Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 116
(PDF, 41 MB)
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Bradler

aufgehoben werden, die Sympathie für Württemberg wachse, dann wollten die
Leute von Preußen los. Ich konnte als guter Kenner von Hohenzollern demgegenüber
folgendes im Ausschuß feststellen: Hohenzollern hängt wirtschaftlich allerdings
beinahe vollkommen von Württemberg ab, und in wirtschaftlicher Beziehung
muß vieles nachgemacht werden, was dort geschieht. Nach der Revolution
waren gewisse Sympathien für Württemberg zutage getreten, und begreiflicherweise
würden Abtrennungsbestrebungen wieder hervortreten, wenn die Idee eines
Groß-Schwabens verwirklicht würde. Aber das liegt in weiter Ferne. Jetzt kann
ich Sie versichern, daß seit der Umwälzung die Sympathien für Württemberg
durchaus zurückgegangen sind, daß man sich immer mehr zu Preußen hält, weil
man weiß, daß Preußen mit weitem Herzen und offener Hand Hohenzollern gegenübersteht
... Aber ich habe die feste Uberzeugung, daß die großen Gesichtspunkte
, die für den Verbleib bei Preußen sprechen, auch in dieser Gegend maßgebend
sein werden, und daß die Drohungen mit dem Abmarsch nach Württemberg
nicht ernst zu nehmen sind."

Ständig wiederkehrende Rundfrageaktionen ergaben z. B. laut Bericht des
Landrats von Hechingen vom 16. November 1927: „Wenn in den Nachkriegsjahren
, besonders im Jahre 1919, der Anschluß Hohenzollerns an Württemberg gelegentlich
ventiliert wurde, so ist dieser Gedanke in der breiten Masse nie ernstlich
propagiert worden." Der Sigmaringer Landrat teilte am 24. November 1927 mit:
„Was die Loslösungsbestrebungen Hohenzollerns von Preußen betrifft, so darf...
berichtet werden, daß die Frage ernsthaft nicht erörtert wird ... Dabei spielt natürlich
die Idee eines etwaigen Aufgehens Hohenzollerns in einem Großschwaben
eine gewisse Rolle. Jedoch hält man diese Fragen für so fernliegend, daß man mit
einer Verwirklichung in absehbarer Zeit kaum rechnet. Der Zusammenschluß zu
einem Großschwaben würde von hohenzollerischer Seite aus auch kaum gefördert
werden. Jedenfalls kann man heute von einem gewissen hohenzollerischen Nationalbewußtsein
sprechen, das in den verschiedensten Gründen seine Ursache hat.
Infolgedessen wird auch eine Aufteilung Hohenzollerns zwischen Baden und
Württemberg den größten Schwierigkeiten begegnen..." Diese Ausführungen
flössen in den Bericht des Regierungspräsidenten Scherer 59 vom 29. November
1927 an den preußischen Innenminister auf den Runderlaß vom 10. September
1927 60.

In diesem Zusammenhang fällt auf, daß die nationalsozialistische Reichs- und
preußische Landesregierung die staatliche Gliederung und Zugehörigkeit der Hohenzollerischen
Lande konservierte, obwohl jedoch im Zuständigkeitsbereich der
Parteiorganisation dieser kleine Regierungsbezirk dem NS-Reichsgau „Württem-
berg-Hohenzollern" angeschlossen wurde. Diese Zuordnung basierte auf der einfachen
Übernahme der Reichstagswahlkreiseinteilung von 1919 durch die Nationalsozialisten
bei der Errichtung ihrer Gaue und stellte somit keinesfalls eine grundlegende
Neuerung dar M.

59 Regierungspräsident in Sigmaringen vom 6. 5. 1926 bis 31. 8. 1931. Personalakte im

StAS, Ho 235, P XIV Nr. 39.
«» StAS, Ho 235, P I A 2 = I 21500.

u P. Hüttenberger, Die Gauleiter. 1969, S. 12 ff. - H. H. F. Wagner, Die territoriale
Gliederung Deutschlands in Länder seit 1871 (wie in Anm. 19), S. 182 ff. - P. Sauer,
Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus. 1975, S. 46 f.

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