Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0058
Bernhardt

Regierungsepoche ausführlich zu schildern. Diese wenigen charakteristischen Beispiele
genügen, um von der Leistung und Umsicht Eitelfriedrichs als Landesherr
ein ziemlich genaues Bild zu gewinnen.

Dagegen darf Eitelfriedrichs religiöse Einstellung nicht unberücksichtigt bleiben
. Er selbst hat sich „als ain Liebhaber und Beschiermer der apostolischen orto-
doxischen catholischen Religion und Erhalter der gaistlichen Gestiften Gueter und
Einkhommen" bezeichnet150. Er gebrauchte solche Worte nicht als bloße Phrase,
sondern hat, wie wir noch sehen werden, nach diesen Vorstellungen gehandelt und
gelebt. Er hat die katholische Reform in der Grafschaft Zollern unter beträchtlichen
materiellen Opfern nachhaltig gefördert. Seine religiöse Überzeugung hinderte
ihn aber nicht, gegenüber Andersgläubigen tolerant zu sein. Er selbst hat mit
Veronika von Ortenburg eine Anhängerin der evangelischen Konfession geheiratet
. Die Gemahlin seines einzigen Sohnes Johann Georg war gleichfalls evangelisch
. Zu seinen engsten Freunden zählte der betont katholische Herzog Wilhelm
V. von Bayern ebenso wie der evangelische Markgraf Georg Friedrich von
Baden-Durlach. Auch bei der Anstellung von Beamten und Dienern spielte die
Konfessionszugehörigkeit nicht die entscheidende Rolle. Die Kapellmeister Jakob
Meiland und Leonhard Lechner, der Organist Hans Jakob Haßler, um nur die Bekanntesten
zu nennen, waren evangelisch und durften im nahen Bodelshausen den
Gottesdienst besuchen m. Diese Liberalität war damals in den meisten Territorien
undenkbar und verdient deshalb besondere Hervorhebung. Eitelfriedrichs Toleranz
gegenüber Andersgläubigen beruhte keineswegs auf religiöser Gleichgültigkeit
. Er war fromm, bemühte sich intensiv um eine qualifizierte Ausbildung der
Geistlichkeit152, gründete zum Schutz des katholischen Glaubens vor dem benachbarten
Herzogtum Württemberg das Franziskanerkloster St. Luzen und schuf
durch großzügige Stiftungen die materiellen Voraussetzungen für die Reform des
Kollegiatstifts Hechingen sowie der Dominikanerinnenklöster Stetten und Rangendingen
.

Von dem Priestermangel des 16. Jahrhunderts war auch die Grafschaft Zollern
betroffen. Die Bevölkerung beanstandete ihre unzureichende seelsorgliche Betreuung
und beklagte sich zu Recht über die Disziplinlosigkeit des Klerus, der häufig
seinen kirchlichen Verpflichtungen nicht nachkam und oft wegen Mißachtung des
Zölibatsgebots und wegen Beteiligung an Schlägereien und Trinkgelagen Ärgernis
erregte 1M. Eitelfriedrich hat sich „auß geystlichem Eyffer" um Priesternachwuchs
bemüht und 1584 die Zinsen von 2000 Gulden zur Ausbildung von jeweils zwei
Theologen zur Verfügung gestellt. Nach dem Vorbild des Kaisers, der seit 1558
begabte Knaben der Wiener Hofkapelle nach ihrer Mutation studieren ließ, entsandte
er Sängerknaben an das Münchner Jesuitenkollegium St. Michael und anschließend
zum Studium der Theologie an die Universitäten Dillingen, Würzburg,
Mainz, Trier oder Köln Die Stipendiaten mußten sich allerdings zu lebenslänglichem
Dienst in der Grafschaft Zollern verpflichten. Wegen dieser Verpflichtung
kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Ordinariat in Konstanz. Der

150 FAS, DH NZ 78.7 (Einleitung zum Lagerbuch über das Stifts- und Heiligeneinkommen
1589).

151 Schmid 192, 599.

152 Schmid 313 f., 323 ff.

153 Huber (wie Anm. 87) 62 ff. - Schmid 316 f., 319 f.

154 FAS, DH 156.15; 159.2. - Egler 86 f. - Manns 232 f. - Schmid 313 f.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0058