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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0115
Renovation von St. Luzen

cherweise nur unvollkommen, so daß genügend Anhaltspunkte für die Wiederherstellung
erhalten geblieben sind. St. Luzen wurde danach wieder weiß durchgestrichen
.

Der Absturz einer Rosette aus dem Gewölbe der Antonius-Kapelle und die anschließende
Überprüfung des Bauwerks erforderte 1967 die Schließung der Kirche
. Sie war statisch labil geworden. Unsachgemäße Eingriffe in das Holzwerk
des Dachstuhls hatten einen Horizontaldruck des hölzernen Netzgewölbes ausgelöst
. Dies hatte zu einem bedrohlichen Ausweichen der Südwand und zu erheblichen
Rißbildungen geführt. Anfang 1971 konnte mit einer durchgreifenden, alle
Teile der Kirche erfassenden Restaurierung begonnen werden.

Diese jetzt abgeschlossene Restaurierung hat ihre Aufgabe nicht allein in der
statischen Sicherung des Gebäudes gesehen. Ihr Ziel war, den gestalterischen Entwicklungsgang
dieser Kirche klarzulegen. Wenn dabei auch das Hauptaugenmerk
auf die hervorstechende Besonderheit dieser Kirche, ihren farbig gefaßten Stuck,
gerichtet war, so mußte doch der barocken Ausstattung ein gleiches Gewicht zugemessen
werden.

Aus mehreren Gründen war es nämlich nicht möglich, den Raum wieder so
herzustellen, wie ihn Eitel Friedrich hatte herrichten lassen. Bei der Aufstellung
der Seitenaltäre 1702 waren zu beiden Seiten des Chorbogens und vor allem in
seiner Bogenzone maßgebende Veränderungen der ehemaligen Architektur vorgenommen
worden. Nach dem Abbau der Seitenaltäre wurden zwar die vielfachen
Zerstörungen an dieser zentralen Raumpartie deutlich, jedoch es haben sich keine
Anhaltspunkte für das ehemalige Aussehen des Chorbogens ergeben. Eine Rückführung
der früheren Chorbogenarchitektur verbot sich also nicht nur aus mangelndem
Wissen um den originalen Zustand, sondern auch durch die Tatsache, daß
die jetzige Chorbogenarchitektur und die Seitenaltäre seit 1702 zu einer Einheit
verschmolzen sind.

Ein gleiches ergab sich im westlichen Teil des Raumes. Durch den Ausbruch
des großen Westfensters 1713 ist nicht nur der untere Teil des ehemaligen Rundfensters
samt dem darunter gewesenen Hauptgesims zerstört worden, sondern auch
der Einbau der Empore hat hier den gesamten plastischen Dekor vernichtet und
mit ihm die „Bildnuß Christi", also Passionsszenen, die sich laut einem zeitgenössischen
Widmungsgedicht in den hier teilzerstörten Muschelnischen befunden haben
. Wie sie ausgesehen haben, wissen wir nicht.

Der mehrfach geäußerte Wunsch, durch Weglassen der Seitenaltäre und der
Empore das Raumbild der Kirche Eitel Friedrichs wieder ungehindert sprechen zu
lassen, war also aus ganz realen Gründen nicht zu erfüllen, da dieses Raumbild
aus Unkenntnis seiner Einzelteile nicht wiederherstellbar ist. Aber auch aus denk-
malpflegerischer Einsicht mußte diesem Wunsch widersprochen werden. Altäre
und Orgelempore sind Zeugnis und Ausdruck des religiösen Lebens, wie es sich in
St. Luzen entwickelt hat. Es ist eine denkmalpflegerische Aufgabe, Entwicklungsgeschichte
ablesbar zu machen. Sodann: Die beiden Seitenaltäre bilden im Verein
mit dem Hauptaltar eine barocke Komposition, die die Tiefe des Chorraumes erst
erlebbar macht. Sie sind darum ein wichtiger Faktor der Raumdisposition. Und
schließlich: Die Seitenaltäre verdecken zwar mit ihren Retabeln den Blick auf die
Figuren von Petrus und Paulus, doch die beiden Apostel sind weiterhin präsent.
Wir haben es zu respektieren, daß die barocke Ausstattung als ein unlösbarer Bestand
in den Raum von 1586 hineingewachsen ist.

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