Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 123
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1977/0125
Hausgeschichte der Grafen von Zimmern

lern, die ihr Ende erst lange nach dem Aussterben der Zimmern in später fürsten-
bergischer Zeit des 18. Jahrhunderts fanden. Die Grafschaft Hohenzollern-Sigma-
ringen hat sich dabei im wesentlichen durchgesetzt, die Herrschaft Meßkirch-Zimmern
blieb ein verfassungsrechtlich unfertiges Gebilde. Neben ihr taucht als Landschaftsbezeichnung
für das Gebiet um Meßkirch schon im 14. Jahrhundert der
schöne, treffend-volkstümliche Name Heuberg auf, der, in einer Überlinger Quelle
„Möns foenarius" genannt, für die Zeitgenossen der Zimmern-Chronik der von
Hexen mit Vorliebe befahrene Teufelstanzplatz war. Vielleicht, wer weiß, hat
man ihn deswegen nicht in die Amtssprache, sondern nur in das Vokabular der
Hexenprozesse übernommen.

Doch nun zurück zu unseren Grafen und Herren von Zimmern! Die drei späten
- und letzten - Generationen haben die Ernte zahlloser Bemühungen ihrer
Vorgänger eingebracht und je auf ihre Weise gesichert. Die erste dieser drei Geschlechterfolgen
kennen wir bereits: das ungleiche und nicht eben immer freund-
und verwandtschaftlich miteinander umgehende Brüdertrio - Gottfried, Wilhelm
und Johann, alle mit dem zimmerischen Kenn-Namen Wernher begabt - stehen
nicht nur im Mittelpunkt der Berichte und Klagen ihres Sohnes bzw. Neffen Frohen
Christoph, sondern auch der jüngeren Hausgeschichte überhaupt. Gottfried,
der Senior, hält in Stadt und Herrschaft Meßkirch, wenn er nicht gerade auf seinem
geliebten Wildenstein sitzt, strenges Regiment. Er ist bei Untertanen und
Hausgenossen nicht eben beliebt, man geht ihm, wo man kann, aus dem Weg; aber
er ist nichts desto weniger geachtet, und noch lange nach seinem Tod ziehen die
am Fenster, an dem er zu sitzen pflegte, Vorübergehenden achtungsvoll die Kappe
. Angriffe auf den Bestand der Herrschaft hat er abgewehrt, mit Bürgern und
Bauern ist er auch in unruhigen Zeiten, in seiner Art als gerechter Herr, fertig geworden
; sein Plan, auf dem Vorhof der Burg Wildenstein, der noch in aller Zukunft
den Namen „Statt" oder „Hofstatt" trug, eine eigene kleine Stadt zu erbauen
, erwies sich allerdings als undurchführbar. - Wilhelm Werner, Humanist, Jurist
und Geschichtsschreiber, kinderlos wie der Meßkircher Bruder, spät und nicht
eben glücklich - wenn auch nicht so bis zum Haß der Ehepartner unglücklichverheiratet
wie Gottfried, lebt auf dem älteren zimmerischem Hausbesitz entstammenden
, höchst bescheidenen Schloß Herrenzimmern im Neckarraum, am Familienbesitz
und an allen damit verbundenen Streitigkeiten nur am Rande interessiert
. Wir können ihn in Kürze nicht besser schildern als Jenny: dieser nennt Wilhelm
„unter den Brüdern die ausgeglichenste und wohl auch allgemein begabteste
Natur", einen Mann von reichem Innenleben und gewinnender Leutseligkeit, der
sich nie vordrängt, dem verzehrender Ehrgeiz fremd ist, auch wenn er, überwiegend
ungewollt, in Reichssachen und hoher Politik zu Würden kommt; etwas pedantisch
, aber rechtdenkend und in einem wahren Sinne fromm. — Der dritte,
Johann Werner, dem schließlich nur Falkenstein, gering genug ausgestattet, verbleibt
, ist das genaue Gegenteil: unstet, unfähig mit Geld umzugehen, trotz beachtlicher
Anfänge zum unbedeutenden Außenseiter geworden, an dem der Bruder
Gottfried kein gutes Haar läßt und den auch der Sohn, Froben Christoph, mit
deutlich überscharfer Kritik beurteilt, weil er, der Sohn, für des Vaters Schwänke
und Possen - die er trotzdem fleißig notiert - kraft eigener Veranlagung nichts
übrig hat. Aber in all dem war Johann Werner ein echtes Kind seiner Zeit, viel
eher dem Typ des nicht mehr ganz zeitgemäßen Ritters entsprechend als die eher
humorlosen Brüder, daher bei den Standesgenossen, die ihm Geld und Güter ab-

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