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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0063
Eitelfriedrich I. von Hohenzollern-Hechingen

fen nach zu schließen, gut verstanden zu haben. Veronika von Ottenburg vermachte
ihm testamentarisch ihre gesamte Habe 179. Seine zweite Frau Sibylle erbte
nach dem Erlöschen des Zimmernschen Mannesstammes ein bedeutendes Vermögen
, das dem Gemahl überhaupt erst sein Mäzenatentum, seine Stiftungen und seine
zahlreichen Grundstückskäufe ermöglicht hat 18°. Die dritte Ehe mit Johanna
von Eberstein dauerte nur knapp vier Jahre. Die Witwe hat sich schon 1606 mit
dem Freiherrn Georg von Königsegg wiederverheiratet181. Dagegen war das Verhältnis
zu seinen Brüdern und zu seinem Sohn Johann Georg nicht immer ungetrübt
. Es gab viele Spannungen, ja sogar offene Konflikte, welche die Charakterzüge
der Kontrahenten hervorheben und zugleich die Schwierigkeiten und Bedrohungen
vor Augen führen, mit denen kleine Territorien zu kämpfen hatten. Die
teilweise erbittert geführten Auseinandersetzungen sind nicht so sehr der Unverträglichkeit
der Brüder zuzuschreiben, die sich immer wieder miteinander ausgesöhnt
haben, sondern in erster Linie dem Existenzkampf der sowohl im Innern als
auch von außen bedrohten kleinen Herrschaftsgebiete.

Eitelfriedrich und sein ältester Bruder Karl182 waren trotz mancher Gemeinsamkeiten
grundverschieden in ihrem Wesen. Beide waren vorbildliche Landesherren
mit fundierten Rechtskenntnissen 183, vom Kaiser und dem Hause Österreich häufig
mit wichtigen Missionen betraut. Beide waren sorgfältige Haushalter und als
solche ständig bestrebt, ihren Besitz zu vergrößern. Beide waren überzeugte Katholiken
. Während Eitelfriedrich uns freundlich, hilfsbereit, offen, tolerant, leicht
erregbar, aber zur Versöhnung stets bereit erscheint, begegnet uns Karl eher gefühlskalt
, beherrscht, berechnend und schwer durchschaubar, aber als äußerst gewandter
Diplomat. Eitelfriedrich ist nicht immer so erfolgreich wie der viel wendigere
Karl gewesen; er wirkte aber sympathischer und hatte wohl wegen seiner
Aufrichtigkeit und seinem Gerechtigkeitssinn bedeutend mehr Freunde als sein
Bruder, über den Graf Wilhelm von Zimmern einmal treffend urteilte: „in summa
diser Mann hat alzeit mehr Glückhs alß Recht" 184. Bei so unterschiedlicher Wesensart
- Eitelfriedrich hat dies selbst empfunden und dem Grafen Schweikart
von Helfenstein bekannt: „dan einmhal füegen wir bayde mit unsern Gemüeten so
gar nit zusammen als wenn wier nit Gebrieder wheren" 185 - kann es nicht verwundern
, daß es zwischen den beiden Brüdern immer wieder zu Differenzen gekommen
ist. Anfangs jedoch herrschte zwischen ihnen seltene Einmütigkeit und
brüderliche Treue und Karl beteuerte 1573 in einem Brief an Eitelfriedrich: „dan

"» Testament vom 25. März 1569 (FAS, HH 184.36).

180 S. Seite 36 f., Anm. 31-33.

181 S. Seite 37, Anm. 34.

182 Grossmann 72, 87 ff. (Nr. 513). - S. auch Johannes Maier, Charakteristische Profile
der Grafen und Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen bis zu dem Fürsten Carl. HJh.
10(1950) 13-21. - Schmid 40 ff.

183 Graf Karl war sehr stolz auf seine Fähigkeiten. Von seinem Selbstbewußtsein zeugt
nicht nur die Devise „Gedanken sind zollfrei" (Fürstlich Hohenzollernsche Hofbibliothek
Sigmaringen, Handschrift Nr. 400. - Schmid 40 und Taf. III, Abb. 4a), sondern
auch folgende Briefstelle: „So hat mir Gott, dem ich Lob und Dankh sag, danocht
auch so fil Verstandts geben, dz ich ohn Fragens oder Gehais der Schraiber und Doc-
tor wais, was ich thun soll" (Schreiben Karls an Eitelfriedrich vom 28. November
1583; FAS, HH A 717).

184 Brief an Eitelfriedrich vom 29. Dezember 1593 (FAS, HH A 574).

185 Brief vom 12. Januar 1594 (FAS, HH A 588).

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