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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0119
St. Luzens Bedeutung für Hechingen

gegliedert, letzteres bei dem heutigen Ortsteil Friedrichstraße. Was die P f a r rge-
schichte Hechingens betrifft, so ist zu sagen: es läßt sich in keiner Weise irgendeine
anfängliche Abhängigkeit von einer benachbarten Kirche nachweisen. Es ist
durchaus möglich, daß wir es bei Hechingen mit einer der frühen Pfarreien zu tun
haben, auch wenn sie erst 1275 zum erstenmal erwähnt wird u. Den zwei Siedlungskernen
Ober- und Niederhechingen entsprechen aber zwei Kirchen:
St. Luzen und St. Martin. Letzteres ist zwar als solches erst 1361 genannt12, hat
aber ein Patrozinium, das von vornherein für ein hohes Alter zu plädieren scheint.
Denn die Verehrung dieses Heiligen haben vor allem schon die Franken verbreitet
. Es gibt viele Martinskirchen, die auch in unserer Gegend auf das 7. oder
8. Jahrhundert fixiert werden können: Mittelpunkte von Urpfarreien, Pfarreien,
die den Königshöfen ihren Anfang verdanken.

Es ist vorläufig nicht zu entscheiden, welche der beiden Kirchen als die ältere
anzusehen ist. Solange nicht Grabungen in St. Luzen neues Material anbieten -
St. Martin ist ganz verschwunden und dürfte diese Möglichkeit archäologischer
Auskünfte leider nicht mehr gewähren - kann nur darauf hingewiesen werden,
daß die Mauer, die heute den Vorraum der Sakristei nach dieser zu abgrenzt, eine
südliche Außenwand einer Kirche bzw. einer Kapelle war und, wie das nunmehr
freigelegte rundbogige kleine Fenster zeigt, aus früher romanischer, wenn nicht
gar aus ottonischer Zeit stammt. Es ist durchaus möglich, daß sowohl St. Luzen
wie auch St. Martin ihren Ursprung einer Eigenhofkirche verdanken, die jeweils
Pfarrechte erlangte 13. Dabei ist aber zu betonen, daß nie beide Pfarreien nebeneinander
genannt werden, wohl aber beide Kirchen einen Friedhof hatten.

Man findet oft in der Literatur die Meinung vertreten, St. Luzen sei 1328 als
Pfarrei eingerichtet worden. Wenn eine solche Ansicht keinen anderen Boden hat
als jene Ablaßurkunde vom 2. Februar 1328, die sich heute noch im Original im
Hechinger Pfarrarchiv befindet, so muß klar gesagt werden, daß zwar in ihr zum
erstenmal von der Pfarrkirche an St. Luzen die Rede ist, aber mit keinem
Wort erwähnt wird, daß damals St. Luzen Pfarrei geworden wäre oder gar
- wie man gelegentlich lesen kann14 - Papst Johannes XXII. in diesem Jahr
St. Luzen zur Pfarrei erhoben habe. Die Urkunde 15 ist am päpstlichen Hof in
Avignon in der Zeit des Papstes Johannes XXII. von zehn Bischöfen ausgestellt
und verspricht jenen, die nach Beicht und Kommunion die Pfarrkirche St. Luzen
in Hechingen, auch auf einer Wallfahrt, am Festtag des hl. Luzius und an anderen
aufgezählten Tagen besuchen oder zugunsten der Kirche Spenden geben oder den
Friedhof der Kirche zum Gebet betreten, das Sakrament auf einem Versehgang
begleiten, am Abend beim Angelusläuten kniend drei Ave beten oder das Vater-

11 FDA 1 (1865) 58.

12 Elmar Blessing, Die Kirchen-, Kapellen- und Altarpatrozinien des Landkreises Hechingen
. Tübingen, phil. Diss. 1962, 120.

13 Der Friedhof um St. Martin, der in kleinen Dimensionen als ummauertes Areal noch
auf dem Merianbild von Hechingen 1662 zu erkennen ist, war schon in der Mitte des
16. Jh.s außer Gebrauch: er wurde 1549 zur Nutzung verliehen (Fürstlich Hohenzol-
lernsches Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen (= FAS), Domänenarchiv Hohenzol-
lern-Hechingen (= DH) neuer Zuwachs 137, 6. Hagensches Lagerbuch VI 1544, Stein
221b.

14 Ludwig Egler, Chronik der Stadt Hechingen. 2. Aufl. Hechingen 1906, 19.

15 Wortlaut mit Ubersetzung im Anhang Nr. L

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