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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0104
Press

keine Chance mehr, sich hinter eine angeblich allgemeine, im einzelnen nicht differenzierbare
Meinung zu verschanzen. Die Hechinger wurden überdies unter
Strafandrohung zu der Versammlung gedrängt.

Am 1. September 1795 begann der Durchgang unter den Bürgern der Stadt,
während zugleich die Nachricht von der fortwährenden Opposition der Burladinger
eintraf, so daß die Kommissarien alsbald ein Dragoner-Kommando nach
Burladingen entsandten. Das Kommando sollte auch dort einen Durchgang veranstalten
und die Widerspenstigen sofort festnehmen. Man kann sich vorstellen,
daß dieses Vorgehen seine Wirkung auf die Stadt nicht verfehlte.

Die Stadt Hechingen stimmte somit nahezu einhellig dem Vergleich zu. Darauf
beschloß die Kommission, sogleich den Vergleich mit dem Lande in Angriff zu
nehmen. Allerdings befürchteten die Kommissarien dabei vor allem bei der Regierung
Schwierigkeiten, von der sie kein allzu weitgehendes Entgegenkommen
erwarteten - auch hier unterschied sich die Bewertung von der des Rates Reuß.
Sie hielten es für möglich, daß die Regierung angesichts der neuerlichen Verweigerungen
der Bauern die Verhandlungen abbrechen würde. Deshalb übte sie
nun auch nach dieser Seite einen Druck aus. Sie riet dringend von Einzelvergleichen
mit den friedlicheren Gemeinden ab - etwa nach dem Muster der Fronverträge
von 1592 - und drängte auf einen Gesamtvergleich: zugleich sollten allerdings
die Einzelgravamina abgestellt werden. Die Regierung zeigte sich jedoch
hart, so daß die Kommission den Abbruch der Verhandlungen befürchtete. Dennoch
ging sie abermals nicht den Weg über einen Ausgleich mit einzelnen kompromißbereiteren
Gemeinden. Die Kommission beschloß, trotz der verhärteten
Haltung der Regierung die Zeit bis zur Bestrafung der inhaftierten Bauern auszunützen
, um „durch zweckmäßige Negotiation einen Landesvergleich als welchen
man für das einzige zuverlässige Mittel zu völliger und dauerhafter Beruhigung
des Landes ansieht, zu bewiirken".

Die äußeren Umstände waren allerdings ungünstig: Das Dragonerkommando
schaffte sieben Burladinger Bauern in die Residenzstadt, die ihre Abgaben verweigert
hatten. Nachdem jedoch die Gemeinde nachgegeben hatte, erklärten sich
auch die sieben nach dem Abend des zweiten Tages im Gefängnis bereit zur
Unterwerfung. Andererseits war aber die Regierung den Kommissarien zuvorgekommen
, als sie nun in Verhandlungen mit den Deputierten jener Orte eintrat,
die ruhig geblieben waren, um sie als erste für einen Gesamtvergleich zu gewinnen
. Der leitende Minister Frank hoffte seinerseits, bis zum folgenden Abend
einen Kompromiß mit dieser Gruppe zustande zu bringen und damit die Kommission
vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die übrigen widerspenstigen Ortschaften
forderte die Regierung auf, sich zu erklären, ob sie den 1794 ausgehandelten
Landesvergleich anerkennen wollten oder nicht. Darauf wird noch zurückzukommen
sein. Ganz deutlich suchte Frank mit diesen Schritten die Initiative
an sich zu reißen; die eingehenden Erklärungen - mit Ausnahme des stets
ruhig gebliebenen Fleckens Boll - zeigten jedoch, daß die Gemeinden dazu nicht
bereit waren. Augenscheinlich war auf der Basis des Vergleichs von 1794 keine
endgültige Einigung zu erzielen. Die Regierung bedachte die Boller mit Vergünstigungen
und sicherte zu, daß sie durch einen künftigen Landesvergleich keinerlei
Nachteile erleiden würden. Daraufhin steckten die Kommissarien ihre Hoffnung
auf. Die Schuld am Scheitern aber gaben sie unverhohlen beiden Seiten; die

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