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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0029
Hohenzollernsche Erbteilung

Österreich über dieses Urteil hinwegsetzen und die Sigmaringer Fürsten zur Anerkennung
der österreichischen Lehenshoheit zwingen. Die Versuche Österreichs,
unter Maria Theresia und Josef II. die hohenzollernschen Rechte noch weiter einzuengen
, konnten die Fürsten mit Unterstützung des Schwäbischen Kreises abwehren
n. Dank preußischer Hilfe und guter Beziehungen zur Familie Napoleons
ist es geglückt, am Ende des Alten Reiches der Mediatisierung zu entgehen, einen
beträchtlichen Gebietszuwachs zu erringen und damit nach über zweihundertjährigem
Ringen die nachteiligen Folgen der Teilung zu überwinden73.

Die Schwierigkeiten, mit denen die Hechinger Linie zu kämpfen hatte, waren
anderer Art. Als Graf Eitelfriedrich die Regierung in der Stammgrafschaft Zollern
antrat, entsprachen Schloß und Residenzstadt Hechingen längst nicht mehr
den Erfordernissen und dem Geschmack der Zeit. Graf Jos Nikiaus II. mußte sich
zunächst um die Finanzen der stark verschuldeten Grafschaft kümmern. Sein
Hauptinteresse galt dem Ausbau der Landeshoheit, den er entscheidend vorantrieb
. Graf Karl, der ihn 1558 beerbte, verfügte mit dem Schloß der Grafen von
Werdenberg in Sigmaringen über einen Herrschaftssitz, der allen Bedürfnissen gerecht
wurde, so daß er Hechingen vernachlässigen konnte. Für Graf Eitelfriedrich
, einen typischen Fürsten der Renaissance mit ausgeprägtem Sinn für Repräsentation
und Prachtentfaltung 74, mußten die Hechinger Verhältnisse unerträglich
sein. Er begann daher schon bald nach Regierungsantritt, Hechingen zu einer
großartigen Residenz auszubauen. Das prachtvolle, zu Beginn des 19. Jahrhunderts
leider abgebrochene Schloß, 1598 Schauplatz der berühmten Hochzeit seines
Sohnes Johann Georg mit der Wild- und Rheingräfin Franziska, und die einmalige
St. Luzenkirche sind die beredtesten Zeugnisse dafür. Als Musikliebhaber und
Kunstmäzen machte er Hechingen darüber hinaus zum Sitz eines glanzvollen Hoflebens
, das die finanziellen Möglichkeiten der Grafschaft überstieg. Von seinen
Gemahlinnen Veronika von Ortenburg und Sibylle von Zimmern erbte er beträchtliche
Mittel. Diese reichten aber zur Finanzierung des enormen Aufwands
bei weitem nicht aus. Obwohl von der Nachwelt als sorgfältiger Haushalter gerühmt
, hinterließ Eitelfriedrich bei seinem Tod 182 000 Gulden Schulden für die
jährlich 9265 Gulden 23 Kreuzer Zins aufgebracht werden mußten. Unter seinem
Sohn Johann Georg wuchsen die Schulden auf 315 291 Gulden 20 Kreuzer an.
Zur Bezahlung der Zinsen benötigte man 16 137 Gulden 24 Kreuzer 76. Als Reichskammergerichts
- und Reichshofratspräsident sowie als kaiserlicher Gesandter und
Schiedsrichter im Jülich-Cleveschen Erbfolgestreit hat Johann Georg große Auslagen
gehabt, für die er vom Kaiser nur unzureichend entschädigt worden ist. Aber
mit notwendigen Repräsentationsaufwendungen allein lassen sich diese ungeheuren
Anleihen nicht erklären7S. Sie weisen weit eher auf leichtfertigen Umgang mit
Geld und verschwenderischen Lebensstil hin. Schon in seiner Jugend hatte Johann

72 Fritz Kallenberg, Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des Alten Reiches. Ein
Beitrag zur politischen und sozialen Formation des deutschen Südwestens. Tübingen,
phil. Diss. 1961. [Maschinenschrift] 277-371.

78 Fritz Kallenberg, Die Fürstentümer Hohenzollern im Zeitalter der Französischen Revolution
und Napoleons. ZGO 111 (1963) 358-472.

74 S. Walter Bernhardt (wie Anm. 61).

™ Ebenda. - FAS, HH A 644; DH 143.23,24.

7t Wie Anm. 70.

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