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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0159
Walbertsweiler Pfarrbücher

gewesen und eine stotterte Aussprache gehabt haben. Den 27 ten Juny 1761 stirbt
er; sein Thestament vom 3 ten Oktober 1758 sieht Drittelung seines beträchtlichen
Vermögens vor. Die Testamentsvollstrecker, Dekan Haymb und Oberamtmann
Carl de Kolb mit ihren Adjunkten, verfertigten ein Inventarium und vertheilten
die Erbschaft friedlich in drey Theile. Pfarrer Keller hinterließ ein großes Vermögen
, 7 959 fl 43 kr 2 hlr, so er aber nicht von dem hiesigen geringen Pfarreinkommen
hinterlegt zu haben scheint. Sein Testament sieht Drittelung seines
Vermögens vor an Erben in Mittelbiberach, Aulendorf und Tettnang, auch Vermächtnis
700 fl dem Spital Königseggwald, davon 20 fl Zinsen jährlich an Arme
in den Ämtern Hoßkirch, Riedhausen und Königseggwald. Sein Vater war Mat-
täus Keller, königseggischer Rat und Oberamtsverwalter zu Königseggwald, seine
Stiefschwester/M. Franziska war Chorfrau in Wald48.

Und doch bekam dieser reiche, aber geizige Pfarrer — wie ihn noch viele alte
Leute dahier, die ihn kannten, nennen - nicht einmal einen gestifteten Jahrtag
dahier, so dankbar waren seine drey Erben, und derselbe bey seinen Lebzeiten zu
unbesorgt, indem er darüber nichts Schriftliches aufsetzte und hinterließ. Zusatz
von späterer Hand: Sic est mundi consuetudo. [So ist der Brauch der Welt!]
(II, 59.) Eine Nota am Ende sagt: Man hätte nicht 16 Tage Arbeit gehabt, wenn
kein Streit oder Versuch, das Testament umzustoßen oder zu annullieren, entstanden
wäre, jedoch wurde das Testament nach seinem Inhalt vollzogen. Weil die
leibliche Schwester des Verstorbenen, Franziska Kellerin, eine Klosterfrau zu
Klosterwald, von dem Testamente ihres Bruders ausgeschlossen ward, so machte
ihr sämtliche Erbschaft ein Douceur von 150 fl. - Der dortmalige Meßmer Bernhard
Schweikart bekam wegen Wachen durch 36 Nächte in allem 21 fl. Herr
Keller hatte besonders zur Winterszeit alle Nächte einen Wächter im Hause, um
Diebe von Einbrüchen abzuhalten, auch häufige Streitigkeiten mit den Klosterfrauen
zu Wald, wie noch vielen Leuten hier bekannt ist, und vom Jahre 1760
bis zu seinem Tode 1761 den 27 Juny einen Vikar namens Fidel Henkel. (II, 58 ff.)

Der Nachfolger als Pfarrer dahier war Dioskorus Keckeisen, eines Bauerns
und Bürgers Sohn, von Ach bey Linz gebürtig. Er war vor seinem Aufzug dahier
durch 16 Jahre Pfarrer in Deggenhausen im Kapitel Lindau; er kam hier an den
20 ten August 1761. Da er seinem Pfarramte in jeder Hinsicht mit Eifer und Ordnung
vorstand, so ward er von seinen Pfarrangehörigen dahier sehr geliebt, diesem
ungeachtet entschloß er sich doch, bey der Vacatur der Pfarre Linz von der
hiesigen Pfarre hinweg und dorthin zu ziehen, wozu ihn hauptsächlich die Zwiste,
Streitigkeiten und Praetensionen bewegten, die die damaligen Klosterfrauen
z. B. wegen dem Pfarrtitel, indem die Äbtissin sagte, sie sei Pfarrer dahier, der
Pfarrer von hier nur ihr Vikar, Pfarrvikar, so wie sich auch einige Pfarrer
unterschreiben mußten - wegen der S. Galli Waldung - wegen Levitieren an
hohen Festen zu Wald. Anno 1765 bezog Dioskor Keckeisen die Pfarre Linz, lebte
allda noch viele Jahre, wo er endlich im Frieden entschlief. (II, 61.)

Anno 1765 kam Herr Johann Baptist Baumann, von Wolfegg gebürtig, als
Pfarrer nach Waldbertsweiler. Es entspannen sich zwischen ihm und dem Kloster
Wald gleich anfangs Mißhelligkeiten und Streit. Daher war er nicht gerne hier,
permutierte [tauschte] mit dem Herrn Frühmesser zu Wurmlingen Ignaz Menzin-

48 Rehfus, a. a. O., S. 471.

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