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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0125
St. Luzens Bedeutung für Hechingen

Seit Graf Eitelfriedrich II. war nie von einem anderen Orden, der in St. Luzen
einzuführen sei, die Rede als von den Franziskanern. Diese Gemeinschaft
steht ja wie keine andere, auch in der Reihe der übrigen Bettelorden, unter dem
Armutsideal. Der hl. Franz, eine durch den Ernst der Hingabe an Christus und
die Forderung des Evangeliums hervorragende Gestalt, zugleich voll dienender
Bereitschaft und tiefer Herzensfreude, ein Heiliger, der über alle Schranken der
Konfessionen hinweg Anerkennung fand und findet, hat den Orden der Franziskaner
gegründet und selbst die Forderung völliger Armut, nicht nur des
einzelnen Bruders, sondern auch jedes Klosters und des Ordens insgesamt, rigoros
vertreten. Schon zu seinen Lebzeiten gab es harte Auseinandersetzungen darüber,
wieweit sich so etwas überhaupt durchführen läßt. Überblickt man die Geschichte
des Franziskanerordens, so sieht man fast erschrocken, wie vielfach über die richtige
Durchführung dieses Prinzips erbittert gestritten wurde: immer wieder standen
sich eine strengere und laxere Richtung einander gegenüber. Im Jahre 1517
war man soweit, daß man die Klöster, die nach der einen oder anderen Seite hin
tendierten, endgültig jeweils zusammenfaßte und so die zwei Zweige des Franziskanerordens
schuf, die milderen Konventualen und die die größere Armut verfechtenden
Observanten.

Graf Eitelfriedrich IV. hat die Grafschaft nach dem Tode seines Vaters 1576
übernommen. In jenen Jahrzehnten vollzog sich nach dem Abschluß des Konzils
von Trient allmählich die so notwendige Selbstbesinnung der katholischen Kirche.
Reform und Gegenreformation kamen zum Zug, weithin getragen von den Landesfürsten
gemäß dem Verständnis jener Zeit, das die Fürsten und das Stadtregiment
der Reichsstädte verpflichtet sah, aus dem Gewissen heraus für das ewige
Heil und ein sittliches Leben der Untertanen verantwortlich zu sorgen. Darum ist
der Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens von 1555, der bestimmt, daß die
Religion des Herrschers die Religion seines Gebietes zu sein hat (cuius regio, eius
religio), ganz und gar zeitgemäß. In Deutschland waren katholischerseits einmal
die Habsburger, dann aber auch die Wittelsbacher in Bayern stärkste Stütze aller
Reform und aller Abwehr gegen ein weiteres Vordringen der Reformation. Galt
es, einem schwankenden Land wie der Markgrafschaft Baden-Baden eine eindeutig
katholische Ausrichtung zu geben, wurde der Erbprinz und Nachfolger in
München erzogen und gebildet. Eitelfriedrich IV. hatte mit Herzog Wilhelm von
Bayern in München guten Kontakt und bat ihn um Unterstützung in der Frage
der geplanten Klostergründung. 1585 lassen sich erstmals Franziskaner in St. Luzen
nachweisen, 1586 wurde die Gründungsurkunde durch den Grafen ausgestellt
42 und hat das Provinzialkapitel der Observanten, also der strengeren Richtung
der Franziskaner, die Errichtung eines Konventes in Hechingen beschlossen
und seine Aufnahme in die Straßburger Provinz - so hieß seit altersher die
Oberdeutsche Provinz - verfügt. Die ersten Patres kamen vor allem aus München
; man dachte zunächst an achtzehn Herren.

Was uns aus diesem Unternehmen als eindrucksamstes Zeugnis geblieben ist,
haben wir ja in dem Umbau der St. Luzenkirche der Jahre 1586-1589 vor uns,
der zum Glück im wesentlichen noch unverändert und nun nach Uberwindung
der zuletzt drohenden Gefahren eben gerettet und glanzvoll hergestellt, uns vor
Augen steht. Über die kunstgeschichtliche Seite dieses einzigartigen Monumentes

M Wortlaut ebd. 149-150.

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