Freiburger historische Bestände - digital

Wiest

die 1 January 1707. [Aus besonderer Verehrung des hl. Gallus, des Kirchenpatrons
von Walbertsweiler, hat Balthasar Blum, Pfarrer von Walbertsweiler,
dieses Bild malen und auf Lebenszeit eine Kerze unter dem Heiligen zu brennen
veranlaßt]. Nebenzu war die Kirche, der jetzige Pfarrhof und Scheuer, Garten
und Kirchhof samt einigen Häusern angebracht, wo es sich zeiget, daß damals
der Fußweg in die Kirche zwischen dem Pfarrgarten und des Bauren Garten ging,
und ein anderer Weg im Eck neben des Sattlerwebershaus eben dahin. (II, 55 ff.)

Pfarrer Bluem war auch Kämmerer des Kapitels Mößkirch. Über zwei Jahre
lang hatte er vor seinem Tod einen Vikar namens Sebastian Singer, den das adelige
Stift Wald als Patronatsherrschaft besoldete, so wie es die Beschaffenheit
einer Pfarrei mit sich bringt, deren Pfarrer nicht Decimator major ist, sondern
nur den congruam substentationis partem hat46. Im 58. Lebensjahre machte er
ein Testament. Laut dessen verordnete er, daß er den fratribus vicinioribus [den
benachbarten Mitbrüdern], so bey dem ersten, siebenten und dreißigsten Leichenopfer
47 werden gegenwärtig sein, jedem für alle Opfer 3 fl sollen mit heimgegeben
werden, und jedesmal eine nüchterne und kurze Refection solle abgereicht
werden, bestehend in Suppe, Rindfleisch und Gemüse, nebst Trunk Wein und
Brot. Und ebenso soll seyn Sterbejahrtag mit 1 fl für jeden Kapitular abgehalten
werden, aber ohne Refection, wofür Herr Decan das Geld anticipando bei der
Hinterlassenschafts-Vertheilung zu Händen nehmen solle. (II, 56.) In einem in
lateinischer Sprache geschriebenen Merkwürdigen Fragment führt Blum aus,
wie er als eifriger Seelsorger sich um seine Herde bemühe, gewissenhaft seine
Pflichten erfülle, die Bücher ordnungsgemäß führe, sich um die Schule kümmere,
sich besonders gewissenhaft den Kranken zuwende und alles in allem Vitam vivit
bono Clerico conformem: Curam gerit in gregem sibi commissum Pastori bona
ac zeloso convenientem ac condecentem. [Er führt das einem guten Geistlichen
anstehende Leben, trägt für seine ihm anvertraute Herde die einem guten und
eifrigen Hirten geziemende und entsprechende Sorge]. (II, 88 f.) In dem Kapitelsbericht
ist die Zahl der Pfarrkinder mit 150 angegeben (1710), Chronist Ebe
setzt dazu nun 400 [etwa um, 1828].

Dem damaligen Meßmer Sebastian Stocker — er war Bauer dahier - vermachte
Blum 15 fl nebst einer alten Kutte, weil er ihm mit Roß und Wagen wie auch den
Seinigen vielfältige Dienste geleistet. Seine Bücher sollte der Herr Dekan unter
die Herren Kapitularen vertheilen, damit sie für seine und andere Seelen heilige
Messen lesen sollten. Die Gallusfabrik erhielt 80 fl für jährlich einen Jahrtag für
seine Seele, seine Eltern und Freunde, für die er zu bethen schuldig war oder
versprochen Gutes zu thun. Blum starb 8. 8.1743, da er 73 Jahre alt war. - In
einem Vermerk zweifelt Pfarrer Stauß an der Tradition, Blum sei auf dem
Schlachtfelde zu Boden gestreckt worden. Er sei lange in Ohnmacht da gelegen.
Als ein General nachher das Schlachtfeld besichtigte und über Leichname hinritt,
sei ihm das Pferd auf den Kopf getreten und daher habe er seine Narbe. (II, 55 ff.)

Pfarrer Johann Matthäus Keller, aus Tettnang gebürtig, vor dem Antritt hiesiger
Pfarre am 24 ten November 1743 Pfarrer in Friedingen, soll klein von Person

46 ... deren Pfarrer nicht den Großzehnt, sondern nur das Mindesteinkommen aus den
Erträgnissen der Pfarrei bezieht.

47 Siehe Anmerkung 45.

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