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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0082
Bernhardt

sen wäre, der Stadt Eid und Pflicht zu leisten, Handlohn zu zahlen und seine fahrende
und liegende Habe wie die übrigen Hechinger Bürger versteuern zu lassen
300. Am meisten verdroß Eitelfriedrich, daß Christoph in seinen Briefen seine
„erenrierige spitz Wordt... so general und verdeckt" zu setzen wußte, daß „niemand
» waist, wen es anlanget oder wer darmit gemeint ist" 301. Nachdem die
Brüder ihre Erbstreitigkeiten an das Reichskammergericht gebracht hatten, scheinen
sich Eitelfriedrich und Christoph wieder besser verstanden zu haben. Christoph
beteiligte sich 1586 an der Stiftung von St. Luzen 302, Eitelfriedrich wiederum
hat ein Jahr darauf seinen Bruder in dessen Streit mit Christoph Truchseß von
Waldburg verteidigt 303 und nach Christophs Tod seine Pflichten als Vormund gewissenhaft
erfüllt.

Im Gegensatz zu Karl und Christoph hat sich der jüngste Bruder Joachim 304
gegen Eitelfriedrich stets freundlich und brüderlich verhalten 305. Eitelfriedrich
hat Joachim daher häufig unterstützt. 1584 schenkte er ihm einen „weissen und
zimblichen gerathen Hengstgaul" und versprach ihm außerdem, er solle beim Ausbau
seiner stattlichen Behausung „nicht allerdings lehr gelassen, sondern so viel
ich meinen obligenden Beschwernusen abbrechen mag, etlicher massen ergetzet
werden" 306. Joachim, der wegen seines verschwenderischen Lebensstils und wegen
seines Ubertritts zum evangelischen Glauben im Testament seines Vaters auffallend
benachteiligt worden war und im Gegensatz zu seinen drei älteren Brüdern
keine Herrschaft, sondern nur eine Rente erhalten hatte, mußte seinen jugendlichen
Leichtsinn zeitlebens schwer büßen. Er hatte ständig mit Schulden zu kämpfen
, da die Rente und das Dienstgeld, das er als kurfürstlich brandenburgischer
Rat bezog, für seinen Lebensunterhalt und zur Befriedigung der Gläubiger nicht
ausreichte 307. In seiner Notlage sah er sich wiederholt gezwungen, in Frankreich
Kriegsdienste zu leisten. Noch 1586, ein Jahr vor seinem Tod, ließ er sich als
Oberstleutnant anwerben. Da er kein Geld hatte, mußte er abermals Eitelfriedrich
um ein Pferd bitten, „wiewol es wol zu grob von mir, Deine Liebden, der sich nit
alß ain Bruder gegen mir, sonder alß ain Vatter alle Zeit erzaiget hat, so vil und
oft zu beschwern. Aber weiß Gott, die höchste Notturft zwing mich darzu. Ich
soll und muß mich risten... Ich hab, wie ich auß Franckrich bin gezogen und
Otto von Blato, Oberster etc, mit seinen Reuter darin gebliben, uf des Königs
Seyten 16 Pferdt bey im gelaßen. Hoff, ob Gott will, es werde mein Schadt auch
nit sein. Ich bin so oft uf die andern Seyten gezogen, doch alzeit mit Spott und
Schaden wider kommen. Ich will, ob Gott will, die Zeit meines Lebens nit wider
higenottisch werden. Wie wol es unsere Herrn nit gern sehen, jedoch weil sy uns

300 Brief Eitelfriedrichs an Dr. Kager vom 9. Juli 1584 (StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 122,
Bl. 53 ff.).

301 Brief Eitelfriedrichs an Christoph vom 2. Juni 1584 (ebenda, Bl. 37 ff.).

302 Schmid 150.

303 Brief Eitelfriedrichs an Christoph Truchseß von Waldburg vom 19. Mai 1587 (StAS,
Ho 1, C II 8, Nr. 123, Bl. 161 f.).

304 Joachim, geb. 21. Juni 1554, GD 6. Juli 1578 Anna, Tochter des Grafen Volkmar
Wolfgang von Hohenstein, gest. 7. Juli 1587 (Grossmann 74 f. Nr. 526).

305 Testament Eitelfriedrichs vom 4. April 1591 (FAS, HH 184.159).

306 StAS, Ho 1, C II 8, Nr. 122, Bl. 34 f.

307 Ulshöfer (wie Anm. 15) 76, 113 f. - Bernhardt (s. Anm. 187). - Ders. in ZHG 12
(1976) 9-28.

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