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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0127
St. Luzens Bedeutung für Hechingen

Wenn wir versuchen abzuklären, in was die Tätigkeit der Patres in St. Luzen
neben dem Beten und Betrachten bestand - für 1622 liegt die strenge Vorschrift
vor, das kirchliche Stundengebet nachts und tags voll und ungekürzt zu halten
und eine ganze Stunde der Betrachtung zu widmen44 -, so geben uns die verschiedenen
Ämter45 eine Vorstellung, für was die Patres eingesetzt wurden: neben
den hausinternen Ämtern des Guardians und seines Vertreters („Vikar") gab es
das des Novizenmeisters, des Predigers - seit 1723 waren die Franziskaner als regelmäßige
Sonntagsprediger für die Hechinger Pfarrkirche bestellt - des Präses
für geistliche Konferenzen, des Präses für die Versammlungen des Dritten Ordens,
also der Laien in der Welt, die sich den Franziskanern zugeordnet hatten, und das
des Beichtvaters für Nonnenklöster der Umgebung. Seit 1775 sind auch Franziskaner
von St. Luzen am Hechinger Gymnasium als Professoren tätig. Die Straßburger
Observantenprovinz, zu der z.B. 1674 achtzehn Konvente gehörten46, obwohl
auf Betreiben des bayerischen Herzogs 1625 die bayerischen Klöster zu einer
eigenen Provinz zusammengefaßt wurden, verteilten die für die Provinz insgesamt
fälligen Aufgaben auf die einzelnen Klöster: mindestens seit 1662 fiel St. Luzen
die Aufgabe zu, die Novizen der zweiten Stufe, also das sogenannte „zweite Noviziat
" zu betreuen 47. Wo uns Mitgliederzahlen des hiesigen Konventes greifbar
werden, werden uns z. B. für 1755 neben diesen Novizen 18 Patres und 9 Brüder
genannt48, für 1794 24 Patres und 7 Brüder 49. Gelegentlich kann man auch Tätigkeiten
fassen, die die St. Luzener über den nächsten Umkreis hinausgeführt haben
. So wurden 1630, als man katholischerseits auf Grund der günstigen militärischen
Lage des Dreißigjährigen Krieges, ermächtigt durch das Restitutionsedikt des
Kaisers von 1629, glaubte, die nach dem Religionsfrieden von 1555 säkularisierten
Klöster wieder katholischer Verwendung zuführen zu können, zwei Hechinger
Franziskaner beauftragt, den Söflinger Franziskanerinnen bei dem Aufbau klösterlichen
Lebens im Franziskanerinnenkloster Pfullingen beizustehen 50. Doch der
Westfälische Friede von 1648 hat diese Bemühungen bald zum Erliegen gebracht.
Hingegen war einer der hiesigen Patres bei der Gründung einer kleinen Franziskanerniederlassung
in öffingen bei Stuttgart, einer katholischen Enklave, erfolgreich
tätig 51.

Daß in den 220 Jahren, in denen die hiesigen Franziskaner wirken konnten,
die jeweiligen geistigen Veränderungen auch ihre Auswirkungen hatten, läßt sich
an manchem erkennen. Nicht nur, daß der südliche Anbau einer eigenen Kapelle,
die zunächst der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht war, unter dem Einfluß einer
zunehmenden Verehrung des hl. Antonius von Pauda, des volkstümlichsten Franziskanerheiligen
, ihm zu Ehren einen Titelwechsel erfuhr und nun als Antoniuska-

44 Analecta Franciscana 8 (1946) 151.

45 Ebd. 292-295.
44 Ebd. 174.

47 Ebd. 168.

48 Catalogus personarum eclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis. Constantiae
1755, 324.

40 Heinrichsperger 176; der Nekrolog aller Brüder (1597-1807) ist veröffentlicht in

Mitt. Hohenz. 18 (1884-1885) 65-90.
50 Alemannia Franciscana Antiqua 17 (1972) 235.
61 Ebd. 8 (1962) 61.

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