Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
13(100).1977
Seite: 169
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1977/0179
Die Schülerselbstverwaltung in Sigmaringen

den Hinweis auf die zu erwartenden Mißdeutungen leicht ausreden; außerdem
wäre für diese Art der Vermittlung es in jedem Falle am vorteilhaftesten gewesen,
von der Vermittlung keinen Gebrauch zu machen. ...

Es ist auch ratsam, Schüler-Angelegenheiten, die einer Regelung bedürfen, dem
Schülerausschuß zur Besprechung zu empfehlen. Seitdem der Besuch des Schulgottesdienstes
nicht mehr Pflichtlehre ist und die Schüler nicht mehr alle ihre bestimmten
Plätze zugewiesen bekommen, ergibt sich oft der Übelstand, daß die
Schüler die Bänke unregelmäßig besetzen und Gäste des Schulgottesdienstes hinter
den Bänken stehen müssen, trotzdem in den Schülerbänken noch mancher Platz
frei ist. Ich habe den Vorsitzenden des Schülerausschusses ersucht, Vorschläge zur
Beseitigung dieses Übelstandes zu machen. Ergebnis wird voraussichtlich sein, daß
die Schüler entweder durch Ordner für lückenlose Besetzung der Kirchenstühle
sorgen, oder daß diejenigen Schüler, die sich am Kirchgang beteiligen wollen, sich
auf dem Schulhofe aufstellen und gemeinsam zur Kirche gehen und so eine vernünftige
Besetzung der Bänke gesichert wird.

Welchen Wert es hat, die Schüler sich mit solchen Fragen beschäftigen zu lassen
, braucht nicht ausgeführt zu werden.

Für Klassen- wie für Schulgemeinde besteht kein Interesse, doch sollen Lehrer

und Schüler erneut dafür zu gewinnen versucht werden. tti- .

D ri[esterj

Im Gegensatz zu dieser im ganzen positiven Einstellung zur Arbeit der Schülerselbstverwaltung
offenbaren die unter Studiendirektor Dr. Paul Fischer herausgegebenen
Jahresberichte des Staatlichen katholischen Gymnasiums zu Sigmaringen
über das Schuljahr 1923/24 und insbesondere über das Schuljahr 1924/25
eine ablehnende, im letztgenannten Bericht sogar deutlich ironisch-abwertende
Haltung22:

„Über die Schülerselbstverwaltung ist wenig zu sagen. Ausschußsitzungen fanden
nur zwei statt und zwar im ersten Jahresviertel. Freilich wurden in allen
Klassen Sprecher und Stellvertreter gewählt, aber die Schüler hatten selbst gar
kein Interesse für die Sache. Es scheint, daß die ganze Einrichtung, deren Notwendigkeit
, ja Zweckmäßigkeit vielfach bezweifelt wird, allmählich einschläft.
Anerkennung verdient, daß der Schülerausschuß, allerdings auf Veranlassung der
Schule, unter den Schülern emsig und tatkräftig für eine Ruhrspende warb und
eine größere Summe zum Besten der durch gemeine Unterdrückung in Not geratenen
Bewohner des Ruhrgebietes abführen konnte." (Jahresbericht 1923/24).

„Zu Beginn des Schuljahres soll jede Klasse von Quinta [heute Klasse 6] aufwärts
einen Sprecher wählen, dessen Hauptaufgabe darin besteht, dem Ordinarius
[Klassenlehrer] die Wünsche der Schüler mitzuteilen. Auf der Unter- und Mittelstufe
macht die Wahl den Buben große Freude, und sie möchten am liebsten
mehrmals im Jahre wählen, weil sie den Wahlakt als belustigendes Intermezzo betrachten
. Daß der Vertrauensmann gerade so wie der Lenker des Reiches mit verdeckten
Stimmzetteln gewählt wird, erhöht den Reiz der Sache. Kommt es wegen
Zersplitterung der Stimmen zur Stichwahl, so strahlen die Knaben über das ganze

22 Jahresbericht bzw. Programme im StAS, Ho 339, im Hohenzollerngymnasium Sigmaringen
und in der Bibliothek des ehemaligen Landeskommunalverbandes der Hohenzol-
lerischen Lande (Rechtsnachfolger Landkreis Sigmaringen). Jahrgang 1923/24, S. 12.
Jg. 1924/25, S. 11-12.

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