Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0247
Besprechungen

Erfreulich ist es, daß der Verfasser im dritten Hauptteil auch die profane Baukunst
ausführlich behandelt, die in kunsthistorischen Vorlesungen meist zu Gunsten der Sakralarchitektur
zurückstehen muß. Knoepfli befaßt sich mit den verschiedenen Haustypen, wobei
er auch die Dachstühle mit ihren Zimmermanns-Konstruktionen würdigt. Das Kapitel
„Von der Ritterburg zum Junkernsitz" ist Burgen und Schlössern von der mittelalterlichen
Höhenburg bis hin zu den Palazzo- und Vierflügelanlagen der Renaissance (Meßkirch, Ho-
henems, Heiligenberg) gewidmet. Besonders instruktiv ist das Kapitel über die Stadt, in
dem unter anderem über die Entfaltung des Stadtgrundrisses, über die Lauben, Türme, Tore
und Befestigungsanlagen gesprochen wird. Knoepfli führt uns dann durch das gotische Haus
und seine Räume, wobei er das Hausinventar bis zu den Radleuchten und Ofenkacheln anschaulich
erläutert, und in Rats-, Zunft-, Gesellschafts- und Kaufhäuser. Nachdem er uns
auch mit Kloster, Schloß und Bürgerhaus der Renaissance sowie mit architektonischen Illusionen
, d. h. illusionistischer Fassadenmalerei des 16. Jahrhunderts, vertraut gemacht hat,
beschließt er seine Darlegungen über die profane Baukunst mit einem Kapitel „Metallkunst
als Zeitspiegel", das schmiedeeiserne Gitter (vor allem Chorgitter), künstlerisch gestaltete
Ofenplatten, Leuchter und Zinngußerzeugnisse behandelt und schon deshalb sehr
wertvoll ist, weil sich die Forschung diesen Stücken viel zu wenig zugewandt hat und ohnehin
nur wenige künstlerische gotische Schmiedearbeiten erhalten sind.

Von der Fülle der vom Verfasser in jahrelanger Sammeltätigkeit durchgearbeiteten
Literatur und Quellenwerke zeugen die 866 Anmerkungen, die 49 Seiten im Anhang des
Buches füllen. Sie enthalten wieder reiche bibliographische Angaben zur Kunstgeschichte des
Bodenseeraumes sowie auch zahlreiche weiterführende Hinweise und Anregungen.

Besondere Hervorhebung verdienen die 300 Abbildungen, die in ihrer Reihenfolge
weitgehend auf die behandelten Themen abgestimmt und teilweise sehr geschickt zu Sachgruppen
zusammengestellt sind, z. B. Maßwerkfigurationen, Gewölbeschlußsteine, Kreuzgänge
, Laubengänge, Stadttürme und -tore, Erker, klösterliche und profane Innenräume.
Wir finden neben hervorragenden Detail- und Innenaufnahmen auch die Tragorgel aus
Hohenems, das einprägsame Bildnis des an den Münstern von Überlingen und Konstanz
tätigen Baumeisters Konrad Würffei (eine Silberstiftzeichnung Hans Holbeins d. Ä.) 4 sowie
den im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden verwahrten Plan des Lorenz Reder zur
Turmfront des Konstanzer Münsters.

Die Textabbildungen - teilweise nach Entwürfen des Verfassers - enthalten zahlreiche
Pläne und Skizzen, Grundrisse, Querschnitte und Längsschnitte, die das im laufenden Text
Behandelte treffend verdeutlichen.

Ein ausführliches Register - zweispaltig auf 29 Seiten - gewährleistet eine vollständige
Erschließung des Buches, doch wäre es schade, wollte jemand den gewichtigen Band mit
Hilfe des Registers lediglich als Nachschlagewerk benutzen. Man sollte sich die Zeit nehmen,
dieses Buch ganz und im Zusammenhang zu lesen, auch die vielleicht anspruchsvolleren jeweiligen
Einleitungskapitel. Selbst derjenige, der einen Großteil der Kunstdenkmäler des
Bodenseegebietes zu kennen glaubt, wird noch manches bisher Unbekannte entdecken, vieles
in den von Knoepfli aufgezeigten Zusammenhängen besser verstehen und damit gleichzeitig
auch für die allgemeine Kunstgeschichte reichen Gewinn haben.

Hoffentlich gelingt es dem Verfasser, trotz seinen laufenden Dienstaufgaben bald auch
den der Plastik und Malerei gewidmeten Ergänzungsband vorzulegen und sich dann der
nicht minder wichtigen Kunstepoche des Barocks und Rokoko zuzuwenden, damit das
Bodenseegebiet als Kunstlandschaft seine umfassende und in sich abgerundete klar konzipierte
Kunstgeschichte erhält.

Sigmaringen Herbert Natale

4 Vgl. dazu auch Norbert Lieb und Alfred Stange, Hans Holbein der Ältere, München 1960, S. 90
und die Abb. 229 und 230.

245


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0247