Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0040
Bernhardt

ter ,7. Juristische Fachkenntnisse waren nicht vorgeschrieben. Dennoch hatte die
Mehrzahl der Präsidenten ein Rechtsstudium absolviert. Die Grafen beanspruchten
die Präsidentenstellen als eine ihrem Stande zukommende Versorgung, haben aber
das Amt nicht besonders geschätztS8. Als Kaiser Rudolf II. Eitelfriedrich am
16. Mai 1588 aufforderte, „als nunmehr der eitern Graven ainer und deme die
Leuth bekandt", ihm einige für das Präsidentenamt taugliche Personen zu benennen
, die „ires aufrichtigen Wandels und Geschicklichait so wol auch catholischen
Glaubens Profession halben zu solcher ansehenlichen Stell und Function rühmblich
und nutzlich zugeprauchen" s9, teilte er dem Kaiser bezeichnenderweise mit: in
Schwaben herrsche an dergleichen Personen großer Mangel. Die Verheirateten
lassen sich nicht gern dazu gebrauchen, die anderen seien fast alle noch zu jung40.

Eitelfriedrich bezog als Reichskammergerichtspräsident 800 Gulden Gehalt41,
ein Betrag, der für eine standesgemäße Lebensführung nicht ausgereicht hat. Er
hat nach eigener Angabe seine Pflichten am Reichskammergericht gewissenhaft
erfüllt und jeden Tag den Rat besucht4Z. Aber schon bald zeigte es sich, daß er das
Klima in Speyer nicht vertrug. Er bat daher den Vater, ihm wegen seiner „Leibs
Schwachait" zu einem gesünderen Wohnsitz zu verhelfen. Graf Karl machte seinem
Sohn den Vorschlag, nach Hechingen zu ziehen. „Versuechs zu Hechingen ain Zeit,
als dan wollen myr weiters sehen". Graf Karl erwartete allerdings einen sparsamen
Lebensstil. „Yr baid Gebrieder [Eitelfriedrich und Karl] haben vor und als
ich in Frankreich gewest dermassen gehauset alhir, das man das halb Jar mir die
hechingisch Rechnung mit Bringen 1400 fl umb Wein schuldig worden. Darneben
ich kein Korn noch Habern im Haus gefunden. Darumb mues man jetz wider er-
hausen, was verthon" 4'. Darauf kündigte Eitelfriedrich am 17. April 1572 seinen
Dienst am Reichskammergericht auf und bat um eine möglichst schnelle Neubesetzung
des Präsidentenamts, weil er und die Seinen „so beschwerlich erkranckhet,
das ich mir, dieweil dessen noch kain Aufhören, ohne Gefahr lenger hiezubleiben
nit getrauete" 44. Aber erst zum Jahresende wurde ein geeigneter Nachfolger gefunden
. Eitelfriedrich zog darauf nach Hechingen, wo er seit 1573 die Regierungsgeschäfte
für seinen in Sigmaringen residierenden Vater geführt hat45.

Das Ausscheiden beim Reichskammergericht bedeutete jedoch keineswegs das
Ende der Dienste für Kaiser und Reich, vielmehr hatte er als kaiserlicher Rat
noch oft Gelegenheit, Verhandlungsgeschick und Sachverstand zu beweisen. Schon
vor seiner Tätigkeit in Speyer war Eitelfriedrich Reisebegleiter der Kaisertöchter
Anna und Elisabeth. Zunächst geleitete er im Jahre 1569 Prinzessin Anna in die
Niederlande und im September 1570 Prinzessin Elisabeth von Speyer aus nach

37 Rudolf Smend, Das Reichskammergericht. Geschichte und Verfassung. Weimar 1911.
(Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter
und Neuzeit, Band 4, Heft 3.) Neudruck Aalen: Scientia 1965, 257 f.

38 Ebenda 260 ff.

39 FAS, HH A 648.

40 Schreiben vom 16. Juli 1588 (StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 123, Bl. 227 f.).

41 Wie Anm. 37, 400.

42 Brief Eitelfriedrichs an seinen Sohn Johann Georg vom 12. Januar 1604 (FAS, HH
A 738).

43 FAS, HH A 686. - Schmid 27, 34 f.

44 FAS, HH A 648.

45 FAS, HH A 687 und A 1252. - Schmid 27, 37.

38


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0040