Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 145
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1977/0147
Sigmaringen am Ende des 16. Jahrhunderts

Bei der zweiten Vernehmung truchsessischer Zeugen im Jahr 1588 verzichtete
man, anders als der oben genannte Vergleich es vorsah, auf die Besichtigung des
Geländes und einen neuerlichen Abriß, weil den nun aufgebotenen neuen Zeugen
keine diesbezüglichen Fragen mehr gestellt werden sollten 13, vielleicht auch, weil
der uns vorliegende Abriß, der ja nicht nur den hohenzollerischen, sondern auch
den truchsessischen Standpunkt illustrierte, damals bereits vorhanden war. Jedenfalls
bleibt allein die für September oder Oktober 1587 anzunehmende Befragung
hohenzollerischer Zeugen, der unsere Karte zugeordnet werden kann. Die Wahrscheinlichkeit
spricht dabei dafür, daß der Maler sie bald danach, also in den letzten
Monaten des Jahres 1587, ausgearbeitet hat.

Wer aber war der Maler? Auch in dieser Hinsicht läßt uns die Karte selbst im
Stich. Der Künstler nennt sich nicht. Keine Stelle auf dem großen Blatt verrät die
Initialen oder gar den Namenszug. Die Frage findet auch anhand der Prozeßakten
keine Antwort. Die Quelle, die den Namen wohl überliefert hätte - das Protokoll
der hohenzollerischen Zeugenaussagen - fehlt, wie wir sahen. Zweifelsohne war er
ein talentierter Künstler. Seiner Hand ist eine lebendige und plastische Wiedergabe
der Landschaft und der Orte gelungen, die das Charakteristische erfaßte und
zeichnerisch zu gestalten wußte.

Den Auftrag für die Abrisse zu den Vernehmungen von 1582 und 1583 erhielt
nach Aussage der Protokolle der Maler und Bürger zu Ravensburg Otmar Ster-
negger. Sollte er auch für den dritten Abriß herangezogen worden sein? Es ist
nicht von vornherein auszuschließen, ebensowenig aber zu erweisen, da neben den
beiden vermißten Abrissen keine weiteren Arbeiten Sterneggers 14 bekannt sind
und damit ein Vergleich entfällt.

Fassen wir die andere Möglichkeit ins Auge, daß nicht Sternegger, sondern ein
zweiter Maler beauftragt wurde. Sucht man nach gleichzeitig entstandenen Karten
, die mit Sicherheit einem bekannten Maler zugeschrieben und daher für einen
Vergleich herangezogen werden können, stößt man auf den Ulmer Stadtmaler
Philipp Renlin d. Ä.15. Seine erhaltenen Werke weisen ihn als einen der herausragenden
Landtafelkartographen seiner Zeit aus. Sie umfassen unter anderen eine
große Landtafel des oberen Donautals von Scheer bis Zell unterhalb Riedlingen,
die 1589 in einem Streit zwischen den Herren von Hornstein und den Truchsessen
von Waldburg um Grenzen und Herrschaftsrechte im Raum zwischen Riedlingen
und dem Bussen entstand le. Ihr geographischer Bereich deckt sich im Gebiet zwischen
Scheer und Riedlingen mit dem der Karte von 1587, ihr fast gleiches Format
(112 cm hoch x 265 cm breit) und ihr in etwa gleicher Maßstabsbereich
(1:7000 bis 1:10 000 gegenüber 1:9000 bis 1:12 000 in der Karte von 1587) verstärken
sehr den Eindruck der Verwandtschaft der beiden Karten. Künstlerisch
überragt die Karte von 1589 die frühere von 1587. Die Zeichnung ist sorgfältiger

13 StA Sigmaringen F 70 T 2434 Pak. 35, Protokoll der Vernehmung vom August 1588
Bl. 102.

14 Diesbezügliche Nachforschungen im Stadtarchiv Ravensburg, für die ich auch an dieser
Stelle Herrn Stadtarchivrat Dr. Peter Eitel herzlich danke, blieben ergebnislos. In den
Ravensburger Bürgerlisten wird Sternegger von 1569 bis 1591 als Bürger erwähnt.

15 Ruthardt Oebme, Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens (1961), S. 89,
98.

18 Ebenda S. 32, 89; nach S. 32 farbige Reproduktion eines Ausschnitts aus der Tafel.

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