Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0107
Pfarrer Blumenstetter

aufgehängt hatte!M. Audi beteiligte er sich an der Herausgabe einer von Sprißler
veröffentlichten, damals vielbeachteten Predigtsammlung, in der neben bekannten
katholischen Theologen auch einige evangelische zu Wort kamen. Zur Frage der
Mischehen hat er sich, soweit bekannt ist, nicht geäußert. In dem damals rein katholischen
Hohenzollern dürfte dieses Problem auch keine große praktische Bedeutung
gehabt haben. Über seine Einstellung zu Rom ist außer seiner Äußerung in der für
die Verlängerung seiner Admission in Boll im Jahre 1840 eingereichten Arbeit, auch
der römische Stuhl sei nicht die Kirche2", nichts bekannt geworden. Im Zusammenhang
mit dem I. Vatikanischen Konzil hätte man vielleicht eine Stellungnahme erwartet
. Aber er war in diesen Jahren zurückhaltender geworden und vermied in
kirchlichen Fragen alles, was ihn mit Andersdenkenden in Widerstreit gebracht
hätte. Er widmete sich fast nur noch der Seelsorge seiner Gemeinde, und — in Mußestunden
— seinen Freunden und seinen kleinen Liebhabereien. Ein kluger und gescheiter
Mann war Blumenstetter immer; nunmehr, im Alter, war er auch ein weiser
Mann geworden.

Was von dem Seelsorger Blumenstetter gesagt wurde, gilt in gleicher Weise auch
von dem Politiker Blumenstetter. Wohl war er die treibende Kraft der Revolutionsbewegung
in der Mitte des letzten Jahrhunderts im Fürstentum Hechingen und
in den Jahren 1848/49 ihr unumstrittener Führer. Im Grunde aber war er kein
Revolutionär. Umändern und neugestalten, die drückenden Feudallasten vom Volke
nehmen und ihm mehr Rechte einräumen, das wollte er, und dafür setzte er sich ein.
Dazu war die Aufklärung der Bevölkerung notwendig in Wort und Schrift. Dazu
brauchte man einen vom Volk gewählten Landtag mit mehr Rechten als die früheren
nur mit Haushaltsfragen befaßten Landesdeputationen. Aber all das sollte auf
gesetzlichem Weg erreicht und Gewalt vermieden werden. Wo sich Willkür und Gesetzlosigkeit
zeigten, trat er ihnen mutig und entschieden entgegen. So geschah es
mehrfach im Hechinger Landtag, und so war es auch in der stürmischen Versammlung
am 11. März 1848 im Hechinger Rathaus, als er sich den Forderungen der
radikalen Abgeordneten des Unterlandes so lange entgegenstellte, bis er blutüberströmt
auf seinen Sitz zurückwankte. Nur so kann auch die Mahnung an seine
Wähler während der Frankfurter Nationalversammlung, doch die fälligen Abgaben
zu entrichten, da kein Staat ohne Einnahmen bestehen könne, verstanden werden.
Man kann dem damaligen Abgeordneten Stoll im Hechinger Landtag nur beistimmen
, wenn er sagt, es sei ein Glück für das Fürstentum Hechingen gewesen, daß in
diesen stürmischen Jahren ein Mann wie Blumenstetter an der Spitze der Landesdeputation
und der damaligen revolutionären Volksbewegung stand.

Mit derselben Entschiedenheit und unerschrocken trat Blumenstetter, vor allem
als Direktor der Landesdeputation, auch gegenüber der fürstlichen Regierung und
dem Fürsten selbst auf. Mit Takt zwar, aber doch sehr nachdrücklich, machte er
dem Souverän wegen seiner unklugen, die Verhandlungen der Landesdeputation erschwerenden
Äußerungen gegenüber den Abgeordneten des Kirchspiels Vorhaltungen
. Dabei stand Blumenstetter vor ihm — so Stoll — wie ein Fürst und dieser wie
ein „verschüchtertes, fehlerbewußtes Kind" !<i8 Aber auch bei anderen Gelegenheiten

266 HB. Hech., Mappe Blumenstetter (U. b. 29).
287 EAP, Personalakten Blumenstetter.
«8 Vgl. Anm. 108.

105


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0107