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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0049
Eitelfriedrich I. von Hohenzollern-Hechingen

Lechner nicht gehalten, sondern ist noch vor Ankunft di Lassos in Abwesenheit
Eitelfriedrichs nach Tübingen zum Dichter Nikodemus Frischlin gezogen und hinterließ
lediglich die Nachricht, man möge ihm seinen schriftlichen Abschied nachsenden
. Der verärgerte Graf lehnte dieses Ansinnen ab und verlangte, daß Lechner
den Abschied persönlich abhole. Die Antwort, die Lechner am 28. Juli 1585
vermutlich nicht ohne Mitwirkung von Frischlin auf Eitelfriedrichs maßvolles
Schreiben überbringen ließ, konnte an Unverfrorenheit und Arroganz kaum noch
übertroffen werden. Wohl nie zuvor hat ein Bürgerlicher an einen Grafen in ähnlichem
Ton geschrieben: „Gnediger Herr, ich het gleichwoll vermaint, Euwer
Gnaden hetten das geringst Bedenckhen nit gehabt, mir meinen Abschid bey ai-
nem aignen Botten nach Thubingen auf mein Kosten zu verfertigen, weil ich (wie
Euwer Gnaden selbs bekhennen muess) mich in derselbigen Dienst ehrlich und wol
gehalten und alles das gethon und verricht, so mir vor meinem Abschied zu verrichten
gepurt. Weil es aber nit beschehen und Euwer Gnaden mir dargegen bei
dem Herrn Capelmaister und Herr D. Freschlin allerlai vermainte Einreden lassen
vermelden, nemlich ich het mein Zeit nit ausgedient, ich nem Urlaub hinder
der Thür, ich hab mein Weib mit List wegbracht etc. und dergleichen mehr, welches
, so man baim Liecht besieht, sich alles selbs widerlegt, item ich sey khomen
schmutzig, zerissen, bettelhaftig etc., das und dergleichen erfindt sich alles änderst.
Uber das (kurtzlich weiter Umbschwaif zu vermeiden) droen Euwer Gnaden mir,
wo ich mein Abschid nit holl, so wollen dieselbigen schreiben an Sachsen, Bayern,
Nürnberg, Orlandt etc. Darauf thue Euwer Gnaden ich underthenig zu wissen,
dass ich des Abschieds gar nit bedarf. Dass ich aber darumb angehalten, hab ich
vilmer von Euwer Gnaden wegen als meinenthalben gethon, dan von Euwer Gnaden
ich bis uf dise Stund jederzeit honorifice wie sich gepurt Meldung gethon,
und bitte noch, sie wollen nit Ursach geben, durch solche unbeschaidene Schreiben
oder sonst mich zu denfendiren. Dan es gescheh oder nit, so bin ich vil zu wohl-
bekhandt, und Euwer Gnaden sollen ein Teuffei an mir haben. Ich waiss Gott
Lob noch vil durchleuchtigst, durchleuchtig, hoch- und wolgeborn Personen, erbar
Stet und Stend, so sich meiner annemen, und will nit vill mit Missiven zu thun
haben, sonder den nechsten durch Hilf gelerter Leuthen in offenlichen Truckh
herausgehen, und was mich hat wegtriben dermassen durch aliorum Exemplas und
sonsten weitleufig darthun, dass meniglichen sehen wurdt, wie es an diesem Hof
beschaffen. Ich bit aber durch Gottes willen, Euwer Gnaden wollen Ir selbs daran
verschonen. Euwer Gnaden haben mir oft geklagt, sie seyen beschrait allenthalben
etc., ist war. Was ist aber die Ursach? Nit das Ausreissen der Diener, sonder solche
Brief, dan im Hailigen Römischen Reich ain alt loblich Herkhomen, dass man
khainen unverantwurdt urthailt. Es ist auch ein gemain Sprichwort, es sey khain
Herr im Reich, der mehr Abschied, Schelmenbrief etc. und dergleichen schreib,
aber sy gelten nit weiter, als Euwer Gnaden Territorium sich erstreckht. Das hab
Euwer Gnaden ich wegen dises Punctens zu vermelden und wegen unvermeidlicher
Notturft frey rund herausgehen wellen, und sag noch, ich frag nichts nach
dem Abschid, dan ich in allen Ehren vill zu weit brait bekhandt. Und so Euwer
Gnaden sich werden mit dem Weinigsten understehen, mich schriftlich zu diffa-
mirn, wil ich wissen, was mir zu thun, will derwegen die Ursachen, warumb ich
so geling hinwegzogen, aus bedenckhen noch hinderhalten" 10°.

100 Nach Schmid 195 ff.

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