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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0120
Müller

unser und ein Gegrüßest seist du Maria für die armen Seelen dort verrichten, einen
Nachlaß der Sündenstrafen in Höhe von vierzig Tagen w. Diese Urkunde hat
also einen ganz anderen Inhalt und betrifft in keiner Weise die Frage einer Pfarreierhebung
.

Schon zehn Jahre zuvor ist St. Luzen überhaupt durch eine Urkunde belegt:
Anläßlich eines Haus- und Wiesenverkaufes vom 2. Dezember 1318 17 ist eine
Zinsbelastung zugunsten des Gotteshauses St. Luzen erwähnt. Man hat aus dem
Ausdruck „Gotteshaus" etwas allzu vorschnell geschlossen, es sei damit schon eine
Schwesterngemeinschaft belegt, wie sie für das Ende des Jahrhunderts erwiesen ist.
Doch erst 1372 18 ist von „Clausnerinnen in der Clausen St. Luzen" die Rede,
1390 19 von ihrer Priorin und ihren sechs Mitschwestern, die alle mit Namen genannt
sind, und davon, daß sie nach der dritten Regel des Franziskanerordens leben
. Eine Verbindung von Schwestern mit einer bestehenden Kirche, auch mit
Pfarrkirchen, ist in dieser Zeit immer wieder anzutreffen 20. Das Klösterlein zu
St. Luzen hat sich aber nicht allzulang halten können, es ist Ende des 15. Jahrhunderts
wieder eingegangen. Die Kirche, die ihm und vor allem der Pfarrei gedient
hat, ist uns ja noch gegenwärtig und weithin mit der jetzigen identisch. Denn der
Umbau des späten 16. Jahrhunderts hat die Mauerführung des mittelalterlichen
Baues nicht aufgelöst.

Inzwischen hatten sich aber in der Gesamtsituation Hechingens wichtige Veränderungen
vollzogen. Im 12.-13. Jahrhundert waren die Dorfherren veranlaßt,
immer mehr Möglichkeiten der Abwehr zu suchen, was einen intensiven Burgenbau
zur Folge hatte. Je nach der gebotenen geographischen Lage haben die einen
eine Tiefburg errichtet, von Wasserläufen umgeben, die andern haben auf dem
Berg oder Hügel über ihrem Dorf eine Burg gebaut. Den Herren von Hechingen,
den Grafen von Zollern, war eine doppelte Möglichkeit des Burgenbaues angeboten
: gleich über dem Dorf, wo heute noch das Schloß über der Südostecke des
Berges steht, oder auf dem hochanstrebenden Spitz, der, vor dem Albrand stehend
, ursprünglich Michaelsberg geheißen hat und dem sie durch ihren Burgenbau
spätestens im 13. Jahrhundert ihren Namen Zoller zugetragen haben, wenn nicht
umgekehrt sie ihren Namen von diesem Berg empfingen.

Nun ist aber gleichzeitig etwas zweites zu beobachten: die gleichen Mächtigen
, die das öffentliche Leben bestimmten, die Könige und Fürsten an der Spitze,
entwickelten jetzt auch in unseren Landen die im Orient, bei den Griechen und im
Römerreich schon längst zur höchsten Vollendung ausgebildete Siedlungsform der
Stadt: sie gründeten Städte und Städtchen, Gemeinwesen, die in engem Verband
wohnende Bürger zusammenführten, die nicht vor allem als Bauern lebten,
sondern differenzierte Handwerke betrieben, die einer sich stärker entwickelnden

" Dieses Maß für Ablässe ist in den frühen Zeiten der Ablaßerteilung, die erst allmählich
im 13. Jh. üblich wurde, die Regel. Um es zu erhöhen, hat man sich um Ablaßerteilung
durch mehrere Bischöfe bemüht!

17 FAS, Hausarchiv Hohenzollern-Hechingen (= HH) Urkunde Nr. 544.

18 FAS, DH 78, 95. Ein Urkundenverzeichnis, offenbar der Pfarrei Hechingen („ULF
und St. Luzen"), das die Freiung der Klausnerinnen durch Bischof und Herrschaft für
1372 und weitere Briefe für sie anführt für die Jahre 1390, 1399, 1426, 1439, 1441 und
1485.

» Ebd. 78, 218 (Kopie).

!» Bernhard Schelk, Inklusen am Oberrhein. FDA 68 (1941) 174-253.

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