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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1976/0189
Carl Otto Wurth

Fürsten Karl H. D. bot Wurth eine erwünschte Gelegenheit dar, an allen öffentlichen
Angelegenheiten sich zu beteiligen. Er wurde zu allen Landtagen gewählt
und spielte bei denselben als Führer der Opposition eine Hauptrolle. Der Verfasser
des im Jahre 1842 erschienenen sogenannten „Gelben Büchleins" meinte zwar,
daß es mit dieser Opposition nicht so ernstlich gemeint sei, daß dieselbe vielmehr
in allen Reformen und durch Bewilligung der hierzu erforderlichen Geldmittel mit
der Regierung Hand in Hand gehe. In der Tat stand Wurth mit den Vorständen
und allen Mitgliedern der fürstlichen Regierung im freundlichsten persönlichen
Verkehre, mit einem der höchsten Staatsbeamten, welcher die landständischen Angelegenheiten
zum Referate hatte, war er verschwägert. Zu einem offenen Bruche
kam es erst im Jahre 1848, da Würth als gewähltes Mitglied des Parlamentes in
Frankfurt, welchem er bis nach Stuttgart folgte, aus seinen demokratisch-republikanischen
Tendenzen keinen Hehl mehr machte, zu diesem Behufe sogar das Militär
zu revolutionieren versuchte und einzelne Offiziere ganz auf seine Seite zog.
Als aber die Kunde kam, daß die Preußen im Sturmschritte anmarschierten, um
die beiden Fürstentümer Hohenzollern zu besetzen, so fanden Würth und zwei
der am stärksten kompromittierten Offiziere es für geraten, in die Schweiz sich zu
flüchten, wo sie seit dem Herbste 1849 teils in Rorschach und St. Gallen, teils in
Chur bis an ihr Lebensende ihren Wohnsitz hatten. Von vielen und großen
Schwachheiten, welche bei Würth hauptsächlich aus seiner grenzenlosen geistigen
und körperlichen Eitelkeit und Ehrsucht resultierten, abgesehen, war Würth unzweifelhaft
eine sehr begabte Persönlichkeit, welche unter größeren und günstigeren
Verhältnissen, wie z. B. unter den jetzigen parlamentarischen Verhältnissen
des Deutschen Reiches, eine hervorragende Stelle einzunehmen berufen gewesen
wäre. Eine elegante, große und schlanke Figur mit feinen und geistreichen Gesichtszügen
, liebte er es, den imponierenden Eindruck seines Äußeren durch geniale
Bewegungen des Hauptes und der Hände zu erhöhen. Mit einer großen Gewandtheit
in der Feder und in der Rede verband er eine außergewöhnliche
Schlagfertigkeit, nur hier und da, von allen Seiten in die Enge getrieben, verließ
ihn der juridische Scharfsinn. Während ihm einerseits von seinen Gegnern Habsucht
und Geiz vorgeworfen wurde, übte er gegen seine Gesinnungsgenossen und
Leidensgefährten eine beinahe verschwenderische Großmut, er opferte denselben
einen großen Teil seines Vermögens. Im persönlichen und gesellschaftlichen Verkehre
war Würth ein gebildeter liebenswürdiger Mann und heiterer Gesellschafter,
hinter welchem man keineswegs den revolutionären Rädelsführer gesucht hätte!
Nebenbei verstand er es, als ein feiner und gewandter Tänzer auch bei den Damen
sich beliebt zu machen. In Chur soll er als Advokat eine ausgebreitete Praxis ausgeübt
und in gesellschaftlichen Kreisen eine sehr geachtete Stellung eingenommen
haben.

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