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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0050
Bernhardt

Um Lechners Drohungen rechtzeitig zu begegnen, wandte sich der empörte
Graf am 1. August in zwei Schreiben an den Rat und die Buchdrucker der Reichsstadt
Nürnberg mit der Bitte, keine Schmähschriften von Lechner zu drucken 101.
Den Markgrafen und die Räte von Brandenburg-Ansbach ersuchte er, Lechner zu
ergreifen, falls er durch ihr Territorium ziehe 102. Den Kurfürsten von Brandenburg
bat er um Interzession, damit Lechners Anstellungsgesuch in Dresden abgewiesen
werde 103. Zuletzt hat Eitelfriedrich auch direkt an den Kurfürsten August
von Sachsen geschrieben und bei diesem tatsächlich sein Ziel erreicht104. Aber damit
war Eitelfriedrich noch nicht zufrieden, sondern begehrte auch vom Herzog
Ludwig von Württemberg, diesen „Ernabschneider" nicht zu beschäftigen. „Wie
dann gegen Euwer Gnaden ich mich jehero aller Genadt zuversehen gehabt. Mich
auch baßfüro getrosten thue, dieselben werden sich umb deren, so dem uralten
Hauß Zollern ainich unverantwortlich Verklainerung zuezufuegen Vorhabens, mit
nichten annemmen. So verhoff ich nicht, daß Euwer Gnaden sich eines sollichen
ernvergeßnen Schuelgeselnß halber etwaß wider mein grefliche Reputation (so
bey derselben hoffentlich in mehrern zu respectirn were) underfahen wurden" 105.
Eitelfriedrich ist es zwar nicht gelungen, die Bestallung Lechners „als württembergischer
Diener und Musicus" zu verhindern. Aber sein Brief hat immerhin bewirkt
, daß dieser auf Drängen des Herzogs Abbitte leistete. Der Herzog hat
Lechners Supplikation am 20. Januar 1586 mit einem Begleitschreiben nach Hechingen
gesandt und dadurch die Aussöhnung ermöglicht1M.

Leicht erregbar und äußerst empfindlich, hat Eitelfriedrich, darin muß man
Lechner beipflichten, mit seinen „Abschieden und Schelmbriefen" zweifellos des
Guten zuviel getan und seinem Ansehen eher geschadet als genutzt. Seine Empörung
über Undank und Untreue der Diener war in den meisten Fällen berechtigt.
Dennoch konnte es keinen guten Eindruck machen, wenn er glaubte, sich bis nach
Schlesien, wo man ihn doch kaum kannte, wegen Verleumdungen rechtfertigen zu
müssen.

Er wußte aber nicht nur seine eigene Ehre zu verteidigen. Wie das Schreiben
an den Reichskammergerichtsadvokaten Dr. Johann Michael Vaius zeigt, trat er
auch für seine Untertanen ein und war dabei durchaus nicht wählerisch mit seinen
Worten. Aus diesem Brief wird ein weiterer Wesenszug, sein Hang zur Belehrung,
erkennbar. „Hochgelerter Besonderer! Wir haben mit höchstem Verwundern gelesen
, was Ir für ein unverschembt und spöttlich Schreiben an einen Rath unserer
Statt Hechingen alhie gethan. Und dan wir nit bericht weren, daß Ir sonsten nit
alzeit bey gesundem Verstandt, so wolten wir andere Mittel gebrauchen, damit
ehrliche Leuth von Euch unverkleinert verpleiben möchten. Dieweil es aber ein
solliche Meinung hat, so muß man mit dergleichen Leuthen Geduld tragen ...
Verwunderlich ist es, was Euch verursacht, ainem Rath unguetlich uffzule-
gen, sie müßen unbarmherzige Richter haben und wolten geren, daß man den rauhen
Weg mit den armen Leuthen hindurch gieng, welches inen einest auch uff den

101 StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 122 Bl. 139 ff.

102 Ebenda, Bl. 145 f.

103 Ebenda, Bl. 142 f.

104 Ebenda, Bl. 144 f.

105 Ebenda, Bl. 135 ff.

106 Schmid 221 ff.

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