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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0103
Pfarrer Blumenstetter

VII. Blumenstetters letzte Jahre

Blumenstetter verbrachte, wie schon bemerkt, seinen Lebensabend in Hechingen.
Er wohnte am Obertorplatz gegenüber der Linde (heute Hohenzollerische Zeitung)
in dem heute Löffler'schen Hause. Aus dem öffentlichen Leben hatte er sich ganz
zurückgezogen. Auch in kirchlichen und religiösen Fragen hielt er sich zurück. Als
im Zusammenhang mit den Kulturkampfgesetzen in den liberalen „Hohenzolle-
rischen Blättern" Artikel gegen die „ultramontanen Agitatoren" erschienen und vom
„Zoller", dem Zentrumsblatt, Blumenstetter als der Verfasser vermutet wurde, legte
er Wert auf die Feststellung, daß er damit nichts zu tun habe *57. Man hat den Eindruck
, daß er — des Kämpfens müde — sich in die wenig erfreulichen Streitereien
jener Jahre nicht mehr einmischen wollte. Nur einmal hat er im Jahre 1880 dem
Drängen seiner Freunde nachgegeben und einem Neudruck seiner Primizpredigt aus
dem Jahre 1847 zugestimmt (vgl. oben). Dies allein war schon für Dekan Heyse
Veranlassung, wieder einen Bericht darüber an das erzbischöfliche Ordinariat zu
erstatten. Dieses schrieb dazu, Blumenstetter sei wie sein intimster Freund Sprißler
von der sogenannten Aufklärung angehaucht. Die Früchte seiner Aufklärungspastoration
seien noch heute in Boll und Burladingen festzustellen. Im übrigen sei Blumenstetter
ein „alter, vom Schlaganfall getroffener, fast erblindeter Mann." 258

Nicht zuletzt war sein Gesundheitszustand auch der Grund dafür, daß er seinen
Ruhestand sehr zurückgezogen verlebte. In den ersten Hechinger Jahren war sein
täglicher Gang noch in die Stadtkirche, wo er an einem Seitenaltar die hl. Messe las.
Fink schildert, wie er sehr bedächtig, die Augen mit einer blauen Brille bedeckt,
aber doch aufrechten Gangs durch die Kirche schritt. Als das Augenlicht fast ganz
nachließ, war ihm das auch nicht mehr möglich. Bis zuletzt war er mit dem Hechinger
Bekanntenkreis eng verbunden. Alte Hechinger erzählten noch vor wenigen
Jahrzehnten, wie dieser Freundeskreis im Sommer im Gartenhäuschen des Blumen-
stetterschen Gartens zusammenkam und dort eifrig diskutierte. Auch nahm er anfangs
noch an deren sonstigen Zusammenkünften teil, so an dem 50jährigen Doktorjubiläum
von Dr. Bosch, wobei er seinen Freund mit einigen launigen Versen
feierte 259. Auch mit seinen auswärtigen Bekannten blieb er durch einen Briefwechsel
verbunden, solange sein Augenlicht ihm das noch gestattete, so mit dem schon mehrfach
erwähnten, inzwischen zum Generalleutnant beförderten von Link, Dr. Wil-
dermuth in Tübingen und dem Sigmaringer Regierungspräsidenten Graaf a6°. Als
Blumenstetter das Haus nicht mehr verlassen konnte, suchten ihn seine Freunde hier
auf. Landgerichtspräsident Evelt soll ihn in der letzten Zeit jeden Vormittag besucht
und ihm die Zeitung vorgelesen haben, weil er ja selbst nicht .nehr lesen konnte.
Blumenstetter starb, wie es in seinem Nachruf heißt, „unerwartet schnell, durch
einen sanften Tod erlöst, am 29. Juni 1885 im hohen Alter von 78 Jahren 3 Mo-

2" Höh. Bl. 1877 Nr. 152.

858 EAF, Personalakten Blumenstetter.

*» Höh. Bl. 1877 Nr. 151.

8«» Höh. Bl. 1885 Nr. 99.

101


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