Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 107
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1977/0109
Der „Großschwaben-Plan"

sieht, die württembergische Bürokratie sei nicht besser als die altpreußische, ist
ziemlich allgemein... Württemberg habe Hohenzollern (in der Zwangswirtschaft
) schlecht behandelt. In kultureller Hinsicht ist das fast ganz gutkatholische
Hohenzollern gegenüber dem protestantischen Württemberg auch etwas skeptisch
gesinnt... Wenn auch andererseits die Vorteile des Anschlusses an den größeren
Nachbarstaat Württemberg, vor allem in wirtschaftlicher Beziehung, nicht verkannt
werden, so dürfte das große Mißtrauen und damit die Ablehnung des Anschlusses
nur dann beseitigt werden können, wenn Württemberg vor der Abstimmung
die bestimmtesten Garantien für die Hohenzollern zu belassenden Behörden
und Institutionen und Sonderrechte geben würde. Die Stimmung Baden gegenüber
ist, nicht am wenigsten auch aus konfessionellen Gründen, viel freundlicher,
aber man verhehlt sich nicht, daß der Anschluß des weitaus größten Teiles des
Landes dorthin durch seine Lage unmöglich ist, und daß die Verbindung eines
Teils mit Baden, den Wunsch des Zusammenbleibens, der ein übergroßer ist, zerstören
würde...

Was die einzelnen Stände anbelangt, so kann nur gesagt werden, daß bei den
Beamten (auch den nicht aus dem Norden stammenden) die große Mehrzahl für
das Verbleiben bei Preußen ist, die Geistlichkeit würde ungern aus der Diözese
Freiburg ausscheiden, weiß aber, daß dieses Moment nicht ausschlaggebend sein
kann. Handel und Industriekreise dürften sich teilen, ebenso die Vollhandwerker.
Die Arbeiterschaft wird in der großen Mehrzahl für Württemberg stimmen -
entscheidend ist und bleibt der Bauernstand, dessen Votum sich hauptsächlich
nach den wirtschaftlichen Verhältnissen der einzelnen Landesteile richten wird ...

Im Oberamt Sigmaringen, das allein auch für den Anschluß an Baden in Betracht
käme, ist die Stadt Sigmaringen aus begreiflichen Gründen, als Hauptstadt
des Landes und Sitz der meisten und größten Behörden, für das Verbleiben bei
Preußen. Auch der fürstliche Hof mit seiner zahlreichen Beamtenschaft ist selbstverständlich
derselben Anschauung, größerer Einfluß ist ihm aber für die Entscheidung
nicht gegeben ... Nur die bestimmtesten Zusicherungen, so die, daß Sigmaringen
mindestens Sitz eines großen Oberamts bleibt, daß Gymnasium, Amtsgericht
, Zollamt usw. erhalten werden, daß die großen Räume der bisherigen Unteroffiziersvorschule
weitere Behörden bergen, könnten die Mehrheit der Einwohner
bewegen, für den Anschluß an einen Nachbarstaat zu stimmen. Daß in Sigmaringen
Stadt und Land rege Sympathien für Baden vorhanden sind, muß anerkannt
werden; aber für den an sich wohl unbeliebten Anschluß an Württemberg
würde auch hier die Erwägung sprechen, daß dadurch Hohenzollern ungeteilt
bliebe. Die der Hauptstadt benachbarten Dörfer wollen und müssen ihr Schicksal
mit dieser teilen und ihre Abstimmung danach einrichten... Wie Hohenzollern
im ganzen sich als etwas Besonderes fühlen und gern ein solches bleiben möchte,
so ist es auch mit den Exclaven - sie haben einen gewissen Stolz auf ihre isolierte
Lage und die damit, nicht immer zu ihrem Vorteil, gegebene Freiheit. . .

Ich resümiere mich zu der gestellten Frage dahin: Die Beschlüsse des Kommunallandtags
vom 18. November 1918 und der Gründonnerstagskonferenz von
1919 werden auch jetzt noch von der Mehrheit der Bevölkerung getragen, insbesondere
wird die Befragung des Volkes vor einer Entscheidung nach wie vor allgemein
gefordert. Zur Zeit würde das Verbleiben bei Preußen wahrscheinlich
noch eine Mehrheit finden. Der Wunsch zusammenzubleiben ist so stark, daß auch

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