freund Sprißler, der aggressiver und kompromißlos seine Ansicht vertrat
und sich dafür auch ohne Rücksicht auf die Gefährdung seiner Stellung einsetzte.
Bevor Blumenstetters Verhältnis zu Sprißler etwas genauer beleuchtet wird, seien
einige kurze Bemerkungen über Sprißler selbst vorausgeschickt:

Pfarrer Sprißler war etwas älter als Blumenstetter (geb. 1795 in Inneringen); er
war gleich diesem ein hochbegabter Mann und glänzender Kanzelredner. Als Anhänger
Wessenbergs trat er für dessen Auffassungen uneingeschränkt ein, und zwar
neben den liturgischen Reformen vor allem auch für eine größere Freiheit von Rom
und für eine demokratische Kirchenverfassung. Dadurch entstanden bald Spannungen
mit dem Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg. Als er dort dem Erzbischof
eine von einem beträchtlichen Teil des hohenzollerischen Klerus unterzeichnete Eingabe
um Aufhebung des Zölibats überreichte, erregte er dessen Unwillen und verwirkte
damit seine schon in Aussicht genommene Ernennung zum Universitätsprofessor
in Freiburg. Er soll dem Erzbischof darauf wie einst Luther geantwortet
haben: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders." 241 Als er dann als Abgeordneter der
Frankfurter Nationalversammlung bei der Beratung der Grundrechte den Antrag
stellte: „Niemand darf zur Erfüllung religiöser Pflichten gezwungen, und niemand
kann wegen Nichterfüllung oder Verletzung derselben mit weltlichen Strafen bedroht
werden" 242 und diesem Antrag noch eine von aufklärerischem und liberalem
Geist durchdrungene Begründung gab, fiel er in Freiburg vollends in Ungnade. Die
am 27. November 1848 in der evangelischen Kirche in Sulz gehaltene Trauerrede
für den am 9. November 1848 in Wien standrechtlich erschossenen Revolutionär
Robert Blum, mit dem er befreundet war - dieser war gleichfalls Mitglied
der Frankfurter Nationalversammlung und dort Führer der Linken -,
gab den letzten Anstoß, ihn seines Amtes als Pfarrer von Empfingen zu entheben
. Unter den vielen Protesten gegen seine Suspendierung ging auch eine auf
Anregung Blumenstetters mit über 2500 Unterschriften versehene Adresse des Hechinger
Märzvereins nach Freiburg, die wie alle anderen ohne Erfolg war. Aber
auch in sonstiger Weise ließ Blumenstetter seinem Freund nach seiner Absetzung
jegliche Hilfe zuteil werden. Da dieser vom erzbischöflichen Ordinariat auf einen
Tischtitel gesetzt war, so daß er nur 2 Mark im Tag zum Leben zur Verfügung
hatte, unterstützte ihn Blumenstetter vor allem auch finanziell. Häufig besuchte er

239 Rösch, Der Kulturkampf in Hohenzollern, S. 43 f.

240 Höh. Bl. 1869 Nr. 273.

241 HB. Hedi., Erinnerungen Finks an Blumenstetter (K 800); Hodler S. 283.

242 Sten. Ber. S. 2013.

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