Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 95
(PDF, 41 MB)
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Der „Großschwaben-Plan"

Ideal... Ein Fehler ist freilich vorhanden. Die Verwaltung des kleinen Landes ist
unverhältnismäßig teuer. Jeder Einwohner Hohenzollerns kostet dem preußischen
Staate alljährlich fast 20 Mark." Brühl stellt eine Angliederung an die großen
preußischen Verwaltungsbereiche in Westdeutschand, entweder die Rheinprovinz
(Koblenz) oder Hessen-Nassau (Wiesbaden) zur Disposition: „Eine weitere Voraussetzung
einer Zuteilung Hohenzollerns an Coblenz oder Wiesbaden, an die Rheinprovinz
oder an Hessen, würde die größere Selbständigkeit und das größere Ansehen
, sowie die größere Leistungsfähigkeit der unteren Verwaltungsbehörden innerhalb
Hohenzollerns sein ..." Diese Überlegungen unterbreitete der Regierungspräsident
am 16. August 1909 in einer Audienz dem Fürsten Wilhelm von Hohenzol-
lern. Erweitert durch die Stellungnahme des Geheimen Regierungsrats Sauerland
(vom 27. Juni 1909) und die Äußerung von Oberamtmann Schönfeld (vom
27. August 1909) wurden die Vorstellungen des Grafen Brühl zur Verwaltungsreform
am 26. Januar 1910 an das preußische Innenministerium abgesandt9. In den
folgenden Jahren ruhte jedoch die Verwaltungsreform in Preußen.

Erst mitten im Ersten Weltkrieg nahm Kaiser Wilhelm II. in einem erneuten
Allerhöchsten Erlaß am 19. Januar 1917 im Großen Hauptquartier die steckengebliebene
„Vorbereitung einer Verwaltungsreform" 7 wieder auf, die auch nach seiner
Abdankung von der nachmaligen republikanischen Staatsregierung Preußens
weiter verfolgt wurde: Der ursprünglich als „Königlicher Kommissar" eingesetzte
hohe Beamte Bill Drews hatte in der gleichen Eigenschaft als „Staatskommissar
für die Vorbereitung der Verwaltungsreform" nach dem Umsturz 1918/19 die beabsichtigten
Verwaltungsänderungen in Preußen zu überwachen und zu leiten 8.

Die Kriegszieldiskussion in den Jahren zwischen 1914 und 1918 unter den Bundesstaaten
des wilhelminischen Kaiserreichs belebte ältere Annexionsvorstellungen
über Länder- bzw. Gebietsaustausch aus dem 19. Jahrhundert, denenzufolge der
preußische Regierungsbezirk „Hohenzollernsche Lande" dem Königreich Württemberg
als Kompensation für Ansprüche der anderen deutschen Dynastien (u. a.
bezüglich des Elsaß) angegliedert werden sollte9. Diese territorialen Planspiele
gingen vor allem von preußischer und bayerischer Seite aus, die unmittelbar Betroffenen
, namentlich König Wilhelm II. von Württemberg und der preußische
Regierungspräsident zu Sigmaringen, Franz Graf Brühl, verhielten sich abwartend
, im Grunde ablehnend. Es war jedoch nicht von der Hand zu weisen, daß
neben diesen mehr dynastischen Überlegungen der großen Politik die Kriegsversorgungslage
tatsächlich zu engeren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Württemberg
und den Hohenzollernschen Landen geführt hatte. Diese Zwangsverbindung
erfreute sich jedoch auf keiner der beiden Seiten besonderer Beliebtheit.

Dem letzten kaiserlichen Stellvertreter des Reichskanzlers, Friedrich (von)
Payer, war über seine persönlichen Kontakte zum letzten königlichen württembergischen
Ministerpräsidenten Karl Freiherrn von Weizsäcker bekannt, daß der König
von Württemberg den Plänen zur territorialen Veränderung in Südwestdeutschland
gerade im Hinblick darauf mißtraute, daß Bayern zu mächtig werden
könnte.

• StAS, Bestand Ho 235, P I E 132.

7 Ebenda (Anm. 6).

8 Vgl. unten Anm. 19.

* Politische Unterhaltungen Friedrich Payers mit Theodor Heuss (vgl. oben Anm. 4).

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