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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0113
Renovation von St. Luzen

vleissigst angestrichen gemalet und verrichtet werden". Eine Steigerung des Farbreichtums
vom Schiff zum Chor ist dabei deutlich das Ziel.

Die farbige Pracht dieses Kirchenraumes sollte keinen langen Bestand haben.
Zum Ausgang des 17. Jahrhunderts hatte die Vorstellung von Raumfassung und
Raumwirkung einen grundsätzlichen Wandel erfahren. Der Wunsch nach hellen,
von Licht durchfluteten Räumen setzte sich durch, Räume, die nicht von aufgetragenen
, geborgten Farben lebten, sondern die ihre Wirkung aus dem Licht selber
und seinem kräftigen Schattenspiel der Formen bezogen. Originale Kirchenräume
dieser Zeit, die diesen Stilwandel kurz vor 1700 als Neubauten unverfälscht präsentieren
, haben wir beispielsweise in Obermarchtal und in Friedrichshafen, beides
reich stukkierte Räume in einheitlicher Weißfassung mit dunkel kontrastierender
Möblierung. Aber auch bestehende Bauten mit zurückliegender Stilausbildung wie
hier in St. Luzen wurden mitunter dieser geänderten Auffassung unterworfen.
Dieser Veränderungsprozeß, dessen Erscheinungsbild wir alle noch erlebt haben,
muß in St. Luzen kurz vor 1702, dem Weihedatum der Seitenaltäre, durchgeführt
worden sein. Die Wandflächen, der figürliche und dekorative plastische Schmuck,
die Gewölbefelder - alles wurde mit einem Kalkweiß überstrichen; und das spätgotische
Maßwerk der Fenster wurde zu vermehrtem Lichteinfall herausgebrochen.
Diesem mit Helligkeit erfüllten Raum standen in wirkungsvollem Kontrast die im
dunklen Holzton gehaltenen Ausstattungsstücke gegenüber, das Gestühl, die
Beichtstühle und die im Furnierholzton bemalte Architektur der Altäre. Mit diesem
veränderten Farbkleid hat sich St. Luzen die kommenden 270 Jahre begnügen
müssen.

Das veränderte Raumbewußtsein ließ auch den alten Südeingang der Kirche -
er befand sich an der Stelle des mittleren Beichtstuhls - aufheben und gab
dem Raum mit dem neuen Westeingang - die Jahreszahl 1713 steht über dem
Türsturz - die barocke Achsausrichtung vom Eingangsportal zum Hauptaltar.
Aus dieser Zeit stammt auch die auf zwei Pfeilern sich abstützende hölzerne Empore
mit dem dreitürmigen Orgelprospekt. Da die Empore als Mönchschor diente,
steht auf ihrer Brüstung als Sichtschutz ein Stäbchengitter, gerahmt von einer Architekturzier
aus bemaltem Bretterwerk.

Die Altäre der Umbaukirche von 1586 sind untergegangen. Jedoch aus dem
Verding Eitel Friedrichs mit dem Bildschnitzer Glöckler aus Überlingen haben
wir die Kenntnis von einem Maria Magdalena-Altar und einem Heilig-Kreuz-Al-
tar wie auch von deren Gestaltung, ihren Figuren und Bildern und deren Anordnung
. Gleichfalls wissen wir aus dem Verding mit dem Maler Hans Castner und
dem Bildhauer Hanns Gemelich, beides Augsburger Künstler, daß sie einen Altar
für die Antonius-Kapelle zu schaffen hatten. Ein Teil dieses Altars ist erhalten geblieben
, ein hohes Brettstück mit goldgefaßtem Roll- und Beschlagwerk, Muschelnischen
und Heiligenbildern in Rundmedaillons. Dieser Altar hatte ursprünglich
in der Nische der Ostwand der Antonius-Kapelle gestanden. Als der jetzige Antoniusaltar
mit dem Bild der Antonius-Vision vom Söflinger Maler Johann Enderle
1757 errichtet wurde, - nach barockem Architekturprinzip selbstverständlich auf
die Achse zum Schiff ausgerichtet - wurde das Südfenster der Kapelle vermauert
und das Retabel des alten Altars hinter dem neuen Altar verwahrt, wo es später
aufgefunden wurde. Es bedarf keiner Frage, daß dieses ehrwürdige Dokument,
auch wenn es uns nur fragmentarisch erhalten geblieben ist, wieder seinen alten
Platz einnehmen wird.

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